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PENELOPE von Judith Vanistendael ist bewegende, entwaffnende und unterhaltsame Lektüre zugleich, ihre Ärztin eine durch und durch menschliche Figur. In leichten und dynamischen Aquarellzeichnungen erzählt die Autorin die Geschichte einer nicht ganz alltäglichen Familie, von Verantwortung und Einsamkeit. Dabei hinterfragt sie Rollenbilder und stellt ganz nebenbei Homers Odyssee auf den Kopf. Penelope ist Ehefrau, Mutter und Chirurgin. Während ihre Tochter zu Hause in Belgien mit der Pubertät zu kämpfen hat, rettet sie Leben in einem Feldkrankenhaus in Aleppo. In der harten Kriegsrealität…mehr

Produktbeschreibung
PENELOPE von Judith Vanistendael ist bewegende, entwaffnende und unterhaltsame Lektüre zugleich, ihre Ärztin eine durch und durch menschliche Figur. In leichten und dynamischen Aquarellzeichnungen erzählt die Autorin die Geschichte einer nicht ganz alltäglichen Familie, von Verantwortung und Einsamkeit. Dabei hinterfragt sie Rollenbilder und stellt ganz nebenbei Homers Odyssee auf den Kopf. Penelope ist Ehefrau, Mutter und Chirurgin. Während ihre Tochter zu Hause in Belgien mit der Pubertät zu kämpfen hat, rettet sie Leben in einem Feldkrankenhaus in Aleppo. In der harten Kriegsrealität verliert sie Patienten, zu Hause warten ein liebevoller Ehemann und eine entzückende Tochter. Es fällt ihr zunehmend schwerer, ihre Berufung mit ihrem Familienleben in Einklang zu bringen, denn sie denkt ständig an die Toten, die sie zurückgelassen hat.
Autorenporträt
Judith Vanistendael, geboren 1974 in Leuven, Belgien, studierte Kunst in Berlin, Gent und Sevilla und besuchte die renommierte Comicschule Saint-Luc in Brüssel, wo sie inzwischen selbst als Dozentin tätig ist. Sie illustrierte eine Reihe von Kinderbüchern, ehe sie 2007 ihr Comic-Debüt gab.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Sophia Zessnik ist beeindruckt von Judith Vanistendaels Graphic Novel, die in einer Rückschau erzählt, wie sich eine Ärztin ohne Grenzen namens Penelope entscheidet, ihre Familie für ihre Arbeit in Syrien zu verlassen. Wie die Illustratorin (die selbst nicht in Syrien gewesen sei, aber einen Mediziner aus dem Gebiet interviewt und das Flüchtlingslager Moria besucht habe, so Zessnik) die Zerrissenheit Penelopes zwischen den beiden unvereinbaren Welten rein visuell darzustellen vermöge - über Farbintensitäten oder indem sie die Farben über die Umrisse der Figuren treten lasse - findet die Rezensentin bemerkenswert. Am liebsten möchte sie die Geschichte als Zukunftsszenario lesen - denn Penelopes verlassener Mann unterstützt die Entscheidung seiner Frau. Die letzten Seiten, auf denen Vanistendael ihren Moria-Besuch verarbeitet, hätten Zessnik nach zudem ein eigenes Werk verdient.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.04.2021

Opfert sie ihre Familie oder ihre Ideale?
Judith Vanistendaels Comic über eine Ärztin im humanitären Einsatz in Syrien

Man täte sich schwer, Homers Penelope eine Heldin zu nennen, aber ist sie nicht viel eher "göttlich duldsam" als ihr im Epos so apostrophierter Gatte Odysseus? Immerhin wartet sie zwanzig Jahre lang tatenlos und damit im Gegensatz zu ihm auch schuldlos aufs Wiedersehen - ein Musterbild an Treue und Entsagung. Aber Vorbild eben auch nur darin, im traditionellen Verständnis von Weiblichkeit, während ihre jüngste literarische Wiedergängerin eine Frau der Tat ist: als Ärztin in humanitärer Mission im syrischen Bürgerkrieg. Und als Titelheldin des Comics "Penelopes zwei Leben" der belgischen Autorin Judith Vanistendael.

"Ich webe nicht. Ich warte nicht." Das sagt die Penelope von heute, die im Jahr 2015 Notoperationen an den zivilen Opfern in der bombardierten Stadt Aleppo durchführt, während Mann und Tochter Helena daheim in Brüssel geblieben sind. Das klassische Geschlechterklischee ist ausgehebelt, die Frau zieht nun in die Welt hinaus, aber diese Penelope hat ein schlechtes Gewissen. Zum vierzehnten Geburtstag der Tochter kehrt sie zurück; kurz vorher hatte Helena ihre erste Periode, und die Abwesenheit der Mutter bei diesem wichtigen Ereignis trägt die Familie ihr nach. Unter der harmonischen Oberfläche brodelt es, und am Ende, nach Weihnachten und 150 psychologisch intensiven Seiten, wird Penelope wieder aufbrechen nach Aleppo, ohne sich zu verabschieden.

Sie war nie wirklich zurückgekommen, denn mit im Gepäck bei der Heimreise hatte sie ein blutrotes Gespenst: die Erinnerung an ein unter ihren Händen gestorbenes syrisches Kind. Judith Vanistendael zeichnet es so, dass wir es mit Penelopes inneren Augen sehen - das kann ein Comic, weil er Dinge nicht nur beschreibt, sondern zeigt. Die junge Helena trägt meistens rote Kleidung, und deshalb wird in Penelope bei jedem Blick auf ihre Tochter die Erinnerung an Aleppo wach. Das ist mehr, als sie ertragen kann. Das schlechtere Gewissen hat sie gegenüber den Kriegsopfern, also kehrt sie ein zweites Mal zurück, dann in ihre neue Heimat. Der Beginn des Comics war bereits aus der Zukunft erzählt: "Ich habe eine Tochter. In einer Woche wird sie achtzehn. Ich werde nicht da sein an ihrem Geburtstag. Ich habe sie seit vier Jahren nicht gesehen." Was wir danach alles sehen werden in "Penelopes zwei Leben", ist der letzte Versuch gewesen, noch einmal das erste zu leben.

Judith Vanistendael, geboren 1974, ist eine dezidiert politische Comiczeichnerin. Leser dieser Zeitung werden sich an ihre Reportage aus dem Flüchtlingslager Moria auf Lesbos erinnern (F.A.Z. vom 18. April 2018), gezeichnet lange bevor es durch die Brände des vorigen Sommers traurige Berühmtheit errang. Diese Reportage ist dem im Reprodukt Verlag erschienenen neuen Band als Anhang beigegeben. Das ist schlüssig, weil das jeweilige Engagement gegen die humanitäre Katastrophe beide Geschichten - die fiktive wie die erlebte - und beide Protagonistinnen - die ausgedachte Penelope wie ihre Zeichnerin Judith Vanistendael - verbindet. Penelope mag nicht weben, aber sie ist eingesponnen in einen Zwiespalt, der schwerlich bedrückender darzustellen ist.

ANDREAS PLATTHAUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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