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Produktdetails
  • Verlag: Steidl
  • 2000.
  • Abmessung: 335mm
  • Gewicht: 2992g
  • ISBN-13: 9783882437041
  • ISBN-10: 3882437049
  • Artikelnr.: 08615197
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit einem Foto aus dem besprochenen Bildband und einer Reflexion über die Eitelkeit von Fotografen, "sich in der Reportage zu beweisen, der Königsdisziplin der Fotografie", stellt "F.L." die Aufnahmen des Schweizer Mode- und Prominentenfotografen vor. Seine Kompositionen sind "bisweilen von erschreckender Banalität", urteilt der Rezensent. Aber dagegen steht ein Gefühl, das sich beim Anblick der Menschen und Orte aus den Kriegen und Konflikten in Bosnien, Afghanistan, Kuba und Kenia, Sudan und Haiti einstellt: das "der Zuversicht, oft sogar Freude", das aus den Gesichtern der Menschen leuchtet, obgleich dem Betrachter der Grund dafür aus dem "Drumherum" nicht offensichtlich ist. Manchmal fällt der ansonsten respektvoll die Distanz zu seinen Objekten haltende Fotograf in einen "anklägerischen, vorwurfsvollen" Gestus gegenüber der reichen Welt, wenn er kriegsversehrte, sterbende Kinder zeigt, meint "F.L.", - und darüber ist der Rezensent, scheint es, weniger begeistert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2000

Nur noch Schwarz und Weiß
Das Elend: Michel Comtes Reportageaufnahmen

Michel Comte, Schweizer mit Wohnsitz in New York, ist Mode- und Prominentenfotograf. Da liegt es nahe, daß er hin und wieder mit seinem Fotoapparat durch Krisengebiete streift. Denn immer schon, oder zumindest seit Ende des Zweiten Weltkriegs, fühlten sich jene, die sonst den Glamour inszenieren, zugleich von den ganz und gar nicht glamourösen Seiten des Lebens angezogen. Fast könnte man meinen, sie hielten die kalte Künstlichkeit ihrer eigenen Studioarrangements auf Dauer nicht aus und hofften darauf, in Slums und Nervenheilanstalten einen Moment von Lebensnähe, vielleicht sogar von Wahrheit zu spüren.

Ein Stück Eitelkeit ist freilich auch nicht auszuschließen: sich in der Reportage zu beweisen, der Königsdisziplin der Fotografie. Verantwortung, schreibt Michel Comte im sehr knappen Vorwort und einzigen Text seines voluminösen Bildbands "People and Places with No Name", habe ihn zu dieser Arbeit angetrieben, "Verantwortung, die Menschlichkeit zu retten". Seit nunmehr fünfzehn Jahren besucht er dazu immer wieder Krisengebiete, in Bosnien, Afghanistan und im Irak, in Kenia und im Sudan, auf Kuba und Haiti, meist in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz oder Terres des hommes. Seine Abzüge stiftet er für Auktionen auf Wohltätigkeitsgalas.

Comtes Reportageaufnahmen, fast allesamt schwarzweiß, sind weder draufgängerische Kriegsberichterstattung noch rührselige Darstellungen des Elends; und die Kompositionen sind bisweilen von erschreckender Banalität. So setzt sich denn am Ende auch kaum eine einzelne Aufnahme im Gedächtnis fest - jedoch ein Gefühl. Denn es bleibt etwas zurück von der Zuversicht, oft sogar Freude, die sich in den Gesichtern spiegelt, gleichwohl die Umstände des Drumherums kaum jemals Anlaß zu solchen Grundstimmungen geben. Comte fotografiert aus der Distanz des Respekts und erhält dafür offene Blicke. Wie Princess Di, die in den Hinterzimmern der Kriegsschauplätze allein durch ihre Anwesenheit für die Dauer eines Wimpernschlags den Glanz der Humanität verbreitete, so legt Comte gleichsam einen Mantel der Würde über die namenlosen Menschen und Orte in einem trostlosen Abseits.

Ein Hauch von anklägerischem, vorwurfsvollem Impetus gegenüber der reichen, westlichen Welt kann da nicht ausbleiben. Dann zeigt er verkrüppelte, verletzte, bisweilen auch sterbende Kinder. Und einmal zeigt er dabei auch auf sich: In Afghanistan fotografierte Comte einen jungen Krieger, zwischen den Beinen eine Kalaschnikow, auf deren Kolben wiederum ein kleines Bild von Silvester Stallone klebt, in der Rolle des "Rambo". Comte hat dieses Starfoto vor etlichen Jahren für eine Personality-Geschichte aufgenommen.

F.L.

Michel Comte: "People and Places with No Name". Steidl Verlag, Göttingen 2000. 400 S., 380 Abb., geb., 128,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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