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Vor 2500 Jahren wurde mit Perikles einer der bedeutendsten Staatsmänner der Antike in Athen geboren. Unter seiner Ägide erblühte die Stadt als mediterrane Großmacht und entwickelte jene Pracht, deren Abglanz wir heute noch auf der Akropolis erahnen können. Doch ist zugleich mit der Politik des Perikles die Verstrickung Athens in den verheerenden Krieg gegen Sparta und seine Verbündeten verknüpft, der das attische Großreich vernichtete. Gustav Adolf Lehmann hat eine bemerkenswerte Biographie des Perikles geschrieben, in der er dessen Leben, Politik und militärische Verantwortung ebenso…mehr

Produktbeschreibung
Vor 2500 Jahren wurde mit Perikles einer der bedeutendsten Staatsmänner der Antike in Athen geboren. Unter seiner Ägide erblühte die Stadt als mediterrane Großmacht und entwickelte jene Pracht, deren Abglanz wir heute noch auf der Akropolis erahnen können. Doch ist zugleich mit der Politik des Perikles die Verstrickung Athens in den verheerenden Krieg gegen Sparta und seine Verbündeten verknüpft, der das attische Großreich vernichtete. Gustav Adolf Lehmann hat eine bemerkenswerte Biographie des Perikles geschrieben, in der er dessen Leben, Politik und militärische Verantwortung ebenso eindrucksvoll wie differenziert erzählt.

Der Göttinger Althistoriker Gustav Adolf Lehmann bietet zunächst einen Überblick über Kindheit und Jugend des Perikles, die geprägt waren durch die Bedrohung und Zerstörung seiner Heimatstadt durch die Perser - und durch den Sieg über den übermächtig scheinenden Feind. Er beschreibt den Aufstieg des Perikles zum führenden Politiker Athens, sein Verhältnis zu der beargwöhnten Aspasia, die Einführung des Bürgerrechtsgesetzes und die Durchsetzung des Bauprogramms, das ihm zum überzeitlichen Denkmal werden sollte. Schließlich erhellt er die Hintergründe des Peloponnesischen Krieges, den Perikles mitzuverantworten hatte, den wechselvollen Kriegsverlauf der ersten Jahre und den Ausbruch der Pest, der zahllose Athener und auch Perikles selbst zum Opfer fielen. So sind eine dichte Beschreibung einer der dramatischsten Epochen und ein facettenreiches Portrait eines der mächtigsten Männer der Antike entstanden.
Autorenporträt
Gustav Adolf Lehmann lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.06.2008

Ein begnadeter Redner
Ein Politiker, der mit der Selbstregierung des Volkes bitter ernst machte: Gustav Adolf Lehmann erzählt von Perikles
Die Deutschen haben sich, seit es die Alte Geschichte als allgemeines Bildungsgut gibt, schwer getan mit Perikles. Barthold Georg Niebuhr, dessen „Römische Geschichte” das Fach neu begründete, mahnte in der Zeit der Restauration seine vielfach demokratisch gesinnten Studenten an der Universität Bonn: „Dass man nach seinem Namen die glänzendste Zeit Athens das Zeitalter des Perikles nennt, ist allerdings ein neuerer Gedanke. Im Altertum kommt der Ausdruck nicht vor, aber angemessen ist er vollkommen.”
Es waren damals England und Frankreich, die den Demokraten Perikles ohne Einschränkung hochschätzten. Diesseits des Rheins, in Preußen zumal, musste man sich behelfen. Der Hinweis darauf, wie das gehen könnte, kam von keinem geringeren als Thukydides, der in seiner „Geschichte des Peloponnesischen Krieges” ein Bild des Perikles als des idealen Staatsmannes entwarf. Von dort her bezog allerdings der einflussreichste deutsche Historiker der griechischen Geschichte im 19. Jahrhundert, Ernst Curtius, die monarchische Gemüter besänftigende Formel, Athen sei in jenen Jahren der Verfassung nach eine Demokratie, in Wirklichkeit aber die Herrschaft des Perikles gewesen.
Zusammenhalt der Bürger
Das konnte glaubhaft klingen, weil Perikles den zur Abwehr der Persergefahr geschaffenen Seebund rasch zu einem politischen Instrument umwandelte, das am sichtbarsten der Macht Athens diente, was auch der Prachtentfaltung in der Stadt zugute kam. Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf sprach im Titel einer Festrede von des „attischen Reiches Herrlichkeit”, doch das täuschte nicht jeden. Eduard Meyer, zu jener Zeit in der Alten Geschichte ebenso wegweisend wie Wilamowitz in der Klassischen Philologie, befand – ohne begeistert zu sein – es sei damals „in Athen mit der Selbstregierung des Volkes so bitter ernst gemacht worden, wie niemals vorher und nachher in der Geschichte.”
Das „attische Reich” ging im Krieg gegen seine Nachbarn ebenso unter, wie das in seinen Glanz gestellte Reich der Hohenzollern – und viele meinen, aus den selben Gründen: Hybris und Machthunger. Aber damit war das Exempel noch nicht ausgeschöpft. Im Dritten Reich trat der exzellente, aber ideologisch verirrte Althistoriker Helmut Berve mit einer Rektoratsrede hervor, in der er die Volksherrschaft im perikleischen Athen gleichsetzte mit dem, was die Nationalsozialisten als Volksherrschaft ausgaben. Er ließ hinter dem Bild des Perikles unausgesprochen das Bild Hitlers aufscheinen. Diese Rede erschien mit einigen Retuschen auch nach 1945 im Rahmen seiner kleinen Schriften. Der deutsche Sonderweg zu Perikles war 1945 noch lange nicht zu Ende gegangen.
Jetzt aber ist das Erscheinen – übrigens in dem selben Verlag, in dem Berves Buch herauskam – einer neuen Biographie des bedeutenden „Staatsmannes und Strategen” als ein Ereignis zu begrüßen, das für die Gebildeten des Landes einer Zäsur gleich kommt. Gustav Adolf Lehmann, emeritierter Professor für Alte Geschichte in Göttingen und einem breiteren Publikum bekannt durch eine engagierte Demosthenes-Biographie (ebenfalls bis dahin ein Desiderat in der Bundesrepublik Deutschland und auch bei C.H. Beck) stellt einen Perikles vor, „der mit der Selbstregierung des Volkes so bitter ernst” machte, wie kein Politiker vor und nur wenige nach ihm.
Lehmann schildert die verfassungsmäßigen Bedingungen, unter denen Perikles politisch handeln musste und die er zum Teil selbst schuf, er analysiert seine Ziele, beschreibt die außenpolitische Großmachtpolitik der bedeutendsten Seemacht im östlichen Mittelmeer und stellt Geplantes und Erreichtes bei der inneren Entwicklung der Stadt und ihrer Gesetze vor. Vor allem zeigt er, dass die Politik des Perikles nicht notwendig zu der Katastrophe des Krieges führen musste, wenn sie auch der Versuchung Vorschub geleistet haben mochte, dass Athen die eigenen Kräfte überschätzte.
Nicht zuletzt aber gelingt es Lehmann, die Bedingungen der verfassungsmäßigen Ordnung aus den Gegebenheiten und Schwierigkeiten des 5. Jahrhunderts vor Christus zu erläutern. Es gab und gibt ja nicht nur die Vorbehalte gegen das demokratische Athen von rechts, sondern auch solche, die aus manchen Vorschriften und Tatsachen den Schluss ziehen, Athen sei gar keine Demokratie gewesen, was nach heutigen Maßstäben plausibel erscheint. So hat Perikles jene Regelung mit geschaffen, nach der für die Erlangung des Bürgerrechts Voraussetzung war, dass beide Elternteile Athener waren. Metöken (Zugezogene), auch viele Sklaven, konnten in Athen trotzdem gut leben, waren aber von Wahlen und Ämtern ausgeschlossen.
Auf diese Weise wurden die letzten Reste der politischen Relevanz von Standesunterschieden im Gemeinwesen beseitigt und viel für den krisenfesten Zusammenhalt der Bürgerschaft getan. Es war ein Akt von „nation-building”. Wichtig ist ihm bei alledem, dass die athenische Demokratie entgegen allen Einwänden nach der verheerenden Niederlage im Peloponnesischen Krieg keineswegs am Ende war, sondern mit allen Vorzügen – einschließlich der weiteren Produktion gefeierter Dichtungen, gerade auch der Tragödien – einer demokratiefeindlichem Umwelt trotzte.
Lehmann behandelt sehr viel griechische Geschichte von der Landschlacht bei Marathon bis zur Seeschlacht am Strand von Aigospotamoi. Aber er lässt das biographische Interesse der Leser nicht zu kurz kommen. Dass er hier manches auch Vergnügliche mitteilen kann, verdankt er wie alle Historiker vor ihm dem kaiserzeitlichen Geschichtsschreiber Plutarch, der fünfhundert Jahre nach Perikles das Beste aus einer reichen Tradition schöpfen konnte. Im demokratischen Athen war das einzig erlaubte Herrschaftsmittel die Rede in der Volksversammlung. Hier muss Perikles Könner in einem Maße gewesen sein, das wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Einer seiner innenpolitischen Gegner, ein berühmter Sportler und Sohn eines ebenso berühmten Ringkämpfers und Trainers wurde, nachdem er immer wieder gegen Perikles verlor, gefragt, ob er ihn nicht wenigstens im Ringkampf zu Boden werfen könne. Der erwiderte, das könne er wohl, aber anschließend werde Perikles aufstehen und dem Publikum erklären, das sei gar nicht geschehen – und das Publikum werde ihm glauben.
Zum Ärger der Familie
Perikles, der den demokratischen Gepflogenheiten gehorchend, sorgfältig darauf achten musste, dass ihm nicht Vorteilsgewinnung aus seinem politischen Amt vorgeworfen werden konnte, unterwarf auch seine Einkünfte aus privatem Vermögen einer strengen Kontrolle bei klarer Transparenz. Das gefiel den Mitgliedern seiner Familie wenig, denn sie mochten nicht einsehen, warum sie darben sollten, weil der Vater politisch tätig war. Es ist dies nicht die einzige Stelle in dieser Biographie, bei deren Lektüre sich der Leser an Magazinartikel aus Hamburg oder New York erinnern mag.
Lehmanns „Perikles” besteht aus zwei Büchern. Auf den Erzähltext von 250 Seiten folgen reichlich achtzig Seiten Anmerkungen, von denen sich etliche wie kleine Glossen lesen, so zu den Gefallenen bei den Thermopylen oder zur Schlacht bei „Oinoe” , richtig: Tanagra/Oinophyta. Hier tut Lehmann das Seine, einer beachtlichen Forschungsleistung seines Münsteraner Lehrers Hans Erich Stier zu berechtigtem Ansehen zu verhelfen. Das einschlägige Fach-Handbuch – ebenfalls aus dem C.H. Beck-Verlag – hatte sich dazu – nicht entschließen können, obwohl der Sachverhalt seit langem klar ist: eine Schlacht bei Oinoe hat es nicht gegeben, gemeint sind die Schlachten bei Tanagra und Oinophyta.
Auf Stier bezieht sich Lehmann auch dankbar als einen Vorläufer bei dem Bemühen um eine sachgemäße Würdigung des Perikles, ein Bemühen, das in den fünfziger Jahren noch nicht sehr geschätzt wurde. Besonderen Respekt erweist Lehmann auch dem großen Athen-Buch seines Münchner Kollegen Christian Meier. Aber es sind nicht viele verwandte Werke, auf die er verweisen mag, zumal nicht aus dem 20. Jahrhundert. Zu wünschen ist nun, dass die Zeit der Schwierigkeiten, die man in Deutschland mit Perikles hatte, endgültig der Vergangenheit angehört. Lehmann müsste jetzt nur noch, um eine Trias zu vollenden, ein Buch über Cicero schreiben. Da gibt es allerdings viel Konkurrenz. JÜRGEN BUSCHE
GUSTAV ADOLF LEHMANN: Perikles. Staatsmann und Stratege im klassischen Athen. C.H. Beck Verlag, München 2008.367 Seiten, 24,90 Euro.
So sah Philipp von Foltz im Jahr 1852 das „Zeitalter des Perikles”. Abb.: akg-images/pa
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Da die deutsche Altertumsforschung auch noch nach 1945 mit dem demokratischen Staatsmann Perikles ihre Schwierigkeiten hatte, bejubelt Jürgen Busche das nun vorliegende Buch des emeritierten Göttinger Professors für Alte Geschichte als Wendepunkt in der Forschung. Lehmann lässt keinen Zweifel daran, dass Perikles in Athen erstmals die Selbstregierung des Volkes konsequent umsetzte, so Busche zustimmend, der eingehend referiert, wie andere Forscher dieses Bild nach den jeweiligen Verhältnisses retuschiert wurde - mal ein bisschen monarchistischer, mal ein wenig nationalsozialistischer. Lehmann schildere dagegen erhellend den historischen Kontext, die innen- und außenpolitischen Bedingungen und Ziele und Erfolge des perikleischen Athen, stellt der Rezensent beeindruckt fest. Außerdem weist er darauf hin, dass der Autor nicht zuletzt tief aus der Quelle des Plutarch schöpft, der viel Biografisches und damit auch Amüsantes über Perikles zu berichten hat.

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