Es interessiert nicht als was jemand geboren ist, sondern zu was er wird. – Joanne K. Rowling
19. Jh. Wilhelm wächst als Bauersohn in ärmlichen Verhältnissen in Dörfchen Wollseifen auf. In der Winterzeit hat er Gelegenheit, bei der Tuchfabrikantenfamilie Becker in Monschau zu verbringen, wo er
schon bald mit dem gleichaltrigen 8-jährigen Sohn Jakob eng befreundet ist. Die Dritte im Bunde ist…mehrEs interessiert nicht als was jemand geboren ist, sondern zu was er wird. – Joanne K. Rowling
19. Jh. Wilhelm wächst als Bauersohn in ärmlichen Verhältnissen in Dörfchen Wollseifen auf. In der Winterzeit hat er Gelegenheit, bei der Tuchfabrikantenfamilie Becker in Monschau zu verbringen, wo er schon bald mit dem gleichaltrigen 8-jährigen Sohn Jakob eng befreundet ist. Die Dritte im Bunde ist Luise, die Arzttochter und Nachbarin der Beckers. Die drei Kinder streifen gemeinsam durch die Landschaft, erleben so manches Abenteuer und schwören sich ewige Treue am Perlenbach. Doch mit zunehmendem Alter driftet das Kleeblatt auseinander. Während Luise danach strebt, Ärztin zu werden, hofft Jakob auf ein unabhängiges Leben weit ab von der Fuchtel seines Vaters. Und Wilhelm möchte etwas erreichen und nie mehr Armut leiden. Als Wilhelm, Jacob und Luise nach langer Zeit bei einem Fest aufeinandertreffen, kommt es zu einem durch Wilhelm ausgelösten Eklat…
Anna-Maria Caspari hat mit „Perlenbach“ die Vorgeschichte ihres Eifel-Romans „Ginsterhöhe“ vorgelegt, der nicht mit einem akribisch recherchiertem historischen Hintergrund punktet, sondern den Leser auch mit den Lebensläufen dreier beeindruckender Hauptprotagonisten zu überzeugen weiß. Der flüssige, farbenprächtige und empathische Erzählstil katapultiert den Leser schnell ins 19. Jahrhundert, wo er zuerst den jungen Wilhelm und seine Lebensumstände kennenlernt, um dann auch auf Jacob und dessen Familie sowie auf die Nachbarstochter Luise zu treffen. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum 1867 bis 1904 und zeigt die individuellen Lebenswege der drei so unterschiedlichen Freunde auf. Wilhelm kennt die Armut aus erster Hand, denn seine Familie lebt mehr schlecht als recht von der Schafzucht. Auf dem elterlichen Betrieb will er nicht arbeiten, sondern unbedingt raus aus seinem Heimatdorf, um etwas aus sich zu machen und nicht länger Hunger leiden zu müssen. Dies gelingt ihm, indem er in der Tuchfabrik Becker eine Arbeit annimmt. Jakob Becker dagegen wird schon früh darauf getrimmt, später einmal die Fabrik vom Vater zu übernehmen. Dabei hat er ganz andere Vorstellungen davon, wie sein Leben aussehen soll, vor allem aber will er dem Einfluss der Familie entfliehen, um sein Geheimnis zu hüten. Luise möchte unbedingt wie ihr Vater den Arztberuf ausüben, nur lebt sie noch im falschen Jahrhundert. Obwohl die Zeit der Industrialisierung einige Möglichkeiten eröffnet, hakt es immer noch an den gesellschaftlichen Normen und Konventionen, so dass so mancher Traum zerbricht. So ist Luise als Frau der Zugang zum Studium bisher verwehrt. Doch sie kämpft darum und lässt keine Möglichkeit aus, sich weiterzubilden. Was lange Zeit ein eingeschworenes Freundeskleeblatt war, verliert sich mit zunehmendem Alter immer mehr aus den Augen, wobei auch der historische Hintergrund mit seinen Anteil trägt. Die Autorin erzählt facettenreich und fesselnd, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann und die Seiten regelrecht verschlingt, während ihn ein farbenfrohes Kopfkino begleitet.
Die Charaktere sind lebendig ausgestaltet und in Szene gesetzt, sie überzeugen mit authentischen menschlichen Eigenschaften und lassen den Leser sehr nahe an sich heran. Dadurch hat dieser einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und heftet sich an ihre Fersen. Wilhelm ist zielstrebig, fleißig und weiß genau, was er will. Allerdings muss er sehr hart kämpfen, um den ihn umwehenden Duft der Armut zu vertreiben. Luise ist hartnäckig, hat fortschrittliche, fast schon moderne Ansichten und kämpft wie eine Löwin, um Ärztin zu werden. Auch wenn ihr ständig gesellschaftlich Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, hat sie einen langen Atem und gibt nicht auf. Jakob wirkt neben Wilhelm und Luise recht blass, trieft vor Selbstmitleid, ist hypersensibel und zeigt so gut wie keinen Elan, seine eigenen hohen Ziele zu verwirklichen. Er wirkt wie ein verzogenes Muttersöhnchen.
„Perlenbach“ begeistert mit akribisch recherchiertem historischem Hintergrund sowie bewegenden Lebensläufen der drei Hauptprotagonisten. Bildhaft und packend erzählt mit absoluter Leseempfehlung!