Die Präsidenten einiger Staaten geben Anlass, an der Resistenz des demokratischen Systems gegen die Ansteckung mit einem autokratischen Virus zu zweifeln. Obendrein zeigte das Krisenmanagement während der Coronapandemie, dass selbst in gut funktionierenden Demokratien gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln von Bundes- und Landesregierungen durch einsame Entscheidungen ersetzt wurden. Deshalb wurde die Staatsform Demokratie einer Diagnose unterzogen, mit der ihre demokratischen Eigenschaften unter die Lupe genommen wurden. Verschiedene Perspektiven gestatten immer wieder neue Einblicke in ihre Funktionen. Berühmte Wissenschaftler verkörpern beispielhaft verschiedene Blickwinkel, weil jeder eine andere Eigenschaft in ihr entdeckt hat. Ein Rückblick in die Geschichte offenbart eine Wandlung von einem Modell der gemeinsamen Entscheidungsfindung zu einem System, in dem ein Volk nur noch die Konsequenzen seiner Wahlentscheidung zu spüren bekommt. Nach den großen Strukturen bietet die Konzentration auf einzelne Menschen wieder eine neue Sicht auf die Demokratie. Eine zentrale Frage stellt sich von selbst, nämlich wer die Persönlichkeiten sind, die ein Land führen. Die Annahme, über andere Menschen bestimmen zu können, erfordere ein besonderes Gespür für die Bedürfnisse des Volkes, wird von Forschern überraschenderweise widersprochen. Damit wird die die Psyche der Menschen zu einem zentralen Untersuchungsobjekt, weil man mit ihr auch dem Geheimnis auf die Spur kommen kann, wie Wähler auf der einen und Politiker auf der anderen Seite ihre Entscheidungen treffen. Dabei kommen Erscheinungen in einer modernen Demokratie ans Licht, mit denen die Idee einer gemeinsamen Willensbildung gar nicht verwirklicht werden kann. Erstaunlicherweise funktioniert sie in vielen Ländern trotzdem.