View our feature on Jane Austen. Twenty-seven-year old Anne Elliot is Austen's most adult heroine. Eight years before the story proper begins, she is happily betrothed to a naval officer, Frederick Wentworth, but she precipitously breaks off the engagement when persuaded by her friend Lady Russell that such a match is unworthy. The breakup produces in Anne a deep and long-lasting regret. When later Wentworth returns from sea a rich and successful captain, he finds Anne's family on the brink of financial ruin and his own sister a tenant in Kellynch Hall, the Elliot estate. Al the tension of the novel revolves around one question: Will Anne and Wentworth be reunited in their love? Jane Austen once compared her writing to painting on a little bit of ivory, 2 inches square. Readers of Persuasion will discover that neither her skill for delicate, ironic observations on social custom, love, and marriage nor her ability to apply a sharp focus lens to English manners and morals has deserted her in her final finished work.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.19971817
Jane Austen "Überredung"
Wie jener Vogel, von dem Borges erzählt (er fliege rückwärts, denn er wolle nicht wissen, wohin es gehe, sondern woher er komme), so gehn wir hier in die geschriebene Welt zurück. Und wenn uns einer stirbt, dann erst beginnen seine Jahre; so jetzt die Jahre Jane Austens. Sie starb, einundvierzigjährig, 1817, und hinterließ (vermeiden Sie eine neuerdings fertiggeschriebene Version!) ein unfertiges Buch, "Sanditon", witzig, temporeich, und mehr als ihre Romane sonst getränkt mit jener Ironie, deren fast verklärende Milde (als trage die Autorin eine dunkel getönte Brille, daß man nicht erkennt, wie schrecklich genau sie beobachtet) so elegant hinwegtäuscht über ihren profunden Sarkasmus; und hinterließ ferner ein fertiges Buch, das im Jahr nach ihrem Tod erschien, "Persuasion" (Überredung, mitunter deutsch als "Anne Elliot"). Bei Jane Austen, in deren Büchern auch sonst schon, ganz wie bei andern großen Porträtisten der Gesellschaft, ein nicht einmal direkt ausgesprochenes Ja oder Nein mehr wiegt als anderswo Ruin, Triumph und Mord und Jüngstes Gericht, bei Jane Austen ist hier die Zeit selbst für Ja und Nein schon vorbei: Eine junge Frau hat vor Jahren aus gesellschaftlichen Rücksichten nein gesagt zu einem Mann nicht ganz ihres Standes; aber dieser ganze Stand ist inzwischen endgültig tönern geworden, hohl, das ist ihr - sie ist unverheiratet geblieben - in den Jahren seither klargeworden. Nun trifft sie jenen Mann wieder, sie liebt ihn noch, er sie wohl auch, aber sie muß erst allmählich wieder zu sich kommen, muß auch erst allmählich ihr halb verblühtes Leben wieder zurückgewinnen, das fast verlorengegangene Gefühl ihrer Liebenswürdigkeit - ehe sie spüren kann, wie jener Mann auch wieder dahinterkommt, wer sie für ihn einst war und immer mehr auch wieder ist, und ehe sie dann (und dieser Schritt gehört bei Jane Austen immer zu den schönsten, die sie ihre Frauenfiguren machen läßt) den Geliebten dazu bewegen kann, ihr endlich zu sagen, daß er sie will. Das hätte ihr nicht unbedingt glücken müssen, alles hätte danebengehn können; aber wie es nun doch gelingt, das läßt besonders deutlich und deutlicher als die Verbitterung, wenn alles in Scherben ginge, das Schwankende erkennen in den Bedingungen unsres Glücks. (Jane Austen: "Überredung". Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe. Reclam Verlag, Stuttgart 1984. 320 S., br., 12,- DM; auch, in andern Übersetzungen, bei Manesse, Insel, Diogenes.) R.V.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jane Austen "Überredung"
Wie jener Vogel, von dem Borges erzählt (er fliege rückwärts, denn er wolle nicht wissen, wohin es gehe, sondern woher er komme), so gehn wir hier in die geschriebene Welt zurück. Und wenn uns einer stirbt, dann erst beginnen seine Jahre; so jetzt die Jahre Jane Austens. Sie starb, einundvierzigjährig, 1817, und hinterließ (vermeiden Sie eine neuerdings fertiggeschriebene Version!) ein unfertiges Buch, "Sanditon", witzig, temporeich, und mehr als ihre Romane sonst getränkt mit jener Ironie, deren fast verklärende Milde (als trage die Autorin eine dunkel getönte Brille, daß man nicht erkennt, wie schrecklich genau sie beobachtet) so elegant hinwegtäuscht über ihren profunden Sarkasmus; und hinterließ ferner ein fertiges Buch, das im Jahr nach ihrem Tod erschien, "Persuasion" (Überredung, mitunter deutsch als "Anne Elliot"). Bei Jane Austen, in deren Büchern auch sonst schon, ganz wie bei andern großen Porträtisten der Gesellschaft, ein nicht einmal direkt ausgesprochenes Ja oder Nein mehr wiegt als anderswo Ruin, Triumph und Mord und Jüngstes Gericht, bei Jane Austen ist hier die Zeit selbst für Ja und Nein schon vorbei: Eine junge Frau hat vor Jahren aus gesellschaftlichen Rücksichten nein gesagt zu einem Mann nicht ganz ihres Standes; aber dieser ganze Stand ist inzwischen endgültig tönern geworden, hohl, das ist ihr - sie ist unverheiratet geblieben - in den Jahren seither klargeworden. Nun trifft sie jenen Mann wieder, sie liebt ihn noch, er sie wohl auch, aber sie muß erst allmählich wieder zu sich kommen, muß auch erst allmählich ihr halb verblühtes Leben wieder zurückgewinnen, das fast verlorengegangene Gefühl ihrer Liebenswürdigkeit - ehe sie spüren kann, wie jener Mann auch wieder dahinterkommt, wer sie für ihn einst war und immer mehr auch wieder ist, und ehe sie dann (und dieser Schritt gehört bei Jane Austen immer zu den schönsten, die sie ihre Frauenfiguren machen läßt) den Geliebten dazu bewegen kann, ihr endlich zu sagen, daß er sie will. Das hätte ihr nicht unbedingt glücken müssen, alles hätte danebengehn können; aber wie es nun doch gelingt, das läßt besonders deutlich und deutlicher als die Verbitterung, wenn alles in Scherben ginge, das Schwankende erkennen in den Bedingungen unsres Glücks. (Jane Austen: "Überredung". Aus dem Englischen übersetzt von Ursula und Christian Grawe. Reclam Verlag, Stuttgart 1984. 320 S., br., 12,- DM; auch, in andern Übersetzungen, bei Manesse, Insel, Diogenes.) R.V.
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