Der Dichter Fernando Pessoa zählt zu den Hausgöttern Peter Hamms. In seinem neuen Band beleuchtet er das komplizierte Verhältnis Pessoas zu Politik und Mystik, lenkt die Aufmerksamkeit in den Essays aber auch auf andere Dichter der Iberischen Halbinsel: Camoes, der den Untergang des portugiesischen Reichs besang; Miguel de Unamuno, der alle Widersprüche Spaniens in sich austrug; Antonio Machado, der ergreifendste Lyriker im Spanien des 20. Jahrhunderts; Salvador Espriu, der mit seiner Poesie zur Stimme Katalaniens wurde. Schließlich zeichnet Peter Hamm das Martyrium der Liebe zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan nach, und er feiert die zweistimmige Einheit der Freunde Hermann Lenz und Peter Handke.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2012Richtig leiden
Aufs Ganze gesehen sind Massentourismus und Quasi-Bankrott für Portugal und Spanien verschwindend kleine Irrtümer, ein wenig Schmutz nur auf der Oberfläche. Wer ihn wegwischt - und niemand tut das so elegant wie Peter Hamm -, den prunkt sogleich wieder das alte, hehre Iberische an. Es ist die Veredelung eines größeren Leidens, dem an der Zeitlichkeit, dessen Zelebrieren sich von den gegenwärtigen Demonstrationen stark unterscheidet: "Die wahrhaft Leidenden rotten sich nicht zusammen, sie bilden keine Gemeinschaft: wer leidet, leidet allein", schrieb Fernando Pessoa. Aber wer liest schon das Werk von Pessoas Vorbild Luís de Camões (das "aus abgrundtiefer Seeleneinsamkeit kommt"), des Dichters Miguel de Unamuno ("der zu jedem Ja ein Nein suchte und zu jedem Nein ein Ja"), des Katalanen Salvador Espriu ("dessen Pathos sich eher aus kleinen als großen Gegenständen nährt") oder des Poeten Antonio Machado ("Die Einfachheit der Dichtung Machados war und blieb immer ihr größtes Geheimnis")? Viel zu wenige! Hamm, ein intimer Kenner der iberischen Literatur, führt pointiert und mit so ehrlicher Begeisterung in Werke, Biographien und Denkungsarten ein, dass sich die Euphorie überträgt. Lasst euch diese Schätze nicht entgehen, so der Generalbass dieser Essays aus den vergangenen zehn Jahren, erweitert um Lobreden und einige freie Stücke. (Peter Hamm: "Pessoas Traum. Oder: ,Sei vielgestaltig wie das Weltall!'" Aufsätze zur Literatur. Hanser Verlag, München 2012. 254 S., br., 19,90 [Euro]) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aufs Ganze gesehen sind Massentourismus und Quasi-Bankrott für Portugal und Spanien verschwindend kleine Irrtümer, ein wenig Schmutz nur auf der Oberfläche. Wer ihn wegwischt - und niemand tut das so elegant wie Peter Hamm -, den prunkt sogleich wieder das alte, hehre Iberische an. Es ist die Veredelung eines größeren Leidens, dem an der Zeitlichkeit, dessen Zelebrieren sich von den gegenwärtigen Demonstrationen stark unterscheidet: "Die wahrhaft Leidenden rotten sich nicht zusammen, sie bilden keine Gemeinschaft: wer leidet, leidet allein", schrieb Fernando Pessoa. Aber wer liest schon das Werk von Pessoas Vorbild Luís de Camões (das "aus abgrundtiefer Seeleneinsamkeit kommt"), des Dichters Miguel de Unamuno ("der zu jedem Ja ein Nein suchte und zu jedem Nein ein Ja"), des Katalanen Salvador Espriu ("dessen Pathos sich eher aus kleinen als großen Gegenständen nährt") oder des Poeten Antonio Machado ("Die Einfachheit der Dichtung Machados war und blieb immer ihr größtes Geheimnis")? Viel zu wenige! Hamm, ein intimer Kenner der iberischen Literatur, führt pointiert und mit so ehrlicher Begeisterung in Werke, Biographien und Denkungsarten ein, dass sich die Euphorie überträgt. Lasst euch diese Schätze nicht entgehen, so der Generalbass dieser Essays aus den vergangenen zehn Jahren, erweitert um Lobreden und einige freie Stücke. (Peter Hamm: "Pessoas Traum. Oder: ,Sei vielgestaltig wie das Weltall!'" Aufsätze zur Literatur. Hanser Verlag, München 2012. 254 S., br., 19,90 [Euro]) oju
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