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Paradise Now zeigt sowohl inszenierte als auch vom Stadtwachstum unberührt gelassene Naturfragmente am Rande der künstlich beleuchteten Infrastruktur asiatischer Großstädte. Die Lichter der Großstadt folgen im Unterschied zum natürlichen Licht keiner Richtung, die künstlichen Sonnen aus Natriumdampflampen, Autoscheinwerfern und angestrahlten Wolkenkratzern bilden eine Art "Vernacular Light", welches das städtische Super-Grün zwischen hyperreal und surreal changieren lässt. Die Bilder zelebrieren das üppige Grün als Zeichen der Hoffnung, werfen aber auch die Frage auf, ob wir dieses Leuchten…mehr

Produktbeschreibung
Paradise Now zeigt sowohl inszenierte als auch vom Stadtwachstum unberührt gelassene Naturfragmente am Rande der künstlich beleuchteten Infrastruktur asiatischer Großstädte. Die Lichter der Großstadt folgen im Unterschied zum natürlichen Licht keiner Richtung, die künstlichen Sonnen aus Natriumdampflampen, Autoscheinwerfern und angestrahlten Wolkenkratzern bilden eine Art "Vernacular Light", welches das städtische Super-Grün zwischen hyperreal und surreal changieren lässt. Die Bilder zelebrieren das üppige Grün als Zeichen der Hoffnung, werfen aber auch die Frage auf, ob wir dieses Leuchten angesichts der prognostizierten Klimakatastrophe überhaupt noch verantworten wollen. Niemals zuvor waren unsere Städte so hell; in Zukunft werden sie nicht mehr so strahlen können. Diese Fotos erinnern uns daran, dass Dekadenz und Unvernunft immer ziemlich gut aussehen. Die Bilder entstanden zwischen Oktober 2007 und März 2008 in Hanoi, Jakarta, Singapur, Bangkok und Kuala Lumpur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2009

Das helle Herz der Finsternis

Am Rand asiatischer Millionenstädte hat der Fotograf Peter Bialobrzeski urwüchsige Dschungel aufgespürt.

Von Thomas Köster

Glaubt man der Bibel, hat der Herrgott den Garten Eden nach dem Sündenfall für Adam, Eva und uns Nachgeborene mit einem strikten Besuchsverbot belegt. "Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens die Kerubim auf, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten", heißt es im Buch Genesis über den Rauswurf, der in Ackerbau, Viehzucht und Stadtplanung mündete. Seitdem ist das Paradies wohl verwildert - und menschenleer.

In "Paradise Now" ist Peter Bialobrzeski zu den letzten Rudimenten von Eden zurückgekehrt. Mit seiner schweren Großbildkamera ist der Hamburger Fotograf auf den knatternden Mopeds ortskundiger Kollegen an die ausgefransten Ränder der explodierenden Megalopolen Asiens gefahren. Waghalsig ist er auf Parkhausdächer und Wolkenkratzer geklettert, um das von Baggern und Planierraupen noch unberührte Naturschöne festzuhalten. Denn Bialobrzeskis Paradies liegt eben nicht irgendwo an Euphrat und Tigris, sondern an der Peripherie von Jakarta oder Singapur, von Bangkok, Kuala Lumpur und Hanoi.

Entstanden sind siebzig Nachtaufnahmen an der Grenze zwischen natürlichem und urbanem Wildwuchs, die wirken, als hätte der Herrgott selbst gewaltige Fotolampen angeknipst, um nachzusehen, was aus seiner Schöpfung geworden ist - oder wie ein ironischer Zukunftsblick ins himmlische Jerusalem, in dem die strahlende Herrlichkeit des Weltenlenkers Mond und Sonne bekanntlich überflüssig macht (Offenbarung 21,23).

In "Paradise Now" aber waren es Natriumdampflampen, Autoscheinwerfer, Straßenbeleuchtungen und angestrahlte Wolkenkratzer, die die vergessene Natur in ein surreales, perspektivlos flutendes Licht tauchen. Hinter dem scheinbar undurchdringlichen Blattwerk der überwucherten Palmen-, Bambus- und Laubbaumwälder drängen die blendenden Schemen der Hochhaustürme, Parkhäuser und Autobahnbrücken hartnäckig nach vorne. Dem Paradies droht die Zerstörung. Gottes wachsame Kerubime sind schon lange fort.

Überhaupt lassen Bialobrzeskis Aufnahmen aus dem grellen Herzen der Finsternis immer schon die Apokalypse erahnen. Laut Vorwort werfen diese Fotos sogar aktuell "die Frage auf, ob wir dieses Leuchten angesichts der Klimakatastrophe noch verantworten wollen".

Das ist die doppelbödig moralische Botschaft dieser in der digitalen Dunkelkammer nachbearbeiteten Reisebilder, deren lange Belichtungszeiten die Natur melancholisch verwischen und die hektisch durch die Straßen hetzenden Bewohner der Millionenstädte im Hintergrund prophetisch verschwinden lassen. Nirgends wird diese hintergründige Zivilisationskritik deutlicher als auf dem Bild eines Baukrans, der sich durch den erleuchteten Garten Eden frist. In der Langzeitbelichtung wirkt sein illuminiert rotierender Schwenkarm wie eine überdimensionierte Kreissäge aus reinem Licht, die sich unaufhörlich eine Schneise ins Grün des Dschungels fräst - oder wie ein Ufo, von dem aus Außerirdische einen Blick auf das menschliche Endzeitdesaster werfen.

Sollten in nicht allzu ferner Zukunft einmal Abgesandte einer höheren Intelligenz zu unserem einst paradiesischen und dann menschenleeren Planeten reisen, dann wäre dieser aus Zivilisationsruinen beleuchtete Urwaldrest für sie vielleicht das einprägsamste Bild für die Geschichte des Homo sapiens, der bis zu seinem Aussterben trotz des Bisses in die Frucht vom Baum der Erkenntnis zwischen Gut und Böse nie zu unterscheiden lernte.

"Paradise Now" von Peter Bialobrzeski. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2009. 132 Seiten, 70 Farbabbildungen. Gebunden, 58 Euro. Wandgroße Abzüge der Bilder zeigt die Galerie Robert Morat (Kleine Reichenstraße 1, 20457 Hamburg) bis zum 8. Juli.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Was spriesst denn da? Ein wunderschöner Bildband stellt die grünen Seiten asiatischer Metropolen vor." annabelle

"Das verführerische Licht in diesen großartigen Aufnahmen, die harmonische - natürliche - Komposition der Bilder haben etwas Luziferisches an sich. Bialobrzeski lässt alles offen in seinem opulent gestalteten Buch." kunst:art