Den Schrecken des industriellen Krieges darstellen: Wie nahe muss man herangehen? Wie viel Elend und Tod muss man zeigen? Der Schweizer Peter Hebeisen (_ 1956) wählte für seine Serie über europäische Schlachtfelder des 20. Jahrhunderts den konträren Weg, er trat einen Schritt zurück: Großformatige, in der Tradition der romantischen Landschaftsmalerei stehende Tableaus von Verdun, Stalingrad oder Sarajewo zeigen die Sicht des Schlachtenlenkers hoch zu Ross auf militärstrategische Schlüsselpositionen. Um die Feldherrnperspektive einzufangen, wurde die Kamera etwa 3 Meter über dem Erdboden postiert, symbolhaft distanziert - die Generalität agierte brutal, mit traumatischen Folgen für Generationen. Über 40 000 Kilometer legte Peter Hebeisen zurück, um zu den Kampfplätzen mit den größten Opferzahlen zu gelangen, von der französischen Atlantikküste bis weit nach Russland hinein. Seine Neuvermessung Europas ruft die Unfassbarkeit der Geschehnisse in Erinnerung und bewahrt die historische Erfahrung, die diese Orte bergen.
Ausstellung: Fabian & Claude Walter Galerie 2.10.-1.11.2014
Ausstellung: Fabian & Claude Walter Galerie 2.10.-1.11.2014
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.201420. Was von den Schlachten übrigblieb
Die Idee ist ganz einfach: Ein Fotograf reist durch die Welt und nimmt Schlachtfelder auf. Aber Peter Hebeisen hat sie sich schwierig gemacht. Er hat sich einen Kleinbus gekauft und ist kreuz und quer durch Europa gefahren, von Guernica bis Wolgograd, von Wiborg bis Sarantoporo. Und er hat die Schlachtfelder, die er sah, gerade nicht so aufgenommen, dass man die Spuren des Krieges darauf sieht. Sondern als Oasen des Friedens. Reglos stehen die Pinien in der Bucht von Suvla bei Gallipoli. Grün und fruchtbar dehnt sich die Ebene von Caporetto in Slowenien. Ruhig fließt die Maas vor Verdun. Und das Skagerrak hat sich längst über den gesunkenen Schiffen geschlossen. Hebeisen spielt ein Spiel mit dem Betrachter: Ich zeig' dir was, was du nicht siehst. Man muss wissen, was da war. Dann öffnet sich der Vorhang der Bilder, und man blickt in den Abgrund der Geschichte.
kil
Peter Hebeisen: "Battlefields". Hatje Cantz, 144 Seiten, 95 Abbildungen, 39,80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Idee ist ganz einfach: Ein Fotograf reist durch die Welt und nimmt Schlachtfelder auf. Aber Peter Hebeisen hat sie sich schwierig gemacht. Er hat sich einen Kleinbus gekauft und ist kreuz und quer durch Europa gefahren, von Guernica bis Wolgograd, von Wiborg bis Sarantoporo. Und er hat die Schlachtfelder, die er sah, gerade nicht so aufgenommen, dass man die Spuren des Krieges darauf sieht. Sondern als Oasen des Friedens. Reglos stehen die Pinien in der Bucht von Suvla bei Gallipoli. Grün und fruchtbar dehnt sich die Ebene von Caporetto in Slowenien. Ruhig fließt die Maas vor Verdun. Und das Skagerrak hat sich längst über den gesunkenen Schiffen geschlossen. Hebeisen spielt ein Spiel mit dem Betrachter: Ich zeig' dir was, was du nicht siehst. Man muss wissen, was da war. Dann öffnet sich der Vorhang der Bilder, und man blickt in den Abgrund der Geschichte.
kil
Peter Hebeisen: "Battlefields". Hatje Cantz, 144 Seiten, 95 Abbildungen, 39,80 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Er schreibt den Motiven eine Lebensfeindlichkeit ein, die man aber immer als eine Momentaufnahme wahrnimmt. Die Wolken werden sich wieder verziehen, die Sonne wieder scheinen.« Süddeutsche Zeitung