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Peter von Oertzen: linker Reformist, Marxist und demokratischer Sozialist.Aufgewachsen in Berlin zwischen preußischen Traditionen und konservativer Revolution, geprägt von Nationalsozialismus und Krieg, wandelte sich Peter von Oertzen nach 1945 zu einem linken Sozialisten und Marxisten. Parallel zu seiner Etablierung als Politikwissenschaftler in Niedersachsen lag sein politischer Fokus auf informellen Netzwerken, Zeitschriftenprojekten und gewerkschaftlicher Bildungsarbeit.Um 1968 rückte er in der SPD auf verantwortungsvolle Positionen vor. Der Landtagsabgeordnete, Bezirksvorsitzende und…mehr

Produktbeschreibung
Peter von Oertzen: linker Reformist, Marxist und demokratischer Sozialist.Aufgewachsen in Berlin zwischen preußischen Traditionen und konservativer Revolution, geprägt von Nationalsozialismus und Krieg, wandelte sich Peter von Oertzen nach 1945 zu einem linken Sozialisten und Marxisten. Parallel zu seiner Etablierung als Politikwissenschaftler in Niedersachsen lag sein politischer Fokus auf informellen Netzwerken, Zeitschriftenprojekten und gewerkschaftlicher Bildungsarbeit.Um 1968 rückte er in der SPD auf verantwortungsvolle Positionen vor. Der Landtagsabgeordnete, Bezirksvorsitzende und niedersächsische Kultusminister behauptete sich im Spannungsfeld von konservativer Opposition, außerparlamentarischer Kritik und Regierungsverantwortung. 20 Jahre vertrat er den linken Flügel im Parteivorstand. Als Vordenker sorgte er sich um den Zusammenhalt der Partei und begriff die Grünen früh als Dialogpartner.Die Studie analysiert auf breiter Quellengrundlage von Oertzens spannungsreichen Lebensweg und verortet ihn innerhalb politischer Netzwerke und intellektueller Bezugswelten. Auf diese Weise ergeben sich ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert.Ausgezeichnet mit dem Preis für niedersächsische Landesgeschichte 2018.
Autorenporträt
Philipp Kufferath, geb. 1980, Studium der Geschichte, Soziologie, Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Philosophie in Berlin und Göttingen.Seit 2016 geschäftsführender Herausgeber des Archivs für Sozialgeschichte und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Sportentwicklung undFreizeitforschung in Köln. 2016 erhielt er den Christian-Gottlob-Heyne-Preis der Graduiertenschule für Geisteswissenschaften Göttingen für die beste geisteswissenschaftliche Dissertation.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2017

„Ich bin und bleibe Sozialist“
Philipp Kufferath hat eine beeindruckende Biografie des SPD-Politikers Peter von Oertzen geschrieben. Er zeigt, wie man als
streitbarer Querdenker und Marx-Versteher Politik machen konnte. Gleichzeitig eröffnet das Buch einen Blick auf die Republik links von der Mitte
VON RUDOLF WALTHER
Die Lebensdaten Peter von Oertzens (1924 – 2008) sind unspektakulär und deuten auf die Normalität des Lebens eines Politikers hin, der auch Professor war: SPD-Mitglied (1946 – 2005, von 1973 an zwanzig Jahre im Parteivorstand), Politikwissenschaftler und Professor (1963 – 70, 1975 – 82), Landtagsabgeordneter (1955 – 59, 1967 – 82), Kultusminister in Niedersachsen (1970 – 74), wissenschaftlicher und politischer Publizist. Die umfangreiche, detailgenaue Biografie Peter von Oertzens, die aus der Dissertation Philipp Kufferaths hervorgegangen ist, gewinnt aus diesen Daten und dem riesigen Archivmaterial ein faszinierendes Bild des nonkonformistischen Wissenschaftlers und Politikers und beleuchtet die politisch-historischen Kontexte, in denen Oertzen sich bewegte, die ihn prägten und in die er in vielfältiger Weise hineinwirkte.
Väterlicherseits stammte Oertzen aus „der fluchwürdigen Klasse der preußischen Junker“, wie der 22-Jährige 1946 schrieb, mütterlicherseits aus einer bildungsbürgerlich-künstlerischen Familie. Sozialdemokratische Einflüsse existierten nicht. Der Vater aus der landlos gewordenen Junkerfamilie unterhielt als Journalist Kontakte zum antidemokratischen, antibürgerlichen und elitären Tat-Kreis aus der Umgebung der Konservativen Revolution. Die Eltern trennten sich, als Peter von Oertzen zehn Jahre alt war. Solange es sich die alleinerziehende Mutter leisten konnte, besuchte der Sohn ein Internat und eine Reformschule in Berlin. Als Gymnasiast geriet er in einen nationalsozialistisch imprägnierten Erziehungsdrill, aus dem der noch nicht ganz 18-Jährige am 21. März 1942 in den Krieg geschickt wurde, in dem sein Vater 1944 umkam und der Sohn zwei Mal verletzt wurde.
Erst im Studium in Göttingen von November 1946 an setzte er sich mit der „Diabolik des entsittlichten Militärstaates“ auseinander, trat der streng antikommunistischen Schumacher-SPD und dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) bei, wo er bereits ein Jahr später Landesvorsitzender wurde. Der SDS rügte ihn, weil er das „Volksbegehren für einen Volksentscheid zur deutschen Einheit“ unterschrieb, das die SED lanciert und die westlichen Besatzungsmächte verboten hatten. Oertzen legte sein Amt nieder.
Die ehemaligen Kommunisten Erich Gerlach, Eduard Wald und Siegmund Neumann wurden außer Wolfgang Abendroth und dem Trotzkisten Jakob Moneta seine intellektuellen und politischen Mentoren. Durch sie lernte er die Schriften parteipolitisch marginalisierter Sozialisten (Fritz Lamm, Henry Jacoby) und Kommunisten (Karl Korsch, Georg Lukács), aber auch Bücher aus dem Umkreis der Frankfurter Schule und den „Marxismusstudien“ von Iring Fetscher und anderen kennen.
In den Jahren, als die Dissertation zur „Sozialen Funktion des staatsrechtlichen Positivismus“ (1953) entstand, bildete sich auch Oertzens Marx-Verständnis aus, dem er zeitlebens treu blieb. Er verstand den Marxismus nicht als Dogmensammlung, sondern als Instrument zur politischen Analyse in der praktischen Absicht, strategische Einsichten für die radikale Reform gesellschaftlicher Verhältnisse zu gewinnen. Dieses theoretisch und historisch fundierte Politikverständnis, das zugleich dem Pragmatismus und der Auslotung politisch-machbarer Spielräume verpflichtet war, wurde zum Markenzeichen des Politikers von Oertzen, der von Jusos und Parteilinken ebenso respektiert wurde wie von Gewerkschaftern und Parteirechten im Seeheimer Kreis und unter den „Kanalarbeitern“.
Er wandte sich gegen die Wiederbewaffnung und die Aufrüstung und verärgerte damit die militanten Antikommunisten in der SPD, war aber geschickt genug, sich nicht von der SED und ihren westlichen Vorfeldorganisationen instrumentalisieren zu lassen. Mit dem „Elzer Kreis“ baute er ein Netzwerk von linken Sozialdemokraten, linken Gewerkschaftern, Linkssozialisten und kritischen Sozialwissenschaftlern auf, die dem herrschenden Parteiapparat intellektuell und politisch gewachsen waren und bald ein Gegengewicht zu diesem bildeten. Dazu bediente er sich linker Zeitschriften wie der Sozialistischen Politik (1954 – 1960), aber auch der offiziellen Organe der SPD und der Gewerkschaften. Im „Zehnerkreis“ traf sich Oertzen mit führenden Gewerkschaftern.
Weil er 1959 gegen das „Godesberger Programm“ auftrat, boykottierte die SPD seine wissenschaftliche Karriere, als sie ihm den Zugang zu SPD-Funktionären für eine soziologische Studie versperrte. Erst neun Jahre nach der Promotion habilitierte sich Oertzen 1962 mit einer historischen Arbeit über die Rätedemokratie von 1918/1919. Zeitlebens blieb er ein unerbittlicher Kritiker von autoritärem Leninismus und terroristischem Stalinismus, stellte sich aber immer gegen die „berufsmäßigen Kommunistenfresser“, denen der linke Pluralismus ein Dorn im Auge war. Als Kultusminister in Niedersachsen baute er die TH nicht nur zur Volluniversität aus, sondern bewies mit der Berufung von Oskar Negt, Jürgen Seifert, Michael Vester und nicht weniger als vier ehemaligen Assistenten von Wolfgang Abendroth zu Professoren, was er unter linkem wissenschaftlichem Pluralismus verstand. So wurde die konservative Professorenschaft im „Bund Freiheit der Wissenschaft“ zu seinem aggressivsten Gegner.
Auch bei der Anwendung des „Radikalenerlasses“, der vor allem bei Lehrereinstellungen eine wichtige Rolle spielte, verfuhr Oertzen als Kultusminister moderat. In 99 Prozent der Fälle begnügte sich seine Behörde mit einer Abfrage in einer Datenbank, die nur Namen von Mitgliedern politischer Organisationen enthielt. Nur bei 0,5 Prozent der Überprüfungen kam es zu einer persönlichen Anhörung, und nur 28 der 176 zwischen 1972 und 1976 angehörten Personen wurden – mit umfassender schriftlicher Begründung – nicht eingestellt. Damit unterschied sich Niedersachsen deutlich von der beschämenden „Sympathisantenjagd“ in anderen Bundesländern.
Nach der Wiedervereinigung, die sich Oertzen lieber als Neugründung nach Artikel 146 Grundgesetz gewünscht hätte als in Form des Anschlusses nach Artikel 23, geriet er an den linken Rand des politischen Spektrums. Vollends enttäuscht über die Agenda 2010 seiner Partei trat er 2005 – nach fast 60 Jahren Mitgliedschaft – mit der Begründung aus: „Ich bin und bleibe Sozialist“, weshalb er in der SPD nicht mehr „am rechten linken Platz“ sei.
Kufferaths Biografie ist eine Fundgrube für alles, was sich seit 1949 links von der Mitte bewegte. Oertzen war bis ins hohe Alter ein passionierter Briefschreiber, fertigte Durchschläge seiner Briefe an und bewahrte alles auf. Nicht zuletzt dies ermöglichte es dem Biografen, sein beeindruckendes Buch zu schreiben.
Philipp Kufferath: Peter von Oertzen (1924–2008). Eine politische und intellektuelle Biografie. Wallstein, Göttingen 2017, 797 Seiten, 49,90 Euro.
Wolfgang Abendroth und
Jakob Moneta waren seine
intellektuellen Mentoren
Nach fast 60 Jahren trat er
aus der SPD aus – wegen
der Agenda 2010
Peter von Oertzen (re.) besetzte als Kultusminister von Niedersachsen (1970 – 74) die Universitäten mit etlichen linken Intellektuellen; konservative Professoren schäumten. Neben ihm Ministerpräsident Alfred Kubel.
Foto: SZ Photo / Sven Simon
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2018

Der "rote Baron" der Sozialdemokratie
Aufstieg und Fall des Parteitheoretikers Peter von Oertzen

Peter von Oertzen ist einer breiteren Öffentlichkeit als marxistischer Parteitheoretiker der SPD und als niedersächsischer Kultusminister, der die Professoren auf die Barrikaden trieb, im Gedächtnis geblieben. In seiner Biographie über von Oertzen beschreibt Philipp Kufferath den 1924 geborenen "roten Baron" als einen politischen Netzwerker und zeichnet dessen intellektuelle Prägungen nach, wobei er die Frage aufwirft, ob es im Leben von Oertzens, der wie viele andere seiner Generation das Jahr 1945 als einen Bruch erlebte, einen "Identitätskern" gab. Oertzen wuchs in Berlin bei seiner Mutter auf, geistig und politisch beeinflusste ihn jedoch vor allem sein Vater, der Journalist Friedrich Wilhelm von Oertzen, der sich dem zur Konservativen Revolution zählenden Tat-Kreis angeschlossen hatte, der antikapitalistische Kritik mit nationalistischen Bekenntnissen verband. Er vermittelte ihm ein aristokratisches Standesbewusstsein und preußische Tugenden, die der Sohn zunächst auch internalisierte und verteidigte. Nach seiner Einberufung zum Heeresdienst an der Ostfront 1942 strebte er die Laufbahn eines Offiziers an und kämpfte nach eigenem Eingeständnis bis Kriegsende als "Anhänger der Irrlehre des Nazismus".

In Göttingen, wo er seit 1946 studierte, trat er in die SPD ein und engagierte sich im damals noch parteiloyalen SDS. Zunächst ethischer Sozialist, der die mangelnde Distanz der SPD zum marxistischen Materialismus beklagte, entwickelte er sich unter dem Einfluss seines Mentors, des niedersächsischen Landtagsabgeordneten Erich Gerlach, zu einem überzeugten Marxisten mit Sympathien für den Rätekommunismus. In den 1950er Jahren markierte, so sein Biograph, die "dreifache Abgrenzung gegenüber sozialdemokratischem Traditionalismus, sozialliberaler Erneuerung und kommunistischem Dogmatismus" für ihn einen "ganz entscheidenden Identitätskern". Er bewegte sich in linkssozialistischen Zirkeln und Redaktionsstuben, rief die Zeitschrift "Sozialistische Politik" als Diskussionsforum der Linken ins Leben, vernetzte Gewerkschaftsfunktionäre, Betriebsräte und Sozialwissenschaftler und versuchte, die sozialdemokratische Betriebsgruppenarbeit zu aktivieren. Im Zentrum seines sozialistischen Credos stand die Überführung der Schlüsselindustrien in Gemeineigentum und die Einführung einer Arbeiterselbstverwaltung. So erstaunt es nicht weiter, dass er 1959 zu den 16 Delegierten gehörte, die das Godesberger Programm der SPD ablehnten. Große Aufmerksamkeit unter Historikern fand seine 1963 erschienene Habilitationsschrift über die betrieblichen und wirtschaftlichen Arbeiterräte in der Novemberrevolution 1918/19, von der Impulse für die Erforschung und Umwertung der Rolle der Arbeiterräte ausgingen.

Seinen politischen Aufstieg verdankte von Oertzen nicht nur seiner guten politischen Vernetzung, sondern vor allem der Studentenbewegung und der Verschiebung der politischen Landschaft nach links. 1970 trat er die Nachfolge des "Kanalarbeiters" Egon Franke als Vorsitzender im Bezirk Hannover und des Landesausschusses der SPD in Niedersachsen an und übernahm das Amt des Kultusministers, in dem er durch die Einführung von Gesamtschulmodellprojekten und Orientierungsstufen, die Ausdehnung der Mitbestimmungsrechte an Hochschulen sowie die einseitige Berufung linksstehender Hochschullehrer schon bald unter Beschuss geriet. Nach der Verabschiedung des sogenannten niedersächsischen Vorschaltgesetzes, das die Professorenmehrheit in den Hochschulgremien gefährdete, traten Hochschullehrer von ihren Posten zurück, boykottierten Wahlen, gingen mit Anfechtungsklagen gegen Wahlverfahren vor und riefen schließlich mit Erfolg das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe an.

1974 schied von Oertzen freiwillig aus dem Amt des Kultusministers aus, um sich ganz der Parteiarbeit zu widmen. Nach seiner Wahl in den Parteivorstand auf dem Parteitag in Hannover 1973 sah ihn die Parteispitze in der Rolle des intellektuellen Integrators, der die aufmüpfige Parteijugend, die zur Systemüberwindung aufrief, wieder in die Partei einbinden sollte. 1973 übertrug ihm Willy Brandt den Vorsitz der Programmkommission für den Orientierungsrahmen '85, was eine undankbare Aufgabe war. "Ich werde sein wie der Apostel Paulus, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit', den Linken nicht links genug und den Rechten zu links", schrieb er seiner Tochter. Tatsächlich rief der Orientierungsrahmen '85, als er 1975 veröffentlicht wurde, linke wie rechte Kritiker auf den Plan und verschwand dann auch bald in der Versenkung. Seinen Dienst, den innerparteilichen Zusammenhalt zu stärken, hatte er getan. Innerhalb der SPD stand Oertzen im Zenit seines Ansehens. Stellvertretender Parteivorsitzender hätte er werden können, hätte er nur nach dem Amt gegriffen.

Auch in den 1980er Jahren vertraute er noch auf den heuristischen Wert der marxistischen ökonomischen Analyse, die er weiterhin mit einer linken Reformpolitik verknüpfte. In der Kommission, die ein neues Grundsatzprogramm anfertigen sollte, geriet er mit seiner marxistischen Position jedoch in die Minderheit. Erhard Eppler und Johano Strasser traten ihm mit wachstumskritischen ökosozialistischen Thesen entgegen. Oskar Lafontaine, der wenig Interesse an dem ihm übertragenen Kommissionsvorsitz hatte, fragte süffisant: "Soll ich mich mit Peter von Oertzen und Detlev Albers darüber streiten, wann es mit dem Kapitalismus zu Ende geht?" Als die von Oertzen geführten linken Kommissionsmitglieder den Vorschlag unterbreiteten, einen "einheitlichen nationalen Entwicklungsplan" aufzustellen und "Wirtschafts- und Sozialräte" zu errichten, war das Presseecho verheerend und die Parteispitze, die alles daransetzte, einen Rückfall hinter das Godesberger Programm zu vermeiden, geradezu entsetzt. Kufferath geht auf diese Auseinandersetzung so gut wie nicht ein, schreibt lediglich, dass es zu einer zur "Kampfabstimmung hochstilisierten Entscheidung" in der Kommission gekommen sei. Die "große Autorität als sozialdemokratischer Programmatiker", die der Autor von Oertzen auch in den 1980er Jahren noch attestieren zu können glaubt, schwand zusehends. 1993 schied er aus dem Parteivorstand aus, und 2005, schon schwer erkrankt, gab er aus Protest gegen die Agenda 2010 sein Parteibuch zurück und trat für kurze Zeit der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bei.

Kufferath hat eine quellengesättigte, gut lesbare Biographie geschrieben, aber es mangelt ihm manchmal an kritischer Distanz zu seinem "Helden", der nicht selten gegen eine Mauer rannte und die Übernahme von politischen Ämtern und die damit verbundene Verantwortung scheute. Und was den Umfang der Darstellung anbetrifft, gilt: Weniger wäre mehr gewesen.

PETRA WEBER

Philipp Kufferath: Peter von Oertzen 1924-2008. Eine politische und intellektuelle Biografie

Wallstein Verlag, Göttingen 2017. 797 S., 49,90 [Euro].

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»Kufferaths Biografie ist eine Fundgrube für alles, was sich seit 1949 links von der Mitte bewegte.« (Rudolf Walther, Süddeutsche Zeitung, 11.12.2017) »Kufferath ist eine beeindruckend dichte und differenzierte Biografie eines bedeutenden Sozialdemokraten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelungen.« (Uli Schöler, Arbeit-Bewegung-Geschichte, 1-2019) »Gibt (...) spannende Einblicke nicht nur in den Lebensweg des Politikers und Wissenschaftlers von Oertzen sondern auch in die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert.« (Christiane Böhm, Göttinger Tageblatt, 15.02.2019) »Kufferaths Buch wirft ein erhellendes Schlaglicht auf die linkssozialistischen Strömungen in und außerhalb der SPD.« (Felix Lieb, Sehepunkte 19 (2019)) »eine fachkundige und gut lesbare Biografie« (Heinz Brill, Zeitschrift für Politik 2/2019)