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Politik aus Leidenschaft Petra Roth regiert Frankfurt mit Eleganz und Eloquenz Nach 17 Jahren kehrt Petra Roth dem Frankfurter Rathaus den Rücken. Doch die scheidende Oberbürgermeisterin bleibt das Gesicht Frankfurts. Weil sie anders Politik gemacht hat - mutig, selbstbewusst, leidenschaftlich. Das ist bei den Menschen gut angekommen. Mit einer solchen Politik lässt sich ein Staat machen. Petra Roth bleibt als Vorbild. Im Augenblick ist Politik nur ein anderes Wort für Verdruss. "Die da oben" gelten als unerreichbar, machtgierig, von eigenen Interessen geleitet. Politik muss aber gar nicht…mehr

Produktbeschreibung
Politik aus Leidenschaft
Petra Roth regiert Frankfurt mit Eleganz und Eloquenz
Nach 17 Jahren kehrt Petra Roth dem Frankfurter Rathaus den Rücken. Doch die scheidende Oberbürgermeisterin bleibt das Gesicht Frankfurts. Weil sie anders Politik gemacht hat - mutig, selbstbewusst, leidenschaftlich. Das ist bei den Menschen gut angekommen. Mit einer solchen Politik lässt sich ein Staat machen. Petra Roth bleibt als Vorbild.
Im Augenblick ist Politik nur ein anderes Wort für Verdruss. "Die da oben" gelten als unerreichbar, machtgierig, von eigenen Interessen geleitet. Politik muss aber gar nicht Verdruss heißen. Politik kann auch bedeuten, etwas für das Gemeinwesen aus Leidenschaft zu tun. So macht Petra Roth Politik. Kommunale Politik, weil von den Städten aus die zentralen Weichenstellungen für das 21. Jahrhundert erfolgen sollten. Petra Roth ist die großen Themen unserer Tage angegangen, stand als Frankfurter Oberbürgermeisterin für die Internationalität ihrer Stadt und hat im Alltag auch als Präsidentin des Deutschen Städtetages bewiesen - das Zusammenleben der nach Individualität strebenden Bürger kann in einer sich auf ihre großen Traditionen besinnenden Stadtgesellschaft gelingen. Wenn man Politik mit sicherem Instinkt und großen Gefühlen macht.
Autorenporträt
Matthias Arning studierte Politikwissenschaft in Frankfurt am Main und Berlin. Nach der Promotion bei Professor Herfried Münkler an der Humboldt-Universität, Berlin begann Arning bei der Frankfurter Rundschau, wo er zuletzt Leiter der Lokalredaktion war. Seit Januar 2011 ist er Sprecher Petra Roths und gleichzeitig ihr Grundsatzreferent.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2012

Verweigerung einer Erzählung

Hagiographie statt Biographie: Matthias Arning hat seine Chefin Petra Roth auftragsgemäß diskret porträtiert.

Von Matthias Alexander

Schon der Einstieg ist bemerkenswert verpatzt. Die Einleitung schildert den Tag, an dem Oberbürgermeisterin Petra Roth fast Bundespräsidentin geworden wäre, bevor sich die Waage in Berlin dann doch zugunsten von Joachim Gauck senkte. Und das erste Kapitel berichtet über die Entstehung von Roths Plan, ihr Amt vor der Zeit niederzulegen und Boris Rhein im Handstreich zu ihrem Nachfolgekandidaten zu erklären. Der Leser weiß nun, dass die Idee im Urlaub in Ostpreußen entstand. Wie Roth darüber denkt, dass ihre Strategie grandios in die Hose gegangen ist, erfährt er leider nicht.

Ein unerfüllter Traum und eine deftige Niederlage zum Auftakt der Roth-Biographie, der Leser stutzt. Und spätestens auf Seite 41 ist klar, dass es mit diesem Buch nichts mehr wird. Da mokiert sich der Autor Matthias Arning darüber, dass "manche Journalisten" in ihren Porträts gerne darauf hingewiesen hätten, Petra Roth habe kein Abitur, sondern eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin gemacht. Natürlich kann man Dünkel und Herablassung in diese Bemerkungen hineinlesen. Gut möglich, dass sie mitunter seitens der Verfasser auch hineingespielt haben. Aber es ist doch vor allem eine interessante Geschichte, dass eine, die nicht studiert hat, zum respektierten und von vielen sogar bewunderten Oberhaupt einer der größten und wichtigsten Städte im Lande wird. Das ist eine Pointe, die sich kein Journalist entgehen lässt - und es ist eine Geschichte, die sich kein Biograph entgehen lassen darf.

Das gilt umso mehr, als Roths Bremer Elternhaus alles andere als bildungsfern war. Das Abitur wurde erwartet, das anschließende Studium war ausgemacht, doch offenkundig hat die Faulheit der jungen Petra einen Strich durch diese Rechnung gemacht. Wie es dazu kommen konnte und wie die junge Erwachsene dann doch ihre Mitte und ihren Weg fand, das wäre eine genaue Analyse wert gewesen. Mehr als ein paar Andeutungen, die er fast als lästig zu empfinden scheint, hat Matthias Arning dazu aber nicht zu bieten.

Weil Ähnliches für die Schilderung der Roth'schen Persönlichkeit auch in allen anderen Abschnitten ihres Lebens gilt, etwa die Heirat mit zwei jeweils deutlich älteren Männern oder ihre Zeit als Landtagsabgeordnete, ist der Untertitel "Die Biographie" anmaßend und irreführend. Walter Isaacson hat mit der Lebensbeschreibung von Apple-Gründer Steve Jobs gerade grandios gezeigt, wie man so etwas macht. Er hat mit dem zu Porträtierenden geredet und dann mit möglichst vielen Wegbegleitern, anschließend beide Seiten mit Widersprüchen konfrontiert und am Ende versucht, sich einen eigenen Reim darauf zu machen, und zwar nicht nur zum Vorteil von Jobs.

Arning, einen freundlichen, breit gebildeten, umtriebigen und begeisterungsfähigen Zeitgenossen, leitet offenkundig eine andere Absicht. Im Januar 2011 hatte Roth den Lokal-Chef der "Frankfurter Rundschau" zu ihrem Sprecher gemacht. Er sollte den letzten Jahren ihrer Amtszeit einen intellektuellen Überbau geben, der es künftigen Historikern leichter machen würde, die Bedeutung ihrer 17 Jahre im Römer zu würdigen.

Zunächst ging Arning dem Stadtoberhaupt beim programmatischen Werk "Der Aufstand der Städte" zur Hand, das vor einem Jahr erschien. Die Biographie rundet jenes Buch gewissermaßen zur persönlichen Seite ab, und diesmal hat sie ihm wohl die Feder geführt. Kritische Distanz fehlt der Lebensbeschreibung jedenfalls fast völlig. Als Roth mit dem Satz zitiert wird, sie kenne jeden einzelnen der 1200 Müllmänner der Stadt, erlaubt sich der Autor ein kleines Fragezeichen. In allen wichtigen Aspekten kann sie sich seiner Gefolgschaft dagegen völlig sicher sein. In hohem Ton wird Seite um Seite geschildert, wie sie wichtige Ziele der Kommunalpolitik von der Energiewende über die Drogenpolitik bis zur Integration von Ausländern verfolgt hat, unterlegt mit Zitaten großer Geister. Nicht, dass sie auf all diesen Gebieten nicht tatsächlich große Erfolge und Verdienste vorzuweisen hätte. Doch zu den Niederlagen, die Roth in nicht geringer Zahl hat einstecken müssen, erfährt der Leser kein Wort. Kurz, es ist eine Hagiographie entstanden.

Wenn wenigstens ein paar Anekdoten eingestreut würden, die ihre besondere Art, Politik zu machen, ihre Rhetorik und ihre Präsenz beleuchten würden. Doch Arning hat nur mit wenigen gesprochen, die Roth geprägt haben. Kurz wird erwähnt, dass zu Beginn ihrer Amtszeit der Marketing-Fachmann Jürg Leipziger und der Anwalt Rüdiger Volhard großen Einfluss auf Roth hatten. Worin der genau bestanden hat, wird jedoch nicht geschildert. Es gibt nicht einmal Kurzporträts dieser beiden schillernden Persönlichkeiten. Und so bleibt auch das Bild Roths eigenartig unterbelichtet; das Geheimnis ihres Erfolgs wird nicht gelüftet.

Der frühere Kulturdezernent Hilmar Hoffmann wollte übrigens auch eine Biographie der Oberbürgermeisterin schreiben. Dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen, ist zu hören. Der Markt ist für zwei Titel nicht groß genug. Das ist wahrscheinlich der größte Makel dieses Buches: dass es das Erscheinen eines besseren verhindert hat.

Matthias Arning, "Petra Roth. Die Biographie", Westend Verlag, Frankfurt 2012, 19,99 Euro.

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