Im Zentrum des spirituellen, anthroposophischen Menschenbildes steht der Mensch, jeder einzelne, als ein unverwechselbares, im innersten Kern ewiges, göttliches Wesen.Pflege und Betreuung alter Menschen ist, so gesehen, immer auch die Suche dieses Kernes im anderen. In der Berührung dieses Kernes entsteht Wärme, findet Begegnung statt; in der Begegnung werden unruhige Menschen ruhiger, depressive Menschen gefühlsmäßig erhoben, verwirrte Menschen klarer, Pflegende erhalten Kraft. Die Suche nach dem wirklichen Wesen des anderen, jenseits aller äußeren Zeichen der Vergänglichkeit, rührt an eine tiefe Sehnsucht - die Sehnsucht nach dem Erleben der eigenen Unvergänglichkeit. Pflege kann nicht heilen, sie kann aber im Umgang mit kranken Menschen immer wieder versuchen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Heilung eintreten kann. Sie kann auf körperlicher Ebene Hand anlegen und die Lebenskräfte unterstützen, auf seelischer Ebene durch Gestaltung des Umfeldes und der Begegnung das seelische Gleichgewicht und Kohärenzgefühl stärken, auf geistigem Felde den Menschen in seiner Individualität würdigen und ihm helfen, selbst den Weg zu finden und zu gehen, der für ihn im Sinnzusammenhang seines Schicksals der richtige ist.