Die Bedeutung des phänomenologischen Ansatzes für die moderne Bildforschung besteht darin, daß hier eine Philosophie entwickelt ist, die sich einem ausschließlich in Bildern beobachtbaren Phänomen zuwendet: Auf einem Bild sind Dinge sichtbar, die nur sichtbar sind. Denn wer ein Bild betrachtet, schaut sich mittels realer Bildmaterialien eine imaginäre Welt an. Daß viele Bilder darüber hinaus für den Betrachter auch als Zeichen fungieren, ist hingegen eine Feststellung, welche auch für andere Dinge zutrifft; daß einige wenige Bilder auch Kunstwerke sind, ist ebenfalls eine bloß kontingente Eigenschaft bestimmter Bilder. Der phänomenologische Ansatz muß sich daher, indem er sich bemüht, explizit die Phänomene zu bestimmen und zu beschreiben, die nur im Bild gegeben sind, gleichermaßen von sprachanalytischen wie auch kunstfixierten Bildtheorien abheben.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Martin Seel ist zwar fasziniert von Lambert Wiesingers These, dass Bilder welcher Art auch immer, die Welt um ein "reines Sein, das nur im Sehen erkundet werden kann" bereichern. Er kann dieser These aber aus phänomenologischer Sicht wiederum nicht zustimmen. Dies erklärt er dem Leser dann auch ausführlicher, um doch am Ende überraschend versöhnlich hervorzuheben, dass Wiesingers Theorie zwar nicht auf "traditionelle" Bilder zutreffe, aber, bezogen auf computergestützte Simulation, eine "alles in allem schlüssige Theorie" darstelle. Aus diesem etwas widersprüchlichen Befund resultiert Martin Seels fundamentale, dennoch bewundernde Kritik, dass Lambert Wiesinger in dem vorliegenden Buch mit "waghalsiger Konsequenz" versuche, seinen Bildbegriff auf alle Bilder auszudehnen und damit Bildwahrnehmung zum Cyberspace-Abenteuer mache. Ein wahrhaft "futuristisches Programm", das der Autor nach Auskunft seines Rezensenten den Lesern anbietet.
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