Wir sehen die Erscheinung, aber sehen wir auch das Erscheinen? Wir sehen ein Ding, aber sehen wir den Horizont, in dem das Ding gesehen wird und worin das Sehen sich vollzieht? Ist es für uns möglich, etwas zu sehen, ohne dabei auch das Unsichtbare zu erfahren? Die vorliegende Untersuchung von Heideggers phänomenologischem Denken im Rekurs auf Diltheys Lebenslehre sowie Husserls Methode eröffnet eine Perspektive auf eine Phänomenologie des Unsichtbaren, in der man nicht allein das Unsichtbare in Welterfahrungen erkennen kann, sondern stets dazu angeregt wird, es sichtbar zu machen. Wie phänomenologische Forschung solchen Impulsen zu folgen vermag, zeigt diese Arbeit durch die Rekonstruktion von Heideggers Phänomenologie des Lebens über sein Projekt der Seinsfrage bis zu seiner Auffassung von Kunst. Dabei kommt zur Sprache, wie Heidegger im Rahmen der phänomenologischen Gegebenheitsthematik die Aufgabe des Sichtbarmachens des unsichtbaren Horizonts behandelt, wobei die Verhältnisse unseres Welterfahrens mitsamt seinem Horizont in ein neues phänomenologisches Licht gerückt werden.