Vor 30 Jahren begann der Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Mit dem Ende der Kriege wurden die Begriffe "Demokratie" und "Europa" zu einer Art Wundertüte, aus der alles herausgezogen werden sollte, was für ein "normales Leben" wichtig war. Dies ist lang vorbei, die Hoffnungen sind in Verbitterung und Enttäuschung umgeschlagen. Gefangen zwischen leeren Demokratieversprechungen, einer weit in die Ferne gerückten EU-Mitgliedschaftsperspektive und prekärem Leben befinden sich die Gesellschaften Südosteuropas in einem Dämmerzustand. Wir sind Zeugen der Entstehung von "Phantom-Demokratien", in denen neue Despoten Demokratiekulissen errichten, aber im Grunde autoritär regieren. Das Taktieren und die faulen Kompromisse der EU können den neuen Autokraten im Osten und Südosten Europas nichts entgegensetzen.Der Politikwissenschaftler Vedran Dzihic hat ein Buch über den Balkan und Europa geschrieben, das zugleich ein Buch über die große europäische Idee und die ihr innewohnende Möglichkeit desScheiterns ist. Das Buch seziert das Wesen der Phantomdemokratie und ergründet die dahinter stehenden Machtmechanismen. Es spürt aber auch gesellschaftlichen und politischen Alternativen nach, die das emanzipatorische Feuer am Leben erhalten und demokratische Visionen für die Zukunft bereithalten können.