Zwei Dutzend große Pharmakonzerne beherrschen die globale Pharmaindustrie. Sie entscheiden darüber, welche neuen Wirkstoffe bis zur Marktreife entwickelt werden und welche nicht. Maßgeblich sind dabei die Gewinnaussichten. Die Ziellatten für Profitraten liegen weit höher als in anderen Branchen. Aktuell werden bakterielle Krankheitserreger gegen die heute verfügbaren Antibiotika resistent, aber die Pharmaindustrie entwickelt wegen der zu geringen Profitmargen keine neuen Antibiotika. Und patentgeschützte Medikamente sind maßlos überteuert.Wir brauchen neue Regeln, eine Gesundheitspolitik, die die Grundversorgung der Bürger und Bürgerinnen garantiert und schützt. Die Politik muss das Zepter wieder in die Hand nehmen, Transparenz und Kooperation durchsetzen. Die Pharmamonopole müssen aufgebrochen werden. Die Preise von Medikamenten, Vakzinen und medizinischen Geräten sollten auf der Basis ausgewiesener Kosten festgelegt werden. Alles, was mit öffentlichen Geldern oder in öffentlichen Institutionen entwickelt wird, kann mit offenen Patenten für die Gesellschaft gesichert werden. Die teuren klinischen Studien sollten in Absprache mit der WHO international koordiniert und mit Sondersteuern finanziert werden. Die Aufgabe, kommende Gesundheitskrisen solidarisch zu meistern, und die Frage nach der Zukunft der menschlichen Zivilisation hängen eng zusammen. Eine "Pharma fürs Volk" ist deshalb von großer Dringlichkeit.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Martin Mair sieht in Beat Ringgers Darstellung des Pharmabusinesses einen lesenswerten Debattenbeitrag. Indem er die dunklen Ecken der Industrie genau beleuchtet, Gewinnstreben, Preistreiberei, Patentwesen, öffnet der Autor dem Leser die Augen, meint er. Leider wird er seinem Anspruch, Sachbuch, ökonomische Studie und gesellschaftspolitische Intervention in einem vorzulegen, nicht gerecht, schränkt Mair sein Lob ein. Dafür bleibt die Studie für Mair zu ausschnitthaft, zu oberflächlich und zu unscharf. So liefert der Autor etwa den nachvollziehbaren Vorschlag einer gemeinwohlorientierten Arnzneimittelversorgung, bleibt Details zur Umsetzung aber schuldig, kritisiert der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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