Vielfach wurde Haslinger, nachdem er und seine Familie, abgesehen von den kleineren körperlichen Blessuren, den Tsunami auf Phi Phi Island überlebten und relativ gesund nach Österreich zurückkehrten, darauf angesprochen, er hätte ja nun DEN Stoff für einen neuen Roman. Lange Zeit hatte er jedoch
nicht die Absicht, über das Erlebte zu schreiben. Und dann schrieb er (s)einen Bericht, um das Trauma…mehrVielfach wurde Haslinger, nachdem er und seine Familie, abgesehen von den kleineren körperlichen Blessuren, den Tsunami auf Phi Phi Island überlebten und relativ gesund nach Österreich zurückkehrten, darauf angesprochen, er hätte ja nun DEN Stoff für einen neuen Roman. Lange Zeit hatte er jedoch nicht die Absicht, über das Erlebte zu schreiben. Und dann schrieb er (s)einen Bericht, um das Trauma zu verarbeiten, seine persönliche Therapie. So besuchte er gemeinsam mit seiner Frau ein Jahr später den Ort der Katastrophe noch einmal. Er wollte einfach das Geschehene verstehen lernen und wissen wie das Leben in dem einstigen Urlaubsparadies weitergeht und die Menschen vor Ort mit der Situation leben. Im Buch selbst wirkt es stellenweise so, als suche er für diese Veröffentlichung eine Rechtfertigung.
Abwechselnd berichtet Haslinger von den Geschehnissen während und nach dem Tsunami bis zur glücklichen Heimreise, von seinen Eindrücken auf der zweiten Reise nach Phi Phi Island und von seinen Gedanken und Empfindungen während des Schreibens. Einfach, schnörkellos, nüchtern und ohne große Worte beschreibt er, wie eine Katastrophe über sich, seine Familie und tausende andere Menschen hereinbrach. Aber genau dieser Stil ist es, der beim Leser eine Gänsehaut auslöst und den Schrecken greifbar macht. Der Autor schildert die Dinge nicht nur aus seiner Sicht, er lässt andere Betroffene zu Wort kommen und setzt denen, die nicht das Glück hatten zu überleben, mit seinem Bericht ein Denkmal.
Der gesamte Bericht ist konsequent in Kleinbuchstaben geschrieben. Kein Großbuchstabe ziert den Satzbeginn oder den Eigennamen. Ich war zunächst etwas verwundert, gestört hat es mich nicht. Im Buch folgt auch noch eine Erklärung zu der ungewohnten Schreibweise.
Phi Phi Island ist der pathosfreie Bericht eines vom Tsunami betroffenen Autors. Er grenzt sich wohltuend von den sogenannten Schicksalsromanen ab, heischt nicht nach zusätzlichen Effekten und drückt nicht durch schwülstige Worte auf die Tränendrüsen. Emotionen werden beim Leser ausschließlich durch sehr sachliche Berichterstattung und das dadurch einsetzende "Kopfkino" erzeugt. Josef Haslingers Bericht ist äußerst lesens- und empfehlenswert.