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Das industrielle Herz Deutschlands, eingefangen in ungewöhnlichen, hochästhetischen Fotografien.
Seit 20 Jahren arbeitet Philine von Sell ( 1963 in Hamburg) als Autorin und Regisseurin im Bereich Werbung und Film. Ihre freien, künstlerischen Fotoprojekte zeichnen sich durch Realismus und den Umgang mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen aus. In ihrer 2006 begonnenen Fotoserie Made in Germany geht es Philine von Sell um den Wirtschaftsstandort Deutschland, um das industrielle Herz des Landes: die heutige Produktion und ihre Fertigung. Dazu begab sie sich in die Werke einer Reihe…mehr

Produktbeschreibung
Das industrielle Herz Deutschlands, eingefangen in ungewöhnlichen, hochästhetischen Fotografien.
Seit 20 Jahren arbeitet Philine von Sell ( 1963 in Hamburg) als Autorin und Regisseurin im Bereich Werbung und Film. Ihre freien, künstlerischen Fotoprojekte zeichnen sich durch Realismus und den Umgang mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen aus.
In ihrer 2006 begonnenen Fotoserie Made in Germany geht es Philine von Sell um den Wirtschaftsstandort Deutschland, um das industrielle Herz des Landes: die heutige Produktion und ihre Fertigung. Dazu begab sie sich in die Werke einer Reihe von führenden deutschen Unternehmen, um an Ort und Stelle und in der täglichen Routine der Fertigungsprozesse nach Motiven zu suchen. Dabei sind keine gewöhnlichen Fotografien von Stätten der Industrieproduktion entstanden, sondern eher abstrakte Aufnahmen, die erst entschlüsselt werden müssen und durch ihre Schönheit bestechen.
Ausstellung: Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin April/Mai 2008
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2008

Made in Germany
Deutsche Industrieunternehmen in Wort und Bild

Spänekübel, Farbtöpfe und Druckbehälter, Garnrollen, Schläuche und Walzbacken bevölkern die menschenleeren, ästhetisch schönen Bilder der Fotografin Philine von Sell. In ihrer 2006 begonnenen Serie zum überkommenen National-Label "Made in Germany" geht es der vormaligen Werbefilmerin und Professorin an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen um den vielbeschworenen Standort Deutschland und seine Produktionsstätten als künstlerisches Thema.

Dabei konzentriert sie sich auf zehn teils uralte deutsche Renommierunternehmen verschiedenster Branchen von Dr. Oetker über Falke, Eternit, Faber-Castell und Villeroy & Boch bis zur Banknotendruckerei Giesecke & Devrient. In deren täglicher Routine hat die Hamburgerin verblüffende Motive zwischen Anachronismus und Zeitgeist ausgemacht, die daran erinnern, dass sich in einer hochautomatisierten, sterilen Arbeitswelt fast vorsintflutliche Nischen uralter Handarbeit erhalten haben.

Mit einer 4,5×6-Zentimeter-Pentax hat sie diese arbeitsweltlichen Fossilien aus der Hand bei natürlichem Licht fotografiert und entgegen aller modischen Attitüde nicht digital bearbeitet. Eine erste Ausbeute ihres von der Konrad-Adenauer-Stiftung geförderten Projekts ist jetzt in einem Sammelband im Quadratformat bei Hatje Cantz erschienen.

Von Sells klare, ausgewogene Aufnahmen zeigen, wie in den betreffenden Industrieunternehmen mancherlei Spezifisches im Stil von Manufakturen bewahrt geblieben ist. Ganz unterschiedliche Impressionen kommen dabei zustande, je nachdem ob Keramik oder Schrauben, Puddingpulver, Bleistifte oder Strümpfe gefertigt werden. Deutlich sichtbar wird, wie das verwendete Material und seine Verarbeitung die Art des Geschehens und seinen Ort prägen. Mit dem Blick für das Außergewöhnliche im Alltäglichen hält die Fotografin die einzelnen Produktionsprozesse mit ihren differierenden Lokalitäten und Ordnungsprinzipien in einer Art Bestandsaufnahme fest.

Noch stärker berühren verfremdende, ans Surreale grenzende Bilder jenseits der vorgefundenen Gegenständlichkeit, die mit Mustern und Serien spielen. Zu dieser Gruppe gehört aber auch das aus der Aufsicht geschossene Foto auf der Rückseite des Covers: Zu sehen ist dort eine rote Tischfläche mit einer Metallschaufel, an der noch Spuren grünen Pigments haften. Mit diesem Werkzeug werden bei Faber-Castell Farbstoffe dosiert. Das simple Utensil wirkt wie ein Bote aus einer längst vergangenen Zeit.

Nur in Ausnahmefällen zeigt von Sell Menschen bei der Arbeit. Allerdings trifft man auf ihren Fotos immer wieder auf Spuren menschlicher Existenz, und sei es nur in leeren Pausenräumen. Als Arbeitskraft scheint der Mensch, obschon noch längst nicht überall durch Maschinen ersetzt, weitgehend zu einer Randerscheinung geworden. Menschen braucht es ansonsten nurmehr für intelligente Arbeitssysteme und Ordnungskonzepte.

Die jedoch machen den Erfolg der Unternehmen aus: "Permanente Güte und Qualität zu garantieren, das ist etwas Außergewöhnliches - das verbinde ich mit dem Begriff ,Made in Germany'", sagt Philine von Sell, und sie ist überzeugt: "Alles hat eine Seele - und nicht nur die Menschen, auch die Dinge haben eine Ehre." Tatsächlich geraten Fabrikhallen, Werkbänke und Produktpaletten bei ihr voller Würde und Schönheit.

ULLA FÖLSING

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Tatsächlich geraten Fabrikhallen, Werkbänke und Produktpaletten bei ihr voller Würde und Schönheit." -- FAZ