Die Bundesrepublik besitzt eine nachträgliche intellektuelle Begründung. Sie ist sichtbar in einer bürgerlichen Haltung, die sich mit dem westdeutschen Staat in seinen Grundsätzen identifizierte. Philosophisch wurde diese Position vor allem von einem Kreis um Joachim Ritter formuliert, zu dem Hermann Lübbe, Odo Marquard und auch Robert Spaemann gehörten.
Ihre Philosophie der Bürgerlichkeit beschreitet einen eigenständigen ideengeschichtlichen Weg und liberalisiert die konservativ-antidemokratischen Vorstellungen eines Carl Schmitt und Arnold Gehlen. Jens Hacke rekonstruiert diese politische Philosophie, deren Grundlinien sich in der Aufarbeitung schwieriger deutscher Traditionen, aber auch in Auseinandersetzung mit der kritischen Gesellschaftstheorie eines Jürgen Habermas ausgeformt haben.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Ihre Philosophie der Bürgerlichkeit beschreitet einen eigenständigen ideengeschichtlichen Weg und liberalisiert die konservativ-antidemokratischen Vorstellungen eines Carl Schmitt und Arnold Gehlen. Jens Hacke rekonstruiert diese politische Philosophie, deren Grundlinien sich in der Aufarbeitung schwieriger deutscher Traditionen, aber auch in Auseinandersetzung mit der kritischen Gesellschaftstheorie eines Jürgen Habermas ausgeformt haben.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2007Nicht von gestern
Der Beitrag der Liberalkonservativen zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik
Der Name des Philosophen Joachim Ritter (1903-1974) ist heute nur wenigen Menschen geläufig. Anders verhält es sich mit einer Reihe seiner Schüler: Hermann Lübbe, Odo Marquardt und Robert Spaemann, die im Zentrum dieser Studie stehen, zudem Martin Kriele und Ernst-Wolfgang Böckenförde, wobei sich die Spannweite nach rechts bis zu Günter Rohrmoser und nach links bis zu Ernst Tugendhat und in die Friedensbewegung erstreckte. Das Gravitationszentrum lässt sich allerdings als "liberalkonservativ" beschreiben, wie es Jens Hacke unter Rückgriff auf zeitgenössische Debatten tut, freilich entgegen Jürgen Habermas' maliziöser Etikettierung als "neokonservativ".
Dass diese politischen Philosophen in Münster, am Collegium Philosophicum der Universität, eine Schule bildeten, die die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen einer breiteren liberalkonservativen Strömung vor allem in den siebziger und achtziger Jahren intellektuell nachhaltig prägte - diesen Zusammenhang und seine politisch-kulturelle Bedeutung aufzuzeigen ist ein zentrales Verdienst dieser Untersuchung. Sie konzentriert sich - aus der Warte der politischen Theorie - vorrangig auf intellektuelle Elitendiskurse, deren Wirkungsgeschichte und deren Verbindung mit der allgemeinen politischen Kultur historisch-empirisch freilich mehr noch zu konkretisieren und zu differenzieren wäre. Nichtsdestoweniger vermag Hacke eine stringente und sehr plausible Argumentation zu entfalten. Dass man dies heute lieber intellectual history nennt, ändert im Übrigen nichts daran, dass es sich um klassische Ideengeschichte in ihrem besten, reflektierten Sinne handelt, deren Erkenntnispotentiale Hacke in der praktischen Anwendung eindrücklich unter Beweis stellt - was wiederum ganz dem Denkstil der hier porträtierten Liberalkonservativen und überhaupt einem urkonservativen Habitus entspricht: sich auf das Gelingen der Praxis zu konzentrieren statt vorgängigen Theorien zu folgen. Das Ergebnis, im doppelten Sinne, kann sich sehen lassen.
Die Liberalisierung der konservativ-antidemokratischen Vorstellungen von Carl Schmitt und Arnold Gehlen, die "adaptive Transformation konservativer Theoreme an liberale Verfassungsrealitäten" der Bundesrepublik durch die liberalkonservative Ritter-Schule - das ist Hackes zentrale These. Denn Schmitts Dezisionismus, der Vorrang der Entscheidung und "Tat" an sich, wurde in einen institutionell garantierten liberalen Ordnungsrahmen überführt, und Gehlens Hochschätzung der Institutionen wurde an die Vorgaben der liberalen Verfassung geknüpft. Ganz im Gegensatz zu konservativem Kulturpessimismus oder gar zur konservativen Revolution der Zwischenkriegszeit führte diese Richtung unter den Bedingungen der Bundesrepublik zu einer entschiedenen Affirmation und Verteidigung des Bestehenden, der von ihren Kritikern als "FDGO" verspotteten Grundordnung der Bundesrepublik - in Deutschland, zumindest historisch gesehen, von rechts und links keine Selbstverständlichkeit.
Im Kern dieses Liberalkonservatismus standen die Absicherung des Fortschritts durch Institutionen, ein pfleglicher Umgang mit Traditionen und vor allem der Rekurs auf den Commonsense. Dieser klassisch-konservative Referenzpunkt greift auf das aristotelische Konzept der "Mitte" zurück und besitzt in der angelsächsischen Gedankenwelt eine noch viel höhere sozialmoralische Verbindlichkeit als im Deutschen, wo er zumeist auf einen "gesunden Menschenverstand" verkürzt wird. Dabei entzieht sich common sense einer theoretischen Letztbegründung und setzt vielmehr einen Kern an geteilten Grundannahmen voraus, den die postmoderne "Zerschlagung der Gewissheit" indessen nicht unberührt lassen konnte.
Die Liberalkonservativen führten keine normativen Zieldebatten, verfolgten keinen Masterplan zur Realisierung bestimmter gesellschaftlicher Vorstellungen, überhaupt: entwickelten kein geschlossenes System nach Art der Theorie des kommunikativen Handelns, sondern zielten ganz pragmatisch auf die Gewährleistung der Bedingungen gelingenden Lebens. Dabei vermieden sie inhaltliche Festlegungen und wahrten inhaltliche Flexibilität, die sie punktuell in konkreten öffentlichen Interventionen konkretisierten. So blieb das "Zentrum dieser Philosophie", ihr normativer Kern, letztlich zwangsläufig unklar, eine "Black Box". Daher erscheint ein solches Commonsense-orientiertes politisch-praktisches Denken "voraussetzungsloser, als es in Wirklichkeit ist.
Was dieser Liberalkonservatismus unterdessen zu leisten vermochte, war nicht weniger als "ein spezifisch ,deutscher Weg' zur Entfaltung liberaler Prinzipien" (dessen internationale Vorbilder bzw. Bezüge freilich mehr noch hätten herausgearbeitet werden können), ein "Verfassungspatriotismus avant la lettre" unter Vermeidung von so belasteten Richtgrößen wie Nation und Gemeinschaft. Diesen Beitrag zur intellektuellen Begründung und Legitimation der Bundesrepublik veranschlagt Hacke deutlich höher als den der Frankfurter Schule, den er ohnehin sehr viel eher funktional als intentional auffasst. Die "Liberalisierung" der Bundesrepublik, von der in letzter Zeit auch in der Geschichtswissenschaft häufiger die Rede ist, war somit keineswegs ein primär linksliberales Projekt, sondern ein Zusammenfluss verschiedener Strömungen. Denn dieses gedankenreiche und souverän argumentierende Buch erzählt zugleich eine Annäherungsgeschichte von zwei Seiten her: den Abbau von Polarität, nicht zuletzt im Hinblick auf Institutionen. Sie stellten für die Linke ursprünglich ein repressives Demokratisierungshindernis dar, für die Liberalkonservativen hingegen die Garantie der Bürgerfreiheiten in einer nachtotalitären Gesellschaft, der gerade sie nicht trauten. Beide Seiten überwanden ihren historisch tief verwurzelten, wenn auch diametral unterschiedlich begründeten Kulturpessimismus in der Tradition Adornos wie auch Gehlens - und trafen sich schließlich im Narrativ der "Erfolgsgeschichte" der Bundesrepublik.
Dabei behielten die Liberalkonservativen, aus heutiger Sicht, in wesentlichen Hinsichten sachlich recht: sei es mit der Kritik am überforderten Wohlfahrtsstaat, sei es mit der Skepsis gegenüber utopischen Ideologien oder der Notwendigkeit von Eliten. Und doch ist die öffentliche Bedeutung und Präsenz dieser Denkrichtung im wiedervereinigten Deutschland zunehmend verblasst. Dafür mag es verschiedene Gründe geben; eine Ursache jedenfalls liegt im beschleunigten Wandel, dem mit bloßer Affirmation der "alten Bundesrepublik" und ihrer selbstzufriedenen "Erfolgsgeschichte" nicht beizukommen ist. Vielmehr bedarf die Entfaltung einer Bürgergesellschaft, wie Hacke ausblickt, der Freisetzung von Dynamik. Da aber die Deutungskämpfe um das Selbstverständnis der Bundesrepublik, wie er an anderer Stelle entgegen der These der weitgehenden Harmonie konstatiert, keineswegs abgeschlossen sind, lehrt dieses anregende Buch, dass die hier vorgestellte geistige Welt keineswegs von gestern ist. Im Gegenteil: Da es ihm in erster Linie um Verarbeitung und Kompensation beschleunigten Wandels zu tun war, hätte ein dynamisierter Commonsense-orientierter Liberalkonservatismus von der intellektuellen Potenz der Ritter-Schule gesellschaftlich-politisch einiges beizutragen.
ANDREAS RÖDDER
Jens Hacke: Philosophie der Bürgerlichkeit. Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. 323 S., 39,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Beitrag der Liberalkonservativen zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik
Der Name des Philosophen Joachim Ritter (1903-1974) ist heute nur wenigen Menschen geläufig. Anders verhält es sich mit einer Reihe seiner Schüler: Hermann Lübbe, Odo Marquardt und Robert Spaemann, die im Zentrum dieser Studie stehen, zudem Martin Kriele und Ernst-Wolfgang Böckenförde, wobei sich die Spannweite nach rechts bis zu Günter Rohrmoser und nach links bis zu Ernst Tugendhat und in die Friedensbewegung erstreckte. Das Gravitationszentrum lässt sich allerdings als "liberalkonservativ" beschreiben, wie es Jens Hacke unter Rückgriff auf zeitgenössische Debatten tut, freilich entgegen Jürgen Habermas' maliziöser Etikettierung als "neokonservativ".
Dass diese politischen Philosophen in Münster, am Collegium Philosophicum der Universität, eine Schule bildeten, die die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen einer breiteren liberalkonservativen Strömung vor allem in den siebziger und achtziger Jahren intellektuell nachhaltig prägte - diesen Zusammenhang und seine politisch-kulturelle Bedeutung aufzuzeigen ist ein zentrales Verdienst dieser Untersuchung. Sie konzentriert sich - aus der Warte der politischen Theorie - vorrangig auf intellektuelle Elitendiskurse, deren Wirkungsgeschichte und deren Verbindung mit der allgemeinen politischen Kultur historisch-empirisch freilich mehr noch zu konkretisieren und zu differenzieren wäre. Nichtsdestoweniger vermag Hacke eine stringente und sehr plausible Argumentation zu entfalten. Dass man dies heute lieber intellectual history nennt, ändert im Übrigen nichts daran, dass es sich um klassische Ideengeschichte in ihrem besten, reflektierten Sinne handelt, deren Erkenntnispotentiale Hacke in der praktischen Anwendung eindrücklich unter Beweis stellt - was wiederum ganz dem Denkstil der hier porträtierten Liberalkonservativen und überhaupt einem urkonservativen Habitus entspricht: sich auf das Gelingen der Praxis zu konzentrieren statt vorgängigen Theorien zu folgen. Das Ergebnis, im doppelten Sinne, kann sich sehen lassen.
Die Liberalisierung der konservativ-antidemokratischen Vorstellungen von Carl Schmitt und Arnold Gehlen, die "adaptive Transformation konservativer Theoreme an liberale Verfassungsrealitäten" der Bundesrepublik durch die liberalkonservative Ritter-Schule - das ist Hackes zentrale These. Denn Schmitts Dezisionismus, der Vorrang der Entscheidung und "Tat" an sich, wurde in einen institutionell garantierten liberalen Ordnungsrahmen überführt, und Gehlens Hochschätzung der Institutionen wurde an die Vorgaben der liberalen Verfassung geknüpft. Ganz im Gegensatz zu konservativem Kulturpessimismus oder gar zur konservativen Revolution der Zwischenkriegszeit führte diese Richtung unter den Bedingungen der Bundesrepublik zu einer entschiedenen Affirmation und Verteidigung des Bestehenden, der von ihren Kritikern als "FDGO" verspotteten Grundordnung der Bundesrepublik - in Deutschland, zumindest historisch gesehen, von rechts und links keine Selbstverständlichkeit.
Im Kern dieses Liberalkonservatismus standen die Absicherung des Fortschritts durch Institutionen, ein pfleglicher Umgang mit Traditionen und vor allem der Rekurs auf den Commonsense. Dieser klassisch-konservative Referenzpunkt greift auf das aristotelische Konzept der "Mitte" zurück und besitzt in der angelsächsischen Gedankenwelt eine noch viel höhere sozialmoralische Verbindlichkeit als im Deutschen, wo er zumeist auf einen "gesunden Menschenverstand" verkürzt wird. Dabei entzieht sich common sense einer theoretischen Letztbegründung und setzt vielmehr einen Kern an geteilten Grundannahmen voraus, den die postmoderne "Zerschlagung der Gewissheit" indessen nicht unberührt lassen konnte.
Die Liberalkonservativen führten keine normativen Zieldebatten, verfolgten keinen Masterplan zur Realisierung bestimmter gesellschaftlicher Vorstellungen, überhaupt: entwickelten kein geschlossenes System nach Art der Theorie des kommunikativen Handelns, sondern zielten ganz pragmatisch auf die Gewährleistung der Bedingungen gelingenden Lebens. Dabei vermieden sie inhaltliche Festlegungen und wahrten inhaltliche Flexibilität, die sie punktuell in konkreten öffentlichen Interventionen konkretisierten. So blieb das "Zentrum dieser Philosophie", ihr normativer Kern, letztlich zwangsläufig unklar, eine "Black Box". Daher erscheint ein solches Commonsense-orientiertes politisch-praktisches Denken "voraussetzungsloser, als es in Wirklichkeit ist.
Was dieser Liberalkonservatismus unterdessen zu leisten vermochte, war nicht weniger als "ein spezifisch ,deutscher Weg' zur Entfaltung liberaler Prinzipien" (dessen internationale Vorbilder bzw. Bezüge freilich mehr noch hätten herausgearbeitet werden können), ein "Verfassungspatriotismus avant la lettre" unter Vermeidung von so belasteten Richtgrößen wie Nation und Gemeinschaft. Diesen Beitrag zur intellektuellen Begründung und Legitimation der Bundesrepublik veranschlagt Hacke deutlich höher als den der Frankfurter Schule, den er ohnehin sehr viel eher funktional als intentional auffasst. Die "Liberalisierung" der Bundesrepublik, von der in letzter Zeit auch in der Geschichtswissenschaft häufiger die Rede ist, war somit keineswegs ein primär linksliberales Projekt, sondern ein Zusammenfluss verschiedener Strömungen. Denn dieses gedankenreiche und souverän argumentierende Buch erzählt zugleich eine Annäherungsgeschichte von zwei Seiten her: den Abbau von Polarität, nicht zuletzt im Hinblick auf Institutionen. Sie stellten für die Linke ursprünglich ein repressives Demokratisierungshindernis dar, für die Liberalkonservativen hingegen die Garantie der Bürgerfreiheiten in einer nachtotalitären Gesellschaft, der gerade sie nicht trauten. Beide Seiten überwanden ihren historisch tief verwurzelten, wenn auch diametral unterschiedlich begründeten Kulturpessimismus in der Tradition Adornos wie auch Gehlens - und trafen sich schließlich im Narrativ der "Erfolgsgeschichte" der Bundesrepublik.
Dabei behielten die Liberalkonservativen, aus heutiger Sicht, in wesentlichen Hinsichten sachlich recht: sei es mit der Kritik am überforderten Wohlfahrtsstaat, sei es mit der Skepsis gegenüber utopischen Ideologien oder der Notwendigkeit von Eliten. Und doch ist die öffentliche Bedeutung und Präsenz dieser Denkrichtung im wiedervereinigten Deutschland zunehmend verblasst. Dafür mag es verschiedene Gründe geben; eine Ursache jedenfalls liegt im beschleunigten Wandel, dem mit bloßer Affirmation der "alten Bundesrepublik" und ihrer selbstzufriedenen "Erfolgsgeschichte" nicht beizukommen ist. Vielmehr bedarf die Entfaltung einer Bürgergesellschaft, wie Hacke ausblickt, der Freisetzung von Dynamik. Da aber die Deutungskämpfe um das Selbstverständnis der Bundesrepublik, wie er an anderer Stelle entgegen der These der weitgehenden Harmonie konstatiert, keineswegs abgeschlossen sind, lehrt dieses anregende Buch, dass die hier vorgestellte geistige Welt keineswegs von gestern ist. Im Gegenteil: Da es ihm in erster Linie um Verarbeitung und Kompensation beschleunigten Wandels zu tun war, hätte ein dynamisierter Commonsense-orientierter Liberalkonservatismus von der intellektuellen Potenz der Ritter-Schule gesellschaftlich-politisch einiges beizutragen.
ANDREAS RÖDDER
Jens Hacke: Philosophie der Bürgerlichkeit. Die liberalkonservative Begründung der Bundesrepublik. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. 323 S., 39,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als "klassische Ideengeschichte" im "besten, reflektierten Sinne" würdigt Andreas Rödder die Studie "Philosophie der Bürgerlichkeit", die Jens Hacke vorgelegt hat. Überzeugend zeigt die Arbeit für ihn den Beitrag liberalkonservativer Philosophen wie Hermann Lübbe, Odo Marquardt und Robert Spaemann, alle Schüler Joachim Ritters, zur intellektuellen Begründung der Bundesrepublik in den siebziger und achtziger Jahren. Einverstanden ist Rödder mit Hackes These, die Ritter-Schule habe die konservativ-antidemokratischen Vorstellungen Carl Schmitts und Arnold Gehlens in liberale Verfassungsrealität der Bundesrepublik überführt, um die freiheitlich demokratische Grundordnung des Staates zu verteidigen. Auch die Darstellung der Kernelemente dieses Liberalkonservatismus wie die Absicherung des Fortschritts durch Institutionen, den pfleglichen Umgang mit Traditionen und den Rekurs auf den Commonsense scheint ihm erhellend. Deutlich wird für ihn ferner der Verdienst der Ritter-Schule, ein "spezifisch 'deutscher Weg' zur Entfaltung liberaler Prinzipien" (Hacke).
© Perlentaucher Medien GmbH
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