Produktdetails
  • Verlag: Ott Verlag
  • ISBN-13: 9783722569147
  • Artikelnr.: 08187192
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.1999

Hayeks Welt
Die Philosophie der Freiheit

Gerd Habermann (Herausgeber): Philosophie der Freiheit. Ein Friedrich-August-von-Hayek-Brevier. Verlag Ott, Thun 1999, 139 Seiten, 19,80 DM.

Die Freiheit hatte in Friedrich August von Hayek, dem österreichischen Juristen und Nobelpreis-gekrönten Nationalökonomen, einen Fürsprecher mit Biß. Wegen seiner intellektuellen Schärfe und mitunter polemischen Bedingungslosigkeit war er bewundert und gefürchtet. Am 8. Mai wäre Hayek hundert Jahre alt. Zum Gedenken hat Gerd Habermann, Sekretär der vor Jahresfrist gegründeten Hayek-Gesellschaft, eine Zitatensammlung herausgegeben. Das Buch ist ein Fundus von erhellenden Formeln und ergötzlichen Aperçus. Einzelne Sätze, bisweilen auch längere Auszüge aus dem Gesamtwerk Hayeks sind thematisch in vier Kapitel einsortiert: "Freiheit, Vernunft und Wettbewerb", "Ordnung und Organisation", "Wohlfahrtsstaat - Der Weg zur Knechtschaft" und "Die Verfassung der Freiheit". Da findet sich zum Beispiel die Begründung, daß "sozial" und "gerecht" in gesellschaftlichem Zusammenhang "Wieselwörter", leere Hülsen sind, weil individual- und ordnungsethische Kategorien durcheinandergeworfen werden: "Die soziale Gerechtigkeit hat eigentlich keinen Sinn. Gerechtigkeit sind Regeln des Handelns; Handeln kann nur ein Individuum. Man könnte bestenfalls Grenzen des Handelns des Staates mit dem Namen Gerechtigkeit bezeichnen, aber nicht eine Zuteilungstätigkeit des Staates." Das hat mit Herzlosigkeit nichts zu tun: "Aber zweifellos kann jedem einzelnen ein gewisses Minimum an Nahrung, Obdach und Kleidung garantiert werden, das für die Erhaltung der Gesundheit und der Arbeitsfähigkeit ausreicht." Doch hellsichtig mahnt Hayek: "Wir müssen die Illusion zerstreuen, daß wir bewußt die Zukunft der Menschheit schaffen können." Ein wenig von dieser Hellsichtigkeit mag abstrahlen auf den Leser. Und im Brevier zu lesen, macht Spaß. Aber natürlich bietet dieser Spaziergang keine taugliche Abkürzung, wenn man sich Hayeks liberal-evolutionäre Welt wahrhaft erschließen will.

KAREN HORN

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