Der Ankündigungstext der WBG, in dem das Buch als „Bilanz jahrelanger Forschungsarbeit“ beschrieben wird, als „Gesamtdarstellung“, die „Maßstäbe setzt“, bestärkte mich in der Hoffnung, hier nun eine Standardmonografie in Händen zu halten, die in Auseinandersetzung mit den technikphilosophischen
Modellen der Tradition einen eigenen Ansatz entwickelt und die Frage nach dem Wesen der Technik auf…mehrDer Ankündigungstext der WBG, in dem das Buch als „Bilanz jahrelanger Forschungsarbeit“ beschrieben wird, als „Gesamtdarstellung“, die „Maßstäbe setzt“, bestärkte mich in der Hoffnung, hier nun eine Standardmonografie in Händen zu halten, die in Auseinandersetzung mit den technikphilosophischen Modellen der Tradition einen eigenen Ansatz entwickelt und die Frage nach dem Wesen der Technik auf neue, originelle Weise beantwortet.
Wie groß war aber meine Enttäuschung nach der Lektüre der ersten Seiten der Einleitung: Statt Ansatz und Methode einführend zu erläutern bzw. einen kompakten Überblick über Aufbau und Gliederung und wesentliche Inhalte der folgenden Kapitel zu geben, besteht diese Einleitung aus völlig unzusammenhängenden Behauptungen, widersprüchlichen Formulierungen und wortidentischen Wiederholungen. Auf die Bedingung sine qua non des philosophischen Denkens und Schreibens, Thesen argumentativ zu begründen bzw. sie in ihrem historischen Kontext darzustellen und herzuleiten, meinte der Autor wohl verzichten zu können. Stattdessen überbietet er sich in bruchstückhaften Begriffsdefinitionen bezüglich „Technik“, „Technologie“, „technischer Praxis“, sodass beim Leser recht schnell der Eindruck entsteht, dass der Verfasser selber nicht weiß, worüber er schreibt.
Auf die zahlreichen Rechtschreibe- und Grammatik-Fehler auf diesen wenigen Seiten möchte ich nicht weiter eingehen. Sie belegen aber eindeutig, wie sehr bei dieser Publikation auch seitens der Redaktion und des Verlages geschlampt und geschludert wurde, ein wirkliches Ärgernis für jeden Freund der Philosophie und der deutschen Sprache, und natürlich auch angesichts des stattlichen Preises.
Es ist völlig klar, dass es bei solchen schwerwiegenden formalen Defiziten auch mit dem Inhalt nicht weit her sein kann, denn, das kann man von Schopenhauer lernen, Klarheit und Eingängigkeit des Schreibstils sind geradezu Gradmesser für den philosophischen Gehalt des Geschriebenen, und wer nicht klar und überzeugend formulieren kann, der hat auch meistens nichts Klares und Überzeugendes zu sagen.
Insofern muss man sich nicht darüber wundern, dass der konfusen Einleitung keine Technikphilosophie folgt, sondern ein monströser Abriss zur Technikgeschichte, der sowohl durch das munter fortgesetzte Thesen-Gestammel als auch durch das wahllose Zusammenschreiben kultur- und wissenschaftshistorischer Versatzstücke völlig überfrachtet ist. Angeblich wollte der Autor Technik hermeneutisch-phänomenologisch deuten, aber dieser Anspruch wird an keiner Stelle des Buches eingelöst. Nirgendwo eine überzeugend formulierte These und ihre Begründung, nirgendwo ein eigener, origineller Grundgedanke und seine Herleitung! Das Werk ist weder Technikphilosophie noch Technikgeschichte noch zeitgenössische Technikkritik noch Auseinandersetzung mit der technikphilosophischen Tradition, sondern eine einzige große Verfehlung des Themas. Fazit: Ein miserables Buch, das sein Geld nicht wert ist, ein erschütternder Beleg dafür, wie sehr das Niveau an manchen Universitäten gesunken ist und unabhängig-kritische Kontrollinstanzen akademischer Forschung und Lehre versagen.