Kaum eine Beziehungsform ist so vielgestaltig, so wandelbar und begrifflich so schwer zu fassen wie die Freundschaft. Dennoch wissen wir alle um ihre Kraft. Wo die Situation soeben noch festgefahren schien, eröffnet das Gespräch mit Freunden Auswege. Wo vergangene Erfahrungen und Erinnerungen zu entgleiten drohen, schenken uns alte Freundschaften ein Gedächtnis. Wo wir uns in der Welt unsicher vortasten, können wir nach der Hand des Freundes greifen. Die Kraft der Freundschaft ist zeitlos. Doch gerade in Phasen des Umbruchs gewinnt sie besondere Bedeutung. Freundschaft stabilisiert, wenn alles andere in Bewegung gerät. In ihr, so schreibt der Soziologe Friedrich H. Tenbruck, "entgeht der Mensch der Desorganisation, mit welcher ihn die Heterogenität seiner sozialen Welt bedroht." Freundschaft vermag dabei zu vereinen, was oft als Gegensatz gilt: den Wunsch nach Gemeinschaft und Einzigartigkeit, Wandel und Stabilität, Verbindlichkeit und Freiheit. Sie verspricht sowohl "Wahl" als auch "Familie". Umso besorgniserregender ist, wenn Freundschaften an politischen Konflikten scheitern - eine Entzweiung, die auch auf der Annahme fußt, dass die, die mir nicht ähnelt, die nicht so denkt wie ich, mir nicht nahe sein kann. Und tatsächlich zeigen Studien, dass wir eher mit Menschen gleicher Klasse, gleichen Geschlechts und gleichen Alters befreundet sind. Aber könnte es nicht anders sein? Ist es heutzutage nicht gerade die Aussicht, in der Freundschaft Grenzen zu überwinden, die sie so verheißungsvoll macht? Die Chance, sich Neuem zu öffnen? Und: auf ihrer Basis leidenschaftlich zu streiten? Mit Christoph Menke, Dieter Thomä, Ronja von Rönne, Wolfgang Kubicki, Mirna Funk, Edgar Selge, Eva Illouz, Sophia Fritz, Donatella Di Cesare u. v. m.
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