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Zahlreiche bedeutende Philosophen äußerten sich zur Kriminalliteratur. In einer erstaunlich großen Anzahl von Kriminalgeschichten sind philosophische Gedanken enthalten: ein Grund, den Zusammenhängen von Kriminalliteratur und Philosophie nachzuspüren.Angesichts der Vielfalt der Kriminalliteratur und der Pluralität der Philosophie wäre es verfehlt, die Philosophie der Kriminalliteratur zu entwerfen. Stattdessen versucht das Buch die Vielzahl der Korrespondenzen von Kriminalliteratur und Philosophie aufzuzeigen und ihre Zusammenhänge zu erschließen. Neben der Ergründung der philosophischen…mehr

Produktbeschreibung
Zahlreiche bedeutende Philosophen äußerten sich zur Kriminalliteratur. In einer erstaunlich großen Anzahl von Kriminalgeschichten sind philosophische Gedanken enthalten: ein Grund, den Zusammenhängen von Kriminalliteratur und Philosophie nachzuspüren.Angesichts der Vielfalt der Kriminalliteratur und der Pluralität der Philosophie wäre es verfehlt, die Philosophie der Kriminalliteratur zu entwerfen. Stattdessen versucht das Buch die Vielzahl der Korrespondenzen von Kriminalliteratur und Philosophie aufzuzeigen und ihre Zusammenhänge zu erschließen. Neben der Ergründung der philosophischen Bezüge in klassischen Kriminalgeschichten wird im Zuge dieses Buches auch der Einfluss der Kriminalliteratur auf das Denken und Schreiben bedeutender Philosophen des 20. Jahrhunderts dargestellt. Abschließend geht Hoffmann in seiner Analyse genauer auf die Trostfunktion der Kriminalliteratur ein.
Autorenporträt
Josef Hoffmann, geboren 1948, lehrte Rechtswissenschaft an der Fachhochschule Frankfurt am Main.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2013

Krimis spenden tiefen Trost

Krieg und Frieden" ist kein Kriegs-, "Madame Bovary" kein Familien-, "Der Zauberberg" kein Hotel- oder Alpenroman. Wer diese Bücher als Beispiele eines Genres läse, dem entginge etwas an ihnen. Es sind, so genau sich ihre Autoren über Napoleon, das Provinzleben oder Kurkliniken informiert haben mögen, keine Sachbücher.

Doch es gibt schöne Literatur, die dem Interesse des Sachbuchlesers entgegenkommt. Nur dass sie nicht schön ist. Vor allem Kriminalromane haben es mit dem sozial Unschönen, aber sachlich Interessanten. Hier werden die Werke als Exemplare einer Gattung gelesen und zwar in Mengen, um jeweils erleben zu können, wie die vier, fünf Grundprobleme der Gattung dieses Mal gelöst worden sind.

Aber was ist die Sache, für die sich die Leser von Kriminalromanen interessieren? Was war die Frage, wenn der Kriminalroman die Antwort ist? Der Frankfurter Rechtswissenschaftler Josef Hoffmann hat jetzt den Versuch unternommen, das zu klären. Er liest Kriminalromane als Sachbücher und zwar als philosophische, und seine Auflösung lautet: Es ist die Frage danach, ob der Verstand etwas Tröstliches hat ("Philosophien der Kriminalliteratur". Passagen Verlag, Wien, 2013. 271 S., br., 29,90 [Euro]).

In der Romanliteratur hat er es bekanntlich nicht. Desillusion, Entsagung, Verrat, Hinterlist und Herzlosigkeit sind dort die Begleiterscheinungen der Rationalität. In der Geschichte der Kriminalerzählung hingegen sind Aufklärung, Skepsis und Pragmatismus, Kalkulationsvermögen, Misanthropie und Abgebrühtheit nach wie vor Tugenden ersten Ranges. Für Hoffmann entsteht der Kriminalroman bei Voltaire, Schiller und William Godwin aus der Frage, wie das Böse, dann aber: wie ein ganz bestimmtes Böses in die Welt gekommen ist. Wo auf einen gerechten Gott nicht viel gegeben wird, übernimmt die Vorstellung, alles in der Welt hänge irgendwie kausal zusammen, das Ausgleichspensum. Lebendig wird durch den investigativen Gang von den Wirkungen zu den Ursachen zwar niemand. Aber am Ende kriegen sie ihn meistens.

Hoffmann führt uns durch die Gedanken, die sich Kriminalschriftsteller zu ihrem Genre gemacht haben und Philosophen. Das Kapitel über die philosophische Bildung von Dashiell Hammett, den Leser von Charles Darwin und William James, ist dabei hervorzuheben. Der Autor geht der Frage nach, was es zu bedeuten hat, dass Ludwig Wittgenstein - "Die Welt ist alles, was der Fall ist" - Krimis mochte. Er diskutiert mit Dorothy Sayers, ob Aristoteles eine Theorie des Krimis hatte. Und er zeigt an Albert Camus, an welcher Stelle die Entscheidung fällt, ob man eine Philosophie der Schuld oder einen Detektivroman schreibt. Das alles tut er ganz offen als Leser, als Laie auf beiden Gebieten, der Literaturgeschichte wie der Philosophie. Umso mehr eignet sich sein Buch für alle, die das Gefühl haben, dass hinter den Fällen mehr steckt als nur der Täter.

JÜRGEN KAUBE

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