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Die vier Bände dieses Historienwerks, verfasst von den renommiertesten Historikern ihres Fachgebiets, führen mit erzählerischer Leichtigkeit und gedanklicher Klarheit durch zweieinhalb Jahrtausende europäischer Geschichte.
Das vierbändige Werk im Großformat 19,3 x 26,5 cm wird auf Papier von hoher Qualität gedruckt. Jeder Band hat einen Umfang von etwa 500 Druckseiten und enthält etwa 200 Schwarzweißabbildungen und 16 Farbtafeln, daneben Karten, Diagramme, Tabellen, Literaturverzeichnis und Register.
Ausstattung: mit 189 s/w Abb. und 32 Farbtafeln

Produktbeschreibung
Die vier Bände dieses Historienwerks, verfasst von den renommiertesten Historikern ihres Fachgebiets, führen mit erzählerischer Leichtigkeit und gedanklicher Klarheit durch zweieinhalb Jahrtausende europäischer Geschichte.

Das vierbändige Werk im Großformat 19,3 x 26,5 cm wird auf Papier von hoher Qualität gedruckt. Jeder Band hat einen Umfang von etwa 500 Druckseiten und enthält etwa 200 Schwarzweißabbildungen und 16 Farbtafeln, daneben Karten, Diagramme, Tabellen, Literaturverzeichnis und Register.

Ausstattung: mit 189 s/w Abb. und 32 Farbtafeln
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Autorenporträt
Hagen Schulze, geboren 1943, ist Professor für Neuere Geschichte an der FU Berlin und gehört zu den renommiertesten deutschsprachigen Historikern der Gegenwart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Stolperstein Kreidefelsen
Hagen Schulzes Europa-Geschichte verliert am Kanal den sicheren Boden unter den Füßen / Von Richard Evans

Die meisten Geschichten Europas seien von britischen und amerikanischen Autoren geschrieben, bemerkt Hagen Schulze zu Beginn seines Überblicks über die europäische Geschichte seit 1740. Und tatsächlich gibt es in Großbritannien seit langem einen Bedarf an solchen Büchern, nicht zuletzt deshalb, weil die Lehrpläne an Schulen und Universitäten das Fach Geschichte seit vielen Jahren mehr oder weniger gleichmäßig in "britische" und "europäische" Historie aufteilen. Dies deutet einerseits darauf hin, daß die Briten beide "Geschichten" immer noch für gesonderte Themenkomplexe halten. Andererseits sorgt diese Trennung dafür, daß Schülern und Studenten gute Grundkenntnisse in "westeuropäischer" Geschichte vermittelt werden.

Gesamtdarstellungen wie die vierbändige "Geschichte Europas" des Siedler Verlags sind in Deutschland eher selten. Deshalb kann man das Unternehmen als solches nur begrüßen. Die Bände sind reich illustriert und großzügig ausgestattet. Doch aus dem Vorhaben, die gesamte europäische Geschichte in nur vier Bänden zu schildern, ergeben sich für die Verfasser einige Probleme. Vieles muß weggelassen werden, und dennoch muß sich das Ausgewählte als Gesamtdarstellung rechtfertigen lassen. So entsteht, wie Hagen Schulze schon im ersten Satz seiner Auseinandersetzung mit der Moderne einräumt, nicht die Geschichte Europas seit 1740, sondern "eine von vielen möglichen europäischen Geschichten".

Wie alle Bücher Schulzes ist auch dieses sehr gut und lesbar geschrieben. Schulze versteht es, sein Material klar zu gliedern, und besitzt ein beneidenswertes Geschick, viel Information mit wenigen Wörtern zu vermitteln und komplizierte Situationen und Vorgänge auf die wesentlichen Punkte zu reduzieren. Der dunklen Seite der europäischen Geschichte gibt er volles Gewicht: der "Industrialisierung des Krieges", der kolonialen Ausbeutung und den Diktaturen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, dem extremen Nationalismus und dem Massenmord.

Schulze sieht Europa als Komplex von kulturellen Werten, zu denen der Glaube an die Menschenrechte und bürgerliche Freiheiten gehört. Deshalb schließt er Rußland und die meisten osteuropäischen Staaten aus seiner Darstellung aus. Selbst das Habsburgerreich findet keine große Beachtung, mit Ausnahme der Zeit vor 1914: Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs läßt sich schlechterdings nicht verstehen, wenn man nicht wenigstens einige der Probleme zur Kenntnis nimmt, mit denen es der Vielvölkerstaat zu tun hatte. Im wesentlichen ist Schulzes "Europa" eine Rückprojektion der Europäischen Union von heute in die Vergangenheit. Frankreich und Deutschland stehen im Zentrum seiner Erzählung, und wo es nötig ist, nimmt er Elemente aus der britischen, der italienischen und der spanischen Geschichte hinzu.

So kann Schulze eine Geschichte von Aufstieg (1740 bis 1914), Untergang (1914 bis 1949) und Wiedergeburt (1949 bis heute) erzählen, was seiner Darstellung einen gewissen strukturellen Zusammenhalt gibt. Aber letzten Endes haftet seiner Definition Europas etwas Willkürliches und Unhistorisches an, denn lange Zeit standen die Menschenrechte und die bürgerlichen Freiheiten auch in den Ländern, die Schulze in den Mittelpunkt seiner Geschichte rückt, keineswegs hoch im Kurs. Nicht recht ins Bild fügt sich auch, daß er Polen immer wieder unverhältnismäßig viel Raum widmet, obwohl die Geschichte dieses Landes nicht gerade dem europäischen Paradigma entspricht, mit dem er arbeitet. Doch vor allem Rußland spielte von der Niederlage Napoleons bis zur Niederlage Hitlers eine enorm wichtige Rolle in der europäischen Geschichte, und da Schulze ausführlich auf diese Kriege eingeht, wirkt es sonderbar, daß er die innere Geschichte Rußlands in der zwischen ihnen liegenden Zeit so wenig beachtet. Letzten Endes ist der Begriff von Europa, der dieser europäischen Geschichte zugrunde liegt, so eng gefaßt, daß es eigentlich nicht mehr vertretbar und für den Leser auch nicht mehr nützlich ist.

Daß sich Schulze entschlossen hat, die Geschichten einzelner Staaten und ihrer Beziehungen zueinander in Frieden und Krieg zu schildern, macht eine solche Einengung vielleicht unvermeidlich. Es gibt jedoch zahlreiche gute Nationalgeschichten über die einzelnen Länder, und nützlicher wäre es, in einer Geschichte Europas jene Züge herauszuarbeiten, die über nationale Grenzen hinausgehen, vor allem gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen. Im ersten Teil des Buches kommen sie zur Sprache, aber diese Analyse konzentriert sich auf das achtzehnte und das frühe neunzehnte Jahrhundert, während ein vergleichbares Kapitel über die massiven sozialen und ökonomischen Veränderungen im zwanzigsten Jahrhundert leider fehlt.

In der französischen, deutschen und polnischen Geschichte kennt sich Schulze zwar gut aus, aber wenn er den Ärmelkanal überquert, gerät er gelegentlich ins Stolpern. Mich als Waliser befremdet es, wenn er von England und Großbritannien spricht, als wären diese Begriffe synonym, und obendrein behauptet, im achtzehnten Jahrhundert habe es in England nur zwei Universitäten gegeben, wobei er übersieht, daß es im damaligen Schottland noch einmal doppelt so viele gab - ein Faktum, ohne das sich die (in diesem Buch mit keinem Wort erwähnte) schottische Aufklärung nicht verstehen läßt, deren Sprößlinge, ob sie nun James Watt oder Adam Smith hießen, eine zentrale Rolle in der industriellen Revolution Großbritanniens, nicht nur Englands spielten.

Es finden sich noch andere Fehler. Nicht Le Roy Ladurie, sondern Vovelle hat anhand von Testamenten den Niedergang des Christentums in Frankreich während des achtzehnten Jahrhunderts veranschaulicht. Disraeli war im Jahre 1872 nicht Premierminister, und der gebräuchliche Vorname des späteren Parteiführers der Konservativen, Balfour, war Arthur, nicht James; die Kommunistische Partei gehörte der französischen Volksfrontregierung von 1936 nicht an, sondern unterstützte sie nur in der Abgeordnetenkammer; Churchill war 1938 kein Oppositionspolitiker, sondern saß im Regierungslager auf einer der hinteren Bänke.

Solche Irrtümer sind in einem derart weitgespannten Werk allerdings fast unvermeidlich, und im Ganzen gesehen, kann man sich auf Schulzes Materialauswahl und sein ausgewogenes Urteil durchaus verlassen. Nur gegen Ende gerät er ins Straucheln, wenn er dem Tag entgegensieht, an dem Europa "eine politisch handlungsfähige Weltmacht" geworden sein soll. Vieles in der Geschichte der zweieinhalb Jahrhunderte, die er in seinem Buch geschildert hat, läßt die Verwirklichung der Idee von einer Weltmacht Europa nicht nur höchst unwahrscheinlich erscheinen, vieles spricht auch dafür, daß man sie nicht begrüßen, sondern ihr mißtrauen sollte.

Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser.

Hagen Schulze: "Phoenix Europa". Die Moderne. Von 1740 bis heute. Siedler Geschichte Europas. Siedler Verlag, Berlin 1998. 544 S., 189 Abb., 32 Farbtafeln, geb., 148,- DM.

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