Immer wieder wurde - und wird - die Fotografie als eine Erweiterung des Sehens beschrieben, als eine 'Wahrnehmungsschule'. Es scheint daher nahezuliegen, die Fotografie in das Methodenbündel der kulturwissenschaftlichen Feldforschung zu integrieren. Die aktuelle ethnografische Praxis der Volkskunde zeigt sich dem Medium gegenüber jedoch äusserst skeptisch. Die aktuelle volkskundliche Auseinandersetzung mit der Fotografie, die seit den 1990er Jahren einen regelrechten Boom im Fach erlebt, lässt sich vor allem als Diskurs über Fotografie kennzeichnen. Im Mittelpunkt steht die öffentliche, private und nicht zuletzt auch fachhistorische Fotografie, die es sowohl mittels bildanalytischer Verfahren quellenkritisch als zeitgeschichtliches Dokument als auch in ihrem individuellen und gesellschaftlichen Gebrauch zu erschliessen gilt. Ein Diskurs mit Fotografie, also ein fotografischer Diskurs im Sinne einer visuellen Ethnografie ('Ethnofotografie') fand bislang nicht statt.Mit der vorliegenden Arbeit zur Anschauung und Anschaulichkeit in der Ethnografie liegt nun die erste medien- und erkenntnistheoretisch fundierte Untersuchung innerhalb der deutschsprachigen Kulturwissenschaften vor, die auf Basis aktueller Ansätze der angloamerikanischen Visual Anthropology eine methodisch reflektierte Re-Integration der Fotografie als Instrument und Medium der ethnografischen Forschung und Repräsentation begründet. Ausgehend von der spezifischen Medialität der Fotografie und ihrer eigenen Art des Erzählens legt die Arbeit dezidiert die erkenntnistheoretischen Potentiale der fotografischen Praxis dar und rückt damit die Bedeutung der Fotografie als kulturwissenschaftliches Bildmedium in den Mittelpunkt der Betrachtung.
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