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Die preisgekrönte Fotografin Phyllis Dooney und die von der Kritik hoch gelobte Schriftstellerin Jardine Libaire stellen in diesem Buch die Browns vor, eine archetypische amerikanische Familie aus Mississippi. Angeführt von ihrer offen lesbischen Tochter Halea träumen sie laut, während sie gegen den stillen Sog der Armut und der sich stets wiederholenden häuslichen Abläufe ankämpfen. Greenville steht für eine blühende amerikanische Stadt, die im Kielwasser der sich verändernden Weltwirtschaft immer weiter zurückfällt. Berauscht von der Luft des Mississippi-Deltas, behaupten die Südstaatler,…mehr

Produktbeschreibung
Die preisgekrönte Fotografin Phyllis Dooney und die von der Kritik hoch gelobte Schriftstellerin Jardine Libaire stellen in diesem Buch die Browns vor, eine archetypische amerikanische Familie aus Mississippi. Angeführt von ihrer offen lesbischen Tochter Halea träumen sie laut, während sie gegen den stillen Sog der Armut und der sich stets wiederholenden häuslichen Abläufe ankämpfen. Greenville steht für eine blühende amerikanische Stadt, die im Kielwasser der sich verändernden Weltwirtschaft immer weiter zurückfällt. Berauscht von der Luft des Mississippi-Deltas, behaupten die Südstaatler, hier sei die Schwerkraft stärker - sie bindet sie an diese Stadt der Widersprüche, in der eine Mutter gleichzeitig Liebe zu einer homosexuellen Tochter und Liebe zu Gott empfinden kann. Gewalt und Zärtlichkeit können in der gleichen Ehe existieren, Drogen und Spielsachen im gleichen Haushalt. Dieses Buch ist eher ein Bewusstsein als eine Geschichte. Es summt vor Intimität, jenem Gefühl, das man hat, wenn man mit Leuten abhängt. Man riecht ihren Moschusgeruch, den Zigarettenqualm, die McDonald's-Fritten, eine neben der Haustür blühende Magnolie. Das Projekt ist Nähe, ist Körperkontakt zur Menschlichkeit eines anderen, ist eine Erfahrung im Grenzbereich zur Liebe.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2017

Es ist, oh, so still

"Jazz & Lyrik" hieß ein Erfolgskonzept der Nachkriegszeit. Da taten sich zwei vernachlässigte Genres zusammen - und aus einer Sache für Minderheiten wurde ein Event für ein größeres Publikum. Etwas Ähnliches kann man im Bereich des Foto-Buchs beobachten: Die Bilder werden nicht kommentiert, sondern ergänzt lyrische Texte. Phyllis B. Dooney ist eine vielfach ausgezeichnete Dokumentaristin mit unverkennbar poetischer Ader. Sie lebt in New York. Diese Stadt hat ihre Mentalität, ihre Sicht auf die Welt geprägt. Das, was sie in "Gravity Is Stronger Here" unternimmt, nennt man in der Soziologie teilnehmende Beobachtung: Man begibt sich auf fremdes Terrain, lebt eine Zeitlang mit Menschen, die anders sind als man selbst, und erstattet Bericht. Dooney ließ sich von Greenville, einer einst blühenden Handelsstadt am Mississippi faszinieren. Sie kam mit ihren Vorurteilen über die Südstaaten-Hinterwelt und lernte im Verlauf vieler Besuche, dass Details unverzichtbar sind für ein präzises Urteil. Dooneys Methode: Wer sich für den Zustand der Nation interessiert, muss sich dem Kleinen und Kleinsten zuwenden; also zunächst dem heruntergekommenen Mississippi-Delta, dann im Speziellen Greenville und dann, nach tastenden Versuchen, den Browns und ihrer lesbischen Tochter Talea. Dooney erzählt eine Geschichte, deren Schönheit und Reichtum in ihren Widersprüchen besteht. Die Browns sind evangelikale Christen. Zugleich haben sie ein Faible für exzentrische Typen und eine Toleranz gegenüber dem Eigen- und Anders-Sein. Alles koexistiert in diesem Miniatur-Kosmos: Gewalt und Zärtlichkeit, das Sich-Klammern an Normen und die Allgegenwart von Drogen, das Verlangen nach Anpassung und die Bereitschaft, den eigenen Körper durch Tattoos zu einem uneinnehmbaren Rückzugsort zu machen. Dooneys Fotos sind oft abgedunkelt, als mache sich die Wehmut des Armseins selbst in den Farben bemerkbar. Sie arrangiert Landschaftsbilder, Stadtansichten, intime, bewegte Szenen in unaufgeräumten Zimmern und eine Vielzahl von Porträts. Und alles, was man zu sehen bekommt, verdichtet und intensiviert dann die Schriftstellerin Jardin Libaire durch Poeme, in denen nichts erfunden und alles existentielle Bestandsaufnahme ist.

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"Gravity Is Stronger Here" von Phyllis B. Dooney. Mit Texten von Jardin Libaire in Englisch. Verlag Kehrer, Heidelberg 2017. 198 Seiten, 119 Farbabbildungen. Gebunden, 49,90 Euro.

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