We all wish we could predict the future, but most of us don't know enough about the science that makes it possible. This title is a hypothetical journey through the next 100 years of scientific innovation, as told by the scientists who are making it happen.
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Summons up the sheer wonder of science Daily Telegraph
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2011Die Enterprise hinterlässt ihre Spuren
Das Virtuelle ist überall: Michio Kaku führt vor Augen, wie Szenarien der Zukunft aussehen, wenn Wissenschaft und Science-Fiction sich kühn verknüpfen.
Michio Kaku ist theoretischer Physiker, passionierter Kenner von Science-Fiction und Futurologe. Leicht zu trennen sind diese Anteile im Werk des New Yorker Professors und populären Wissenschaftsautors nicht immer. Scharfzüngige Kritiker der Stringtheorie, zu der Kaku eine Variante beigesteuert hat, werden vermutlich ohnehin zu bedenken geben, dass man sich mit deren Modellen bereits fast auf dem Feld der Science-Fiction befinde. Aber die elfte Dimension, Paralleluniversen oder Zeittunnels sind hier gar nicht anvisiert, sondern vielmehr die Verbindungen zum klassischen SF-Genre, wie sie dieser Autor gerne schlägt. Sein Buch über die "Physik des Unmöglichen", nämlich die Realisierbarkeit der wunderbaren technischen Requisiten der SF-Welten - von Abwehrkraftfeldern über Beamer bis zu perfekten Tarnkappen -, gab dafür ein schönes Beispiel.
Jetzt aber hat Kaku die Perspektive entschieden verbreitert und zu einem Buch darüber ausgeholt, wie die Wissenschaft unser tägliches Leben bis zum Jahr 2100 durch die Entwicklungen auf Feldern wie der Computertechnologie, Künstlicher Intelligenz, Robotik, Medizin, Nanotechnologie, Raumfahrt und Energiegewinnung formen könnte. Natürlich weiß Kaku, wie riskant ein solches Unterfangen ist und wie unfreiwillig komisch sich die meisten früheren Prognosen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für einen solchen Zeitraum im Rückblick ausnehmen. Aber der Physiker in ihm ist trotzdem zuversichtlich: Schließlich sei das Grundinventar der Naturkräfte ja mittlerweile bekannt, was eine ganz andere Standfestigkeit gebe.
Worauf es für Kaku hinausläuft, das lässt sich in die bündige Formel eines Dreischritts fassen: Von weitgehend passiven, also den Naturverhältnissen ausgelieferten Beobachtern sind wir mittlerweile zu deren Choreographen geworden, die ihr Geschick immer weiter steigern werden, um schließlich mit etwas Glück tatsächlich zu fast uneingeschränkten Beherrschern einer kulturell durchdrungenen Natur zu werden. Und als ob das nicht reichen würde, die Blitze von Verächtern solcher Zuversicht auf sein Haupt zu ziehen, charakterisiert er diese Steigerung auch noch mit einer mythologisierenden Wendung: Wir werden sein, wie wir uns einmal die Götter vorstellten.
Wobei diese Götter - auf den Plural kommt es natürlich an - vor allem dadurch gekennzeichnet sind, sich von der widerständigen Körperwelt nicht einschränken zu lassen. Ein Gedanke genügt, schon spuren die Dinge. In der biblisch-christlichen Tradition hing solche Verfügungsmacht eher am richtigen Namen, der das Wesen der Dinge traf - worauf sich ja noch ein Pate der modernen Wissenschaft wie Francis Bacon mit Emphase bezog. Aber für diese Vorstellung lassen sich kaum unmittelbare technische Realisierungen plausibel machen, um die es Kaku gerade geht. Deshalb der etwas überraschende Griff zu den antiken Göttern - wenn auch weniger mit Hesiod oder Homer, sondern eher mit einem typischen Umweg über ihre SF-Version in einer Episode von "Star Trek".
Im Wesentlichen werden sie damit eben zu Instanzen, die mühelos oder gar nur mit Gedanken die Dinge tanzen lassen. Denn genau diese Möglichkeit sieht Kaku, der sich für sein Buch bei vielen Forschern in renommierten Labors umgesehen hat, in den nächsten Jahrzehnten Wirklichkeit werden. Auf dem Gebiet der Computertechnologie entspricht das dem weitgehenden Wegfall zwischengeschalteter plumper Hardware. Genaugenommen laufe die Entwicklung darauf hinaus, dass der Gebrauch des Begriffs Computer historisch wird: Denn wenn gemäß dem Prinzip eines verschärften "ubiquitous computing" überall und ohne Unterlass Daten berechnet werden, auch an allen Orten virtuelle Anzeigen und Displays aufgerufen werden können, entfällt die sinnvolle Bezugnahme auf das Rechnerding.
Ermöglicht wird diese Entwicklung vorerst durch die Miniaturisierung der Schaltkreiselemente, die Kaku noch bis etwa 2025 nach Moores Gesetz exponentiell fortschreiten sieht, bevor mit atomaren Dimensionen physikalische Schranken erreicht werden. Aber bis dahin sei der Zugang zum Internet wohl schon via Kontaktlinsen und Wimpernschlag herzustellen, lassen sich alle möglichen Sensoren in unsere Kleidung und häusliche Umwelt einarbeiten, sind einstweilen aufwendige medizinische Diagnosegeräte auf dem Weg in jeden Haushalt, wird aus der Tapete im Nu ein Schirm, vermehren sich die Kontaktpunkte zu virtuellen Welten überhaupt rasant. Die Grenzen zwischen "realer" und "virtueller" Welt werden dann zunehmend schwer zu ziehen, denn es geht gerade um die Herstellung einer untrennbaren Mischung beider Anteile.
Diese Verschmelzung mit dem Virtuellen hat in Kakus Zukunftsszenario verschiedene Ausprägungen. Eine liegt auf der Linie der Erweiterung unserer Fähigkeiten durch maschinelle Anteile: Nicht bloß durch immer cleverere Roboter oder jederzeit an jedem Ort aufrufbare Expertensysteme, denen natürlich im Abschnitt über Künstliche Intelligenz (KI) auch überaus günstige Aussichten attestiert werden, sondern durch die Integration der maschinellen Prothesen oder Ergänzungen in den Körper selbst. Unter dem Titel "Flesh & Machines" hat Rodney Brooks, dessen Bottom-Up-Ansatz die KI auf ein neues Gleis brachte, diese Tendenz einmal abgehandelt.
Brooks wird von Kaku gewürdigt, und sogar der altgediente Computervisionär Hans Moravec mit seinen Unsterblichkeitsphantasien via Geist als Software hat einen kleinen Auftritt. Was Gesundheit und Lebensverlängerung betrifft - für die anvisierte Göttergleichheit nicht ohne Bedeutung -, bleibt Kaku aber doch etwas nüchterner auf dem biologischen Pfad, mit Vorgriffen auf eine zu sicherem Gang gekommene genetische Therapeutik und Anti-Aging-Verfahren.
In diesen denkbar beherzten Vorgriffen auf das Gelingen neuerer Ansätze in den betrachteten Forschungsfeldern liegt die Pointe von Kakus Verfahren. Über die Solidität dieser über viele Hürden hinwegpreschenden Zukunftsprognosen mag man schwer streiten können. Als Indikator für gegenwärtige Tendenzen und vor allem mancher mit ihnen verknüpften Erwartungen sind sie doch aufschlussreich.
Bleibt aber noch die offensichtliche Schwachstelle, dass die wissenschaftlich-technische Zukunft selbstverständlich in politisch-ökonomischen Landschaften stattfindet, die als Erstes die Frage aufkommen lassen, wer über die jeweiligen Innovationen verfügen wird - und wer draußen bleibt; von tiefer gehenden Verwerfungen globalen Maßstabs ganz abgesehen. Kaku geht an dem Vorbehalt zwar nicht vorbei, aber seine Vermutungen fallen auf diesem Terrain notgedrungen doch sehr freihändig und gut gemeint aus. Im Kern laufen sie auf die Hoffnung hinaus, dass sich eine planetare Zivilisation herausbildet - was man wohl als SF-Variante der eigentlich aus der nachhegelschen Geschichtsphilsophie kommenden Aussicht auf eine "Ende der Geschichte" ansehen kann. Samt einer tonangebenden Mittelklasse, auf die Kaku eigens hinzuweisen nicht vergisst - und der sogar die spätere Eroberung des Weltraums in Aussicht gestellt wird.
Da reicht der Blick des an der Geschichte vorbei spekulierenden Physikers - Entropiebilanzen statt Politik - natürlich schon über das Ende des Jahrhunderts hinaus. Aber am Schluss gibt es noch die Schilderung eines Tages im Jahr 2100. Da sehen wir den Protagonisten erwachen, nennen wir ihn Mr. Bloom, und gleich darauf beginnen auch die DNA- und Proteinsensoren im Badezimmer für das Monitoring seines Zustands zu arbeiten, direkte mentale Ansteuerungen - ein paar Drähte um den Kopf - organisieren Frühstück und Haushalt, Einsetzen der Kontaktlinsen gibt die Verbindung zum Internet und zu den Nachrichten. Und so geht es dann auch weiter, vom magnetischen Wagen über abrufbare 3D-Simulationen bis zu den Robotern, und etwas später kommt auch Dr. Brown ins Spiel, das ärztliche Expertenprogramm. Denn Mr. Bloom will mit seiner Karen, beide schon sehr langlebig, eine Familie gründen, was darauf hinausläuft, schon mal die mögliche genetische Ausstattung des gemeinsamen Kindes durchzugehen. Vorher geht's noch einmal auf einen touristischen Trip mit dem Raumaufzug.
Irgendwo glaubt man das freilich schon gelesen oder gesehen zu haben. Der Weltraumausflug als klassisches SF-Element trägt seinen Teil dazu bei. Aber andere Facetten liegen näher, nicht zuletzt die medizinisch relevanten Entwicklungen: Unwillkürlich muss man daran denken, dass junge Leser dieser Zukunftsvision bereits eine gar nicht so kleine Chance haben, dereinst zu sehen, was nach neunzig Jahren wirklich herausgekommen ist.
HELMUT MAYER
Michio Kaku: "Physics of the Future". How science will shape human destiny and our daily lives by the year 2100.
Penguin, London 2011. 389 S., geb., 26,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Virtuelle ist überall: Michio Kaku führt vor Augen, wie Szenarien der Zukunft aussehen, wenn Wissenschaft und Science-Fiction sich kühn verknüpfen.
Michio Kaku ist theoretischer Physiker, passionierter Kenner von Science-Fiction und Futurologe. Leicht zu trennen sind diese Anteile im Werk des New Yorker Professors und populären Wissenschaftsautors nicht immer. Scharfzüngige Kritiker der Stringtheorie, zu der Kaku eine Variante beigesteuert hat, werden vermutlich ohnehin zu bedenken geben, dass man sich mit deren Modellen bereits fast auf dem Feld der Science-Fiction befinde. Aber die elfte Dimension, Paralleluniversen oder Zeittunnels sind hier gar nicht anvisiert, sondern vielmehr die Verbindungen zum klassischen SF-Genre, wie sie dieser Autor gerne schlägt. Sein Buch über die "Physik des Unmöglichen", nämlich die Realisierbarkeit der wunderbaren technischen Requisiten der SF-Welten - von Abwehrkraftfeldern über Beamer bis zu perfekten Tarnkappen -, gab dafür ein schönes Beispiel.
Jetzt aber hat Kaku die Perspektive entschieden verbreitert und zu einem Buch darüber ausgeholt, wie die Wissenschaft unser tägliches Leben bis zum Jahr 2100 durch die Entwicklungen auf Feldern wie der Computertechnologie, Künstlicher Intelligenz, Robotik, Medizin, Nanotechnologie, Raumfahrt und Energiegewinnung formen könnte. Natürlich weiß Kaku, wie riskant ein solches Unterfangen ist und wie unfreiwillig komisch sich die meisten früheren Prognosen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts für einen solchen Zeitraum im Rückblick ausnehmen. Aber der Physiker in ihm ist trotzdem zuversichtlich: Schließlich sei das Grundinventar der Naturkräfte ja mittlerweile bekannt, was eine ganz andere Standfestigkeit gebe.
Worauf es für Kaku hinausläuft, das lässt sich in die bündige Formel eines Dreischritts fassen: Von weitgehend passiven, also den Naturverhältnissen ausgelieferten Beobachtern sind wir mittlerweile zu deren Choreographen geworden, die ihr Geschick immer weiter steigern werden, um schließlich mit etwas Glück tatsächlich zu fast uneingeschränkten Beherrschern einer kulturell durchdrungenen Natur zu werden. Und als ob das nicht reichen würde, die Blitze von Verächtern solcher Zuversicht auf sein Haupt zu ziehen, charakterisiert er diese Steigerung auch noch mit einer mythologisierenden Wendung: Wir werden sein, wie wir uns einmal die Götter vorstellten.
Wobei diese Götter - auf den Plural kommt es natürlich an - vor allem dadurch gekennzeichnet sind, sich von der widerständigen Körperwelt nicht einschränken zu lassen. Ein Gedanke genügt, schon spuren die Dinge. In der biblisch-christlichen Tradition hing solche Verfügungsmacht eher am richtigen Namen, der das Wesen der Dinge traf - worauf sich ja noch ein Pate der modernen Wissenschaft wie Francis Bacon mit Emphase bezog. Aber für diese Vorstellung lassen sich kaum unmittelbare technische Realisierungen plausibel machen, um die es Kaku gerade geht. Deshalb der etwas überraschende Griff zu den antiken Göttern - wenn auch weniger mit Hesiod oder Homer, sondern eher mit einem typischen Umweg über ihre SF-Version in einer Episode von "Star Trek".
Im Wesentlichen werden sie damit eben zu Instanzen, die mühelos oder gar nur mit Gedanken die Dinge tanzen lassen. Denn genau diese Möglichkeit sieht Kaku, der sich für sein Buch bei vielen Forschern in renommierten Labors umgesehen hat, in den nächsten Jahrzehnten Wirklichkeit werden. Auf dem Gebiet der Computertechnologie entspricht das dem weitgehenden Wegfall zwischengeschalteter plumper Hardware. Genaugenommen laufe die Entwicklung darauf hinaus, dass der Gebrauch des Begriffs Computer historisch wird: Denn wenn gemäß dem Prinzip eines verschärften "ubiquitous computing" überall und ohne Unterlass Daten berechnet werden, auch an allen Orten virtuelle Anzeigen und Displays aufgerufen werden können, entfällt die sinnvolle Bezugnahme auf das Rechnerding.
Ermöglicht wird diese Entwicklung vorerst durch die Miniaturisierung der Schaltkreiselemente, die Kaku noch bis etwa 2025 nach Moores Gesetz exponentiell fortschreiten sieht, bevor mit atomaren Dimensionen physikalische Schranken erreicht werden. Aber bis dahin sei der Zugang zum Internet wohl schon via Kontaktlinsen und Wimpernschlag herzustellen, lassen sich alle möglichen Sensoren in unsere Kleidung und häusliche Umwelt einarbeiten, sind einstweilen aufwendige medizinische Diagnosegeräte auf dem Weg in jeden Haushalt, wird aus der Tapete im Nu ein Schirm, vermehren sich die Kontaktpunkte zu virtuellen Welten überhaupt rasant. Die Grenzen zwischen "realer" und "virtueller" Welt werden dann zunehmend schwer zu ziehen, denn es geht gerade um die Herstellung einer untrennbaren Mischung beider Anteile.
Diese Verschmelzung mit dem Virtuellen hat in Kakus Zukunftsszenario verschiedene Ausprägungen. Eine liegt auf der Linie der Erweiterung unserer Fähigkeiten durch maschinelle Anteile: Nicht bloß durch immer cleverere Roboter oder jederzeit an jedem Ort aufrufbare Expertensysteme, denen natürlich im Abschnitt über Künstliche Intelligenz (KI) auch überaus günstige Aussichten attestiert werden, sondern durch die Integration der maschinellen Prothesen oder Ergänzungen in den Körper selbst. Unter dem Titel "Flesh & Machines" hat Rodney Brooks, dessen Bottom-Up-Ansatz die KI auf ein neues Gleis brachte, diese Tendenz einmal abgehandelt.
Brooks wird von Kaku gewürdigt, und sogar der altgediente Computervisionär Hans Moravec mit seinen Unsterblichkeitsphantasien via Geist als Software hat einen kleinen Auftritt. Was Gesundheit und Lebensverlängerung betrifft - für die anvisierte Göttergleichheit nicht ohne Bedeutung -, bleibt Kaku aber doch etwas nüchterner auf dem biologischen Pfad, mit Vorgriffen auf eine zu sicherem Gang gekommene genetische Therapeutik und Anti-Aging-Verfahren.
In diesen denkbar beherzten Vorgriffen auf das Gelingen neuerer Ansätze in den betrachteten Forschungsfeldern liegt die Pointe von Kakus Verfahren. Über die Solidität dieser über viele Hürden hinwegpreschenden Zukunftsprognosen mag man schwer streiten können. Als Indikator für gegenwärtige Tendenzen und vor allem mancher mit ihnen verknüpften Erwartungen sind sie doch aufschlussreich.
Bleibt aber noch die offensichtliche Schwachstelle, dass die wissenschaftlich-technische Zukunft selbstverständlich in politisch-ökonomischen Landschaften stattfindet, die als Erstes die Frage aufkommen lassen, wer über die jeweiligen Innovationen verfügen wird - und wer draußen bleibt; von tiefer gehenden Verwerfungen globalen Maßstabs ganz abgesehen. Kaku geht an dem Vorbehalt zwar nicht vorbei, aber seine Vermutungen fallen auf diesem Terrain notgedrungen doch sehr freihändig und gut gemeint aus. Im Kern laufen sie auf die Hoffnung hinaus, dass sich eine planetare Zivilisation herausbildet - was man wohl als SF-Variante der eigentlich aus der nachhegelschen Geschichtsphilsophie kommenden Aussicht auf eine "Ende der Geschichte" ansehen kann. Samt einer tonangebenden Mittelklasse, auf die Kaku eigens hinzuweisen nicht vergisst - und der sogar die spätere Eroberung des Weltraums in Aussicht gestellt wird.
Da reicht der Blick des an der Geschichte vorbei spekulierenden Physikers - Entropiebilanzen statt Politik - natürlich schon über das Ende des Jahrhunderts hinaus. Aber am Schluss gibt es noch die Schilderung eines Tages im Jahr 2100. Da sehen wir den Protagonisten erwachen, nennen wir ihn Mr. Bloom, und gleich darauf beginnen auch die DNA- und Proteinsensoren im Badezimmer für das Monitoring seines Zustands zu arbeiten, direkte mentale Ansteuerungen - ein paar Drähte um den Kopf - organisieren Frühstück und Haushalt, Einsetzen der Kontaktlinsen gibt die Verbindung zum Internet und zu den Nachrichten. Und so geht es dann auch weiter, vom magnetischen Wagen über abrufbare 3D-Simulationen bis zu den Robotern, und etwas später kommt auch Dr. Brown ins Spiel, das ärztliche Expertenprogramm. Denn Mr. Bloom will mit seiner Karen, beide schon sehr langlebig, eine Familie gründen, was darauf hinausläuft, schon mal die mögliche genetische Ausstattung des gemeinsamen Kindes durchzugehen. Vorher geht's noch einmal auf einen touristischen Trip mit dem Raumaufzug.
Irgendwo glaubt man das freilich schon gelesen oder gesehen zu haben. Der Weltraumausflug als klassisches SF-Element trägt seinen Teil dazu bei. Aber andere Facetten liegen näher, nicht zuletzt die medizinisch relevanten Entwicklungen: Unwillkürlich muss man daran denken, dass junge Leser dieser Zukunftsvision bereits eine gar nicht so kleine Chance haben, dereinst zu sehen, was nach neunzig Jahren wirklich herausgekommen ist.
HELMUT MAYER
Michio Kaku: "Physics of the Future". How science will shape human destiny and our daily lives by the year 2100.
Penguin, London 2011. 389 S., geb., 26,99 [Euro].
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