Die Aufgabe der physikalischen Chemie besteht in erster Linie in einer quantitativen Fassung der allgemeinen chemischen Gesetzmäßig keiten. Liegt etwa die prinzipielle Kenntnis einer chemischen Reaktion vor, so handelt es sich häufig darum, die günstigsten Bedingungen für den Reaktionsablauf aufzufinden. Große Teile der dahin gehörenden Probleme können rechnerisch exakt gelöst werden, ohne daß noch eine Unzahl von Einzelversuchen dazu erforderlich wäre. Die Bewältigung dieses ganzen Aufgabenkreises geschieht mit den Hilfsmitteln der physi kalischen Chemie. Wie hieraus schon hervorgeht, wird dieses Teilgebiet der gesamten Chemie in der Großindustrie besonders dort benötigt, wo es bei der Entwicklung chemischer Herstellungsverfahren um eine Steige rung der Ausbeuten durch Wahl geeigneter Druck- und Temperatur verhältnisse usw. geht. Wie schon der Name andeutet, handelt es sich um ein zwischen der Physik und der Chemie gelegenes Grenzgebiet. Bei diesem sind die experimentellen Methoden meist physikalisch, während die der Unter suchung zugrunde liegenden Probleme stofflich-chemischer Natur sind. Der wesentliche Unterschied dieser Forschungsrichtung gegenüber der herkömmlichen Chemie besteht also heute, wo Physik und Chemie in ihrer Fragestellung oft ineinander übergehen, in der verschiedenen Methodik. Wir versuchen als Physikochemiker die Gesetzmäßigkeit eines jeden stofflichen Vorgangs quantitativ zu erfassen, wo sich der Chemiker bereits mit qualitativen Angaben begnügt. Oft ist das gesteckte Ziel mit den verfügbaren Kenntnissen nicht zu erreichen, so daß auf die ex:akte gesetzmäßige Formulierung vorerst noch verzichtet werden muß.