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Produktdetails
  • Reclams Universal-Bibliothek 350
  • Verlag: Reclam, Ditzingen
  • 1986.
  • Seitenzahl: 398
  • Deutsch
  • Abmessung: 18mm x 137mm x 155mm
  • Gewicht: 175g
  • ISBN-13: 9783150003503
  • ISBN-10: 3150003504
  • Artikelnr.: 02449608
Autorenporträt
Johann C. Lavater, 15.11.1741 Zürich - 2.1.1801 ebd. Der Sohn eines Arztes studierte 1756-62 Theologie am Züricher Collegium Carolinum, unternahm 1763-64 eine einjährige Bildungsreise durch Deutschland und beschäftigte sich nach seiner Rückkehr mit kleineren literarischen Arbeiten, bis er 1769 zum Diakon an der Waisenhauskirche gewählt wurde. Nur von einigen Reisen (Rheinreise 1774, Göttingen und Bremen 1786, Kopenhagen 1793) und der Deportation durch frz. Behörden nach Basel (1799) abgesehen, blieb Zürich Mittelpunkt seines Lebens (1775 Pfarrherr, 1778 Diakon und 1786 Pfarrer an der Hauptkirche St. Peter). Anfänglich begrüßte er die Französische Revolution, kritisierte aber die weitere Entwicklung. Er wandte sich gegen die 1797 einsetzende Invasion durch frz. Truppen und gegen die der Schweiz aufgezwungene Verfassung von 1798. Bei der Eroberung Zürichs 1799 erhielt er eine Schussverletzung, an der er nach 15 qualvollen Monaten starb. L. hinterließ ein weitgespanntes theologisches

, erbauliches, politisch-publizistisches und literarisches Werk.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.1998

1775
Lavater "Physiognomische Fragmente"

Jetzt einmal etwas ganz andres, nämlich: Wie sahen die Leute damals eigentlich aus, etwa die schönen Frauen, wenn in den Romanen von ihren seelenvollen Augenaufschlägen die Rede ist, oder denken Sie an Werthers Lotte, oder an Werther selber, oder an wen Sie wollen von damals, als es ja weder Fotos noch Filme gab? Als Lichtenberg 1775 in London war, lieh ihm die Königin, sie hatte sich das selber auch bloß geborgt, sagt er, Lavaters eben erschienenen ersten Band der berühmten "Physiognomischen Fragmente" - und da hatten sie beide nun, Lichtenberg und die Queen, und da haben wir mit ihnen jetzt noch vieles von dem abgebildet, was die Romanciers damals an den Gesichtern abgelesen wissen wollten, an Innerm und Seele und so weiter. Beschrieben war das bei Lavater zu den Abbildungen noch dazu, aber, sagt Lichtenberg, "mit einem entsetzlichen Aufwand von Worten", und in eine solche "Sprache gehüllt, daß jedem der Sachen sucht und keine Redensart die Geduld hundertmal abläuft". Lichtenberg selber hatte einen schönen Sinn auch für das Innere der Frauen, wenn man es sah; von einer, die ihm das Zimmer macht (er sagt: "das Bette") schreibt er, sie trage "eine papageigrüne Schlender mit einem schwarzen Schürzchen und schwarz frisiertem Hute, unter dem sie so hervorsehen kann, daß einem weh und bange wird" - Schlender (hübsch, wenn mans abgebildet sähe, nicht?) bedeutet, sagt Grimm, ein lässiges Kleid, konnte aber auch, wenn einer moralischer war als Lichtenberg, ein Schlampengewand, ja eine Schlampe selber sein, ganz wie ein gemächliches Schlendern jemanden ärgern kann, der die Tugend des Menschen mehr in den Fleiß legt. Einem Freund in Deutschland schneidet Lichtenberg in London immer Kalenderblätter mit Damenmoden aus, auch "Porträtchen" würde er gern sammeln, sagt er; und wenn eine Mode brandneu ist, beschreibt er sie mit Worten; etwa vor acht Tagen, sagt er, sei folgendes bei den Mädchen aufgekommen: ". . . sie tragen nämlich 4, 5 oder 6 große Straußfedern auf den Köpfen, weiße, blaue, rote und schwarze zusammen. Sie schwanken bei der kleinsten Bewegung des Herzens, wenn sich nämlich der Kopf mit dem Herzen bewegt, und sie wissen Haß und Liebe, und quod sic und quod non und der Himmel weiß was damit auszudrücken" - also Vielleicht oder Vielleicht nicht. Lichtenberg hat nichts dergleichen gemacht, aber man sieht ihn richtig die wunderbarsten epigrammatischen Kurzromane schreiben, aus dem Geist einer Physiognomie der Mode. (Johann Caspar Lavater: "Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe." Eine Auswahl bei Reclam, Stuttgart. 398 S., 101 Abb., br., 16,- DM; Lichtenbergs Briefe bei Beck in München.) R.V.

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Eines der meistgenannten und zugleich am wenigsten gekannten Werke des ausgehenden 18. Jahrhunderts liegt hier in einer erschwinglichen und kompetent edierten Auswahl vor. Germanistik