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Alfred Brendel fasst es kurz und bündig zusammen: "Das Klavier kann alles." Neben der klassischen Musik hat es sich im 20. Jahrhundert neue, faszinierende Bereiche wie Jazz, Film, Improvisation und Unterhaltungsmusik erobert. Dieter Hildebrandt erzählt diese Geschichte des Klaviers in all seinen Facetten: von Busoni bis Scott Joplin, von Rubinstein bis Gershwin, von Glenn Gould bis Keith Jarrett, von Horowitz bis Gulda. Eine Geschichte voll skurriler Erfindungen, Anekdoten und überraschender Wendungen - nicht nur der Musikstile!

Produktbeschreibung
Alfred Brendel fasst es kurz und bündig zusammen: "Das Klavier kann alles." Neben der klassischen Musik hat es sich im 20. Jahrhundert neue, faszinierende Bereiche wie Jazz, Film, Improvisation und Unterhaltungsmusik erobert. Dieter Hildebrandt erzählt diese Geschichte des Klaviers in all seinen Facetten: von Busoni bis Scott Joplin, von Rubinstein bis Gershwin, von Glenn Gould bis Keith Jarrett, von Horowitz bis Gulda. Eine Geschichte voll skurriler Erfindungen, Anekdoten und überraschender Wendungen - nicht nur der Musikstile!
Autorenporträt
Dieter Hildebrandt, 1932 in Berlin geboren, lebt heute als freier Schriftsteller im Spessart. Im Carl Hanser Verlag sind zuletzt erschienen: Schillers erste Heldin (Das Leben der Christophine Reinwald, geb. Schiller, 2009) und Das Berliner Schloss (Preußens leere Mitte, 2011).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2000

Abenteuer Piano
Dieter Hildebrandt erzählt vom
„Schwachstarktastenkasten”
Er ist ein Ungeheuer, der große Konzertflügel, ein tiefschwarz glänzendes, dreibeiniges Ungetüm (auch wenn es mal weißer Schleiflack oder echt Mahagoni sein darf). Wenn man den Deckel aufschlägt, blecken die Tasten weiß-schwarz die Zähne. Wenn der Hauptdeckel über den Saiten im Resonanzkörper geöffnet wird, sieht es aus, als hisse der Pianist ein schwarzes Segel, um auf große Fahrt zu gehen. Meistens aber steht der Flügel wartend, lauernd, ein seltsames Tier, das der Pianist jedesmal wieder neu zur Dressur locken muss. Aber das ist nur das traditionelle Bild des Klavierabends vor freundlich kennerischem Bürgertum. Dem Ungeheuer ist im Laufe der letzten hundert Jahre mitgespielt worden, dass ihm Klingen und Tönen verging. Es wurde herumgestoßen und weggeschoben, gestutzt, bis nurmehr die Tastatur als elektronisch gesteuertes Keyboard übrig blieb, handlich, leicht, aber ohne die sinnliche, jedesmal neu zu erweckende Physis eines echten Instruments.
Dieter Hildebrandt, der schon den Siegeszug des Pianoforte im 19.  Jahrhundert als Abenteuerroman erzählte mit Helden und Schurken, Heiligen und Scharlatanen, fährt nun fort mit dem Schicksal des Klaviers im 20. Jahrhundert. Ein hartes, widersprüchliches, seinen Helden aus Metall und Holz fast zerstörendes, also modernes Fatum, das auch den Roman bilderbogenartig und anekdotenträchtig zerspellt, was nicht nur der wüsten und verwüstenden Geschichte dieses Säkulums entspricht, sondern darin auch dem Leben und Erleben der Künste und Künstler. Deshalb tauchen nicht nur Komponisten und Pianisten auf, wie sie mit ihrer Hassliebe, dem Klavier, umgingen, aus ihm die neuesten, auch fremdesten Klänge herausholten oder es verstummen ließen. Sogar bis zur Zerstörung.
Hildebrandt vermag auch unter diesen erschwerten Bedingungen den Lebensweg des Klaviers stringent zu verfolgen. Von den Vierteltonexperimenten der Komponisten Alois Hába und Ivan Wyschnegradzky; von den neuen Tönen der Schönbergschule hin zu den explodierenden Rags des mechanischen Klaviers des Amerikaners Conlon Nancarrow; von John Cages Expeditionen in die Welt der Pause zu Stockhausens und Boulez’ Darmstädter Schocktherapien. Natürlich die Happenings Nam June Paiks nicht zu vergessen, bei denen das Klavier als Totemtier bildungsbürgerlicher Kultur dran glauben musste und von Joseph Beuys zu Kaminholz verarbeitet wurde.
Hildebrandt verfolgt voller Sympathie, wie das Klavier Jazzmusikern wie Art Tatum, Duke Ellington oder dem sonderbaren Heiligen Thelonious Monk in die Hände fällt und zu den schönsten musikalischen Metamorphosen Anlass gibt. Er ist dabei, wenn jenes Klavier in die New Yorker Wohnung der Gershwins gehievt wird, auf dem die Rhapsody in Blue entsteht. Er schaut sich den legendären Spezialstuhl an, auf dem der zugempfindliche, genial sensible Glenn Gould sich in Augenhöhe mit der Tastatur räkelt bei Bachs Goldberg-Variationen. Oder wir genießen mit Horowitz dessen zwölfjährigen Rückzug vom Konzertsaal, dieser gnadenloser Gladiatorenarena, in sein New Yorker Appartement.
Das liest sich spannend, amüsant und kaum geschwätzig. Peinlich aber ist die Menge der Druckfehler und Fehlschreibungen: Ligeti immer mit y, Weill nur mit einem l . . . Gewiss, Musik kommt für manchen vielleicht nicht in dem Maße vor, wie sie es verdiente. Aber Hildebrandt geht es nicht um eine sogenannte Interpretationsgeschichte des 20.  Jahrhunderts, sondern um die Taumel und Abstürze, die Hochzeiten und die Erniedrigungen, die das Instrument erlebt hat. Und am Schluss um seine Wiederauferstehung.
HARALD EGGEBRECHT
DIETER HILDEBRANDT: Piano, piano! Der Roman des Klaviers im 20. Jahrhundert. Hanser Verlag, München Wien 2000. 352 Seiten, 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2000

Standardrepertoire: Dieter Hildebrandt haut historisch in die Tasten

"Ein Buch, nicht nur für Musikliebhaber". Das Komma in diesem Satz, mit dem der Verlag Dieter Hildebrandts "Piano, piano!" bewirbt, ist hoch bedeutsam. Offensichtlich muß erst einmal festgestellt werden, daß es sich bei diesem Werk tatsächlich um ein Buch handelt. Nun, wir wollen nicht kleinlich sein: Es ist auf haltbarem Papier gedruckt und mit einem schönen blauen, harten Einband versehen: ein Buch also. Aber was für eins? Da wird es schon schwieriger. Handelt es sich um einen Roman, wie der Untertitel andeutet? Um einen Band mit kurzen Erzählungen, wie das Inhaltsverzeichnis vermuten läßt? Um eine Kulturgeschichte, ein Sachbuch also, wie der Klappentext mitteilt?

Mit "Piano, piano!" knüpft Dieter Hildebrandt an seinen 1985 erschienenen Band "Pianoforte" an, der sich der Geschichte des Klaviers im neunzehnten Jahrhundert widmete. Nun folgt das zwanzigste. Mal anekdotisch, mal dokumentarisch, schreibt Hildebrandt eine Art Geschichte des Klaviers, der Klaviermusik und der Pianisten und berücksichtigt dabei sowohl die Sparte des Ernsten als auch des Unernsten - unsere Abbildung zeigt ein Massenklavierkonzert in Long Beach im Jahr 1939. Er saugt Honig aus Thomas Manns früher Erzählung "Das Wunderkind", berichtet über die Karriere des Ragtime, widmet sich dem Pianola und seinen künstlerischen Möglichkeiten, wie sie etwa von Conlon Nancarrow erforscht wurden. Er beschreibt die Bedrohung, die der Klaviersonate durch die Preisgabe der Tonalität erwuchs, und die Hindernisse, die das Instrument dem mit Vierteltönen operierenden Komponisten in den Weg stellt. Er widmet sich dem Schicksal der Instrumente auf den Ozeanriesen ebenso wie dem Kinopianisten. Skandalträchtige Aufführungen und neurotische Tastenlöwen fehlen nicht, und selbst Clara Schumanns Hundertmarkschein ist dem Autor einen Abschnitt wert.

Im großen und ganzen stimmen die Fakten, auch wenn der erste Bach-Biograph nicht Johann Heinrich, sondern Johann Nikolaus Forkel hieß. Ist das aber schon Grund genug, dieses Buch zu lesen? Was überhaupt liest man hier? Die Frage nach der Gattung ist in diesem Fall nicht kleinkariert. Den Roman des Klaviers, den versucht Hildebrandt in der Tat zu schreiben; die dramaturgische Fallhöhe, die solch literarisches Unterfangen benötigt, versucht er mit der Behauptung zu gewinnen, das Klavier sei totgesagt worden. Sein Roman ist die Geschichte vom Überlebenswillen des Klaviers. Wer aber hätte es je totgesagt? Die Musiker jedenfalls nicht. Daß es sich um einen Überlebenskampf gehandelt hat, das müßte man dem Autor doch erst einmal abnehmen können.

Zudem behandelt Hildebrandts Erzählkunst das Klavier mal als Subjekt, mal als Objekt: Ausdruck der Unsicherheit des Autors über das Genre, in dem er sich befindet. Möchte man "Piano, piano!" als Sachbuch lesen, empfiehlt es sich, über sein Thema wenig oder nichts zu wissen, denn Hildebrandt hält sich an die bekannten Geschichten, an Rachmaninow, John Cage, Glenn Gould und Horowitz; jedem Klavierspieler sind sie bekannt. Und auch die Anfänge der Zwölftonkomposition werden die meisten im Musikunterricht durchgenommen haben. Liest man die einzelnen Kapitel als für sich stehende Erzählungen, sollte man einen robusten Sinn für das Humorvoll-Anekdotische haben und kalauernde Sprachspiele mittlerer Qualität mögen; so ist zum Beispiel mit Bezug auf die perkussiven Fähigkeiten des Instruments von der "Schlagfertigkeit des Klaviers" die Rede. Was also ist dieses Buch? Es ist flott geschrieben. Das ist nicht abfällig gemeint.

MICHAEL GASSMANN.

Dieter Hildebrandt: "Piano, piano!" Der Roman des Klaviers im 20. Jahrhundert. Carl Hanser Verlag, München 2000. 352 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

""Im großen und ganzen stimmen die Fakten", meint Rezensent Michael Gassmann und das hört sich nicht begeistert an. Schon vorher wurden merkwürdige Fragen gestellt. Ob es sich hier tatsächlich um ein Buch handele und wenn ja, um was für eins: Sachbuch, Kulturgeschichte oder Roman über das Klavier? Der Rezensent versucht, einige dieser Fragen im Ansatz zu klären. Man erfährt, dass es sich um die Fortsetzung des Buches "Pianoforte" handele, dass sich mit der Geschichte des Pianos im 19. Jahrhundert befasst habe. Nun sei das zwanzigste Jahrhundert dran. Es gibt Einblicke in ein paar Themen und Sujets: neurotische Tastenlöwen und ihre skandalträchtigen Aufführungen werden erwähnt und sich dem Schicksal der Instrumente auf Ozeanriesen gewidmet. Was also ist dieses Buch? fragt der Rezensent am Ende noch mal um wenigstens etwas eindeutig Nettes zu sagen,. Nämlich: Es sei flott geschrieben. Aber um es richtig zu genießen, sollte man über das Thema wenig oder gar nichts wissen.

© Perlentaucher Medien GmbH"
"Ein vielfarbig geschneidertes Patchwork herrlicher Anekdoten, brisanter Zeitenwenden, beißender Blitzlichter, unvergesslicher Begebenheiten." Wolfram Goertz, DIE ZEIT, 16.11.00 "Sein Buch ist so ernsthaft wie unterhaltend, und etliche Kapitel sind teuflisch brilliant wie der "Mephistowalzer"". Martin Ebel, Die Welt, 11.11.00 "Der Autor fasst die Töne in klingende Worte." Das Buch, Beilage Neue Zürcher Zeitung, Winter 00 "Hildebrandt geht es nicht um eine sogenannte Interpretationsgeschichte des 20. Jahrhunderts, sondern um die Taumel und Abstürze, die Hochzeiten und die Erniedrigungen, die das Instrument erlebt hat. Und am Schluß um seine Wiederauferstehung." Harald Eggebrecht, Süddeutsche Zeitung, 06.12.00