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Alfred Brendel fasst es kurz und bündig zusammen: "Das Klavier kann alles." Neben der klassischen Musik hat es sich im 20. Jahrhundert neue, faszinierende Bereiche wie Jazz, Film, Improvisation und Unterhaltungsmusik erobert. Dieter Hildebrandt erzählt diese Geschichte des Klaviers in all seinen Facetten: von Busoni bis Scott Joplin, von Rubinstein bis Gershwin, von Glenn Gould bis Keith Jarrett, von Horowitz bis Gulda. Eine Geschichte voll skurriler Erfindungen, Anekdoten und überraschender Wendungen - nicht nur der Musikstile!

Produktbeschreibung
Alfred Brendel fasst es kurz und bündig zusammen: "Das Klavier kann alles." Neben der klassischen Musik hat es sich im 20. Jahrhundert neue, faszinierende Bereiche wie Jazz, Film, Improvisation und Unterhaltungsmusik erobert. Dieter Hildebrandt erzählt diese Geschichte des Klaviers in all seinen Facetten: von Busoni bis Scott Joplin, von Rubinstein bis Gershwin, von Glenn Gould bis Keith Jarrett, von Horowitz bis Gulda. Eine Geschichte voll skurriler Erfindungen, Anekdoten und überraschender Wendungen - nicht nur der Musikstile!
Autorenporträt
Hildebrandt, Dieter
Dieter Hildebrandt, geboren 1927 in Bunzlau, beherrscht eine Menge einfacher und auch komplizierterer Dinge im Leben, lesen zum Beispiel, Hunde an der Leine führen, auf Bühnen Zeug erzählen, kleine Reime machen oder Kursbücher lesen. Warum es nur mit dem Tennisspielen immer noch nicht so recht klappt, diesem Rätsel geht er hier auf den Grund.

Er war der wichtigste Kabarettist Deutschlands, das Gesicht des 'Scheibenwischer'. Hildebrandt starb im November 2013.
Rezensionen
"Abgesehen davon, dass Hildebrandt Komisches komisch erzählen und auch sonst schreiben kann, hat das Buch eine große, große Stärke: Dass es den in Deutschland so grimmig verteidigten Graben zwischen sogenannter "ernsthafter Musik" und sogenannter "Unterhaltungsmusik", also vermeintlicher Dudelmusik wie Jazz und Pop, immer wieder und ganz ohne Anlauf überspringt, als gäbe es ihn gar nicht. Damit leistet Hildebrandt nicht nur Wiedergutmachung an so manchem von Klassik-Liebhabern verschmähten Gott des Jazzpianos. Er öffnet auch die Ohren für die zeitgenössische Musik." (Christian Thiele in der 'Financial Times Deutschland')

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.11.2000

Standardrepertoire: Dieter Hildebrandt haut historisch in die Tasten

"Ein Buch, nicht nur für Musikliebhaber". Das Komma in diesem Satz, mit dem der Verlag Dieter Hildebrandts "Piano, piano!" bewirbt, ist hoch bedeutsam. Offensichtlich muß erst einmal festgestellt werden, daß es sich bei diesem Werk tatsächlich um ein Buch handelt. Nun, wir wollen nicht kleinlich sein: Es ist auf haltbarem Papier gedruckt und mit einem schönen blauen, harten Einband versehen: ein Buch also. Aber was für eins? Da wird es schon schwieriger. Handelt es sich um einen Roman, wie der Untertitel andeutet? Um einen Band mit kurzen Erzählungen, wie das Inhaltsverzeichnis vermuten läßt? Um eine Kulturgeschichte, ein Sachbuch also, wie der Klappentext mitteilt?

Mit "Piano, piano!" knüpft Dieter Hildebrandt an seinen 1985 erschienenen Band "Pianoforte" an, der sich der Geschichte des Klaviers im neunzehnten Jahrhundert widmete. Nun folgt das zwanzigste. Mal anekdotisch, mal dokumentarisch, schreibt Hildebrandt eine Art Geschichte des Klaviers, der Klaviermusik und der Pianisten und berücksichtigt dabei sowohl die Sparte des Ernsten als auch des Unernsten - unsere Abbildung zeigt ein Massenklavierkonzert in Long Beach im Jahr 1939. Er saugt Honig aus Thomas Manns früher Erzählung "Das Wunderkind", berichtet über die Karriere des Ragtime, widmet sich dem Pianola und seinen künstlerischen Möglichkeiten, wie sie etwa von Conlon Nancarrow erforscht wurden. Er beschreibt die Bedrohung, die der Klaviersonate durch die Preisgabe der Tonalität erwuchs, und die Hindernisse, die das Instrument dem mit Vierteltönen operierenden Komponisten in den Weg stellt. Er widmet sich dem Schicksal der Instrumente auf den Ozeanriesen ebenso wie dem Kinopianisten. Skandalträchtige Aufführungen und neurotische Tastenlöwen fehlen nicht, und selbst Clara Schumanns Hundertmarkschein ist dem Autor einen Abschnitt wert.

Im großen und ganzen stimmen die Fakten, auch wenn der erste Bach-Biograph nicht Johann Heinrich, sondern Johann Nikolaus Forkel hieß. Ist das aber schon Grund genug, dieses Buch zu lesen? Was überhaupt liest man hier? Die Frage nach der Gattung ist in diesem Fall nicht kleinkariert. Den Roman des Klaviers, den versucht Hildebrandt in der Tat zu schreiben; die dramaturgische Fallhöhe, die solch literarisches Unterfangen benötigt, versucht er mit der Behauptung zu gewinnen, das Klavier sei totgesagt worden. Sein Roman ist die Geschichte vom Überlebenswillen des Klaviers. Wer aber hätte es je totgesagt? Die Musiker jedenfalls nicht. Daß es sich um einen Überlebenskampf gehandelt hat, das müßte man dem Autor doch erst einmal abnehmen können.

Zudem behandelt Hildebrandts Erzählkunst das Klavier mal als Subjekt, mal als Objekt: Ausdruck der Unsicherheit des Autors über das Genre, in dem er sich befindet. Möchte man "Piano, piano!" als Sachbuch lesen, empfiehlt es sich, über sein Thema wenig oder nichts zu wissen, denn Hildebrandt hält sich an die bekannten Geschichten, an Rachmaninow, John Cage, Glenn Gould und Horowitz; jedem Klavierspieler sind sie bekannt. Und auch die Anfänge der Zwölftonkomposition werden die meisten im Musikunterricht durchgenommen haben. Liest man die einzelnen Kapitel als für sich stehende Erzählungen, sollte man einen robusten Sinn für das Humorvoll-Anekdotische haben und kalauernde Sprachspiele mittlerer Qualität mögen; so ist zum Beispiel mit Bezug auf die perkussiven Fähigkeiten des Instruments von der "Schlagfertigkeit des Klaviers" die Rede. Was also ist dieses Buch? Es ist flott geschrieben. Das ist nicht abfällig gemeint.

MICHAEL GASSMANN.

Dieter Hildebrandt: "Piano, piano!" Der Roman des Klaviers im 20. Jahrhundert. Carl Hanser Verlag, München 2000. 352 S., geb., 39,80 DM.

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