Der Autor schildert mitreißend den Menschen Picasso, der sich hinter dem genialen Künstler verbirgt. Wer glaubt, die weitverzweigte Familie von Pablo Picasso zu kennen, wird sich wundern: Eine Fülle von Details kommt hier erstmals ans Licht. Spektakuläre Berichte über den Picasso-Clan, die den Meister des Kubismus zum Frauen-Zerstörer stilisierten, gab es zu jeder Zeit genügend. Sein Enkel Olivier (geb. 1961) hat sich aufgemacht und die Verwandten, Freunde und Zeitgenossen des Künstlers befragt: vieles, darunter einiges Sensationelles, brachte er zutage, was keiner bislang wusste. Unveröffentlichte Fotos umrahmen dieses spannende Porträt von einem Autor, der zur Familie gehört.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Olivier Widmaier Picasso, Enkel des großen Picasso und von Haus aus Jurist, ist in seinem Familienporträt dem gelernten Beruf gewissermaßen treu geblieben, findet Claudia Lanfranconi, strenge er doch ein "literarisiertes Revisionsverfahren" zur Ehrenrettung seines Großvaters an: Er sei kein "Frauenverächter" mit unterdrückten "homosexuellen Neigungen" gewesen, "grausam" schon gar nicht. Wie es zum Vorurteil des geizigen Künstlers gekommen ist, ist für den Autor ebenfalls nicht nachvollziehbar - er verweist auf die "großzügigen Alimente" an die Ex-Geliebten. Des Weiteren stelle der Autor noch eine "Liste der karitativen Leistungen" zusammen und schreibe, "was den auf die Werkinterpretation fixierten Kunsthistoriker nicht interessieren darf". So erfahre man mitunter, dass Picasso nicht nur "äußerst abergläubisch" war, sondern auch den "Hypochondern" zuzurechnen sei. Schlussfolgernd fasst die Rezensentin zusammen, dass sich Widmaier Picasso, anders als die ehemaligen Geliebten und Lebensgefährtinnen des Künstlers, als erster Biograf nicht als "Opfer dieses menschenvereinnahmenden Künstlers" begreift. Die Opferrolle habe er freilich seinem Großvater zugestanden, als "Opfer seiner Arbeitswut".
© Perlentaucher Medien GmbH
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