Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Burkhard Müller ist kein Freund von Gertrude Steins literarischer Sprache. Auch bei diesem Buch mit Texten über Steins Freund Pablo Picasso nicht. Formale Vereinfachung könne im Visuellen etwas Befreiendes haben, in der Literatur führe sie, wie das Beispiel Stein dem Rezensenten verdeutlicht hat, "stracks in die Borniertheit". Arm, starr und leer findet er Steins Sprache und vergleicht sie mit schlechten Picasso-Bildern, in denen sich der Maler dümmer stellte als er war. Spätere Texte der Stein findet Müller leichter verständlich und jetzt fällt dem Rezensenten, wie er wissen lässt, auf, dass die Stein doch einiges konventionelle Gedankengut hegt. Besonders fällt ihm auf, wie sehr sie in ihrem "Lob der heroischen Moderne" einer altüberkommenen Genieästhetik nachhängt. Auch andere Deutungen findet der Rezensent nicht sehr originell. Dennoch erhält das Buch von ihm das Prädikat "epochal", weil Gertrude Stein die erste gewesen sei, die in Picasso Picasso erkannt hatte. Und auch als Quelle findet er die Aufsätze bedeutsam.
© Perlentaucher Medien GmbH
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