Mit der 'Pie Bible' lässt das Künstlerduo M+M ein fiktives Buch aus dem amerikanischen Film 'American Pie' Realität werden: Eine stetig wachsende Sammlung an Erfahrungen, Tipps und Eindrücken in Sachen Liebe und Sexualität. Im Spielfilm kursiert die Bibel an einer Highschool. Sie wird je einem auserwählten, 'würdigen' Schüler von Jahrgang zu Jahrgang weitergegeben, der sie durch einen eigenen Beitrag erweitern kann. Für die 'Pie Bible' baten M+M ausgewählte Künstlerinnen und Künstler, persönliche Erlebnisse, raffinierte Techniken und Fantasien zu offenbaren, die in die geheimen Bereiche der Welt sinnlicher Lust oder erotischer Abgründe führen. Denn entsprechend der allgemeinen gesellschaftlichen Vorstellung gelten Künstler als Experten in Sachen sexueller Erfahrungen und auf dem Gebiet von Initiationsriten. Der Wunsch war, möglichst unmittelbar und direkt an das Thema heranzugehen, ähnlich wie in einem Brief an einen vertrauten Freund. Die veröffentlichten Beiträge reichen dabei von Texten bis zu Collagen, Zeichnungen oder Fotos mit handschriftlichem Kommentar. Die teilweise sehr intimen Beiträge sind im Buch nicht unmittelbar den Künstlern zuzuordnen. Das Erscheinungsbild der 'Pie Bible' orientiert sich an Bibelausgaben bzw. Gesangsbüchern. Das erotische Kompendium ist annähernd in Faksimile-Manier gedruckt, damit die individuellen Spuren, z.B. Pentimenti, eventuelle Schmutzflecken und der Papiercharakter spürbar bleiben.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Im Hollywood-Pubertätsfilm "American Pie" gibt es ein geheimes Buch, in das die Schüler der Highschool, an der der Film spielt, ihre Erfahrungen mit der Pubertät eintragen, auf dass die nachfolgenden Generationen daraus lernen. Das Künstlerduo M+M sammelt nun in diesem Band die Arbeiten von nicht weniger als 57 Künstlerinnen und Künstlern, die das geheime Buch, die "Pie Bible", nach eigenem Gusto für sich nacherfinden. Vom äußeren Eindruck fühlt sich Andreas Strobl gleich mal an ein "Evangelienbüchlein" erinnert. Aber auch die inneren Werte - die in Form, Gehalt und Niveau, hält er fest, extrem unterschiedlich sind - gefallen ihm durchaus gut. Mal gehe es in den Arbeiten pornografisch zu, dann rührend und mal beides gleichzeitig. Er lobt den Band denn auch als sehr gelungene "kleine kulturgeschichtliche Bestandsaufnahme" zum Thema pubertärer Nöte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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