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Der 2002 verstorbene Pierre Bourdieu war ohne Zweifel einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Sein Buch Die feinen Unterschiede machte ihn in den 80er Jahren weltweit bekannt. Eva Barlösius zeigt Bourdieu als Soziologen, der die Grenzen dieser Disziplin immer wieder überschritt und wie kaum ein anderer Theorie und Praxis miteinander verband - bis hin zu seinem Engagement als politischer Intellektueller. Vor dem Hintergrund seiner Biografie werden in dieser Einführung Bourdieus Grundbegriffe wie "soziale Praxis", "Habitus" und "Feld" systematisch dargelegt und so Schritt für…mehr

Produktbeschreibung
Der 2002 verstorbene Pierre Bourdieu war ohne Zweifel einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Sein Buch Die feinen Unterschiede machte ihn in den 80er Jahren weltweit bekannt. Eva Barlösius zeigt Bourdieu als Soziologen, der die Grenzen dieser Disziplin immer wieder überschritt und wie kaum ein anderer Theorie und Praxis miteinander verband - bis hin zu seinem Engagement als politischer Intellektueller. Vor dem Hintergrund seiner Biografie werden in dieser Einführung Bourdieus Grundbegriffe wie "soziale Praxis", "Habitus" und "Feld" systematisch dargelegt und so Schritt für Schritt seine soziologische Theorie entfaltet.
Campus Einführungen
Herausgegeben von Thorsten Bonacker und Hans-Martin Lohmann

Inhaltsverzeichnis:
1 Grundidee 7
2 Der Weg zur Soziologie 12
3 Soziale Praxis – als Ausgangs- und Endpunkt27
4 Der Habitus – Abgestimmtheit ohne Abstimmung45
5 Das Feld – Macht- und Positionskämpfe 90
6 Das Modell des sozialen Raums 118
7 Bruch mit den »Alltagsevidenzen« – die »wahre« Repräsentation der Wirklichkeit 142
8 Der engagierte Intellektuelle und seine Soziologie der Intellektuellen 158
9 Rezeption und Kritik 172
Glossar 187
Literatur 190
Zeittafel 194

Leseprobe:
Seit einigen Jahren wird das Werk von Pierre Bourdieu immer stärker rezipiert, in der Lehre behandelt und in der Forschung darauf Bezug genommen – nicht nur in den Sozialwissenschaften, auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften, der Geschichts- und der Bildungswissenschaft, und nicht nur im »alten Europa«, sondern weltweit. Der Rang eines soziologischen Klassikers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist ihm gewiss. Anders jedoch als seine zeitgenössischen Mitstreiter um diesen Status – insbesondere Jürgen Habermas oder Niklas Luhmann – hat Pierre Bourdieu »seine Soziologie« nicht kompakt und systematisch dargelegt. Setzte Luhmann eine Kurzfassung der Grundlagen seiner Systemtheorie vor jede Analyse eines spezifischen Funktionssystems, so stieg Bourdieu in seine Untersuchungen zu einem sozialen Feld jeweils feldspezifisch – meist empirisch – ein. So beginnt Die Regeln der Kunst mit einem Prolog über Gustave Flaubert und einer historischen Rekonstruktion des literarischen Feldes, und die Studie Homo academicus eröffnet mit einer empirischen Darlegung des wissenschaftlichen Feldes. Entwickelte Jürgen Habermas seine »Theorie des kommunikativen Handelns«, indem er die soziologische Theoriegeschichte aus seiner Sicht rekonstruierte und sich auf diese Weise positionierte, hat Bourdieu lange gezögert, einen vergleichbaren Weg zu beschreiten. Und dann, als er sich schließlich gedrängt sah, seine Erkenntnis- und Denkweise einmal systematisch auszuformulieren, tat er dies nicht auf dem originären Feld der Soziologie, sondern wählte die Philosophie als Bezugsrahmen. Die Rede ist von den Meditationen, die er Blaise Pascal – also einem Philosophen – widmete. Am ehesten hat sich Bourdieu in Gesprächen, von denen viele gedruckt erschienen sind, dazu verleiten lassen, seine Soziologie relational zu anderen Theorien und Paradigmen einzuordnen (z. B. Reflexive Anthropologie). Begeisterung hat er dabei nicht aufscheinen lassen, aber sich immerhin als Streiter für einen dritten Weg in der Theoriebildung – zwischen System- und Handlungstheorie – zu erkennen gegeben. So wie er sich einer eindeutigen theoretischen Ortsbestimmung gerne entzogen hätte, so wollte er auch bei der Begriffsbildung keine definitorischen Festlegungen vornehmen oder gar ein Bauwerk von Begriffen errichten, sondern seine Begriffe als analytische Werkzeuge verstanden wissen (vgl. Colliot-Thélène et al. 2005: 8). Trotzdem ist Bourdieu insbesondere durch von ihm geprägte Begriffe berühmt geworden: Wer denkt bei Habitus, kulturelles und soziales Kapital nicht sogleich an ihn? Oft hat er unterstrichen, dass diese Begriffe nicht rein theoretischen Überlegungen, sondern dem Nachdenken über die Grundlagen der empirischen Studien entsprangen und sich vor allem in der Forschungspraxis bewähren sollten. Ob sie sich zu einem geschlossenen Theoriemodell zusammenfügen, war für Bourdieu nicht so ausschlaggebend. Im Gegenteil: Einer vollendeten Begriffslehre stand er kritisch gegenüber, da diese sich mehr an theoretischen denn an praktischen Anforderungen orientiere. Wie kein anderer Soziologe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat er seine theoretischen Fragen in die empirischen Untersuchungen eingebettet – ohne dabei der Empirie oder der Theorie einen Vorrang einzuräumen. Beide ordnete er dem »Verstehen« der sozialen Praxis unter. Diese und weitere Punkte – beispielsweise sein wissenschaftlicher Weg von der Philosophie über die Ethnologie zur Soziologie – sind dafür verantwortlich, dass sich das Bourdieusche Werk manchmal als sperrig erweist.

Der 2002 verstorbene Pierre Bourdieu war ohne Zweifel einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Sein Buch Die feinen Unterschiede machte ihn in den 80er Jahren weltweit bekannt. Eva Barlösius zeigt Bourdieu als Soziologen, der die Grenzen dieser Disziplin immer wieder überschritt und wie kaum ein anderer Theorie und Praxis miteinander verband – bis hin zu seinem Engagement als politischer Intellektueller. Vor dem Hintergrund seiner Biografie werden in dieser Einführung Bourdieus Grundbegriffe wie »soziale Praxis«, »Habitus« und »Feld« systematisch dargelegt und so Schritt für Schritt seine soziologische Theorie entfaltet.
Autorenporträt
Eva Barlösius ist Professorin für Allgemeine Soziologie an der Universität Duisburg- Essen.