Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Historisches Seminar), Veranstaltung: Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen Europas im 13. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Pilgern ist en vogue. Allein im Jahr 2007 haben ungefähr 120.000 Menschen die 800 km lange Strecke durch Nordspanien von Roncesvalles nach Santiago de Compostela zu Fuß, mit dem Pferd oder auf dem Fahrrad zurückgelegt. Dabei ist 2007 gar kein heiliges Jahr. In solchen Jahren, in denen der Tag des heiligen Jakobus auf einen Sonntag fällt, wie zuletzt 2004, ist mit einem Pilgeransturm von bis zu 180.000 Pilgern zu rechnen . Aber nicht nur tatsächliche Pilgerzahlen geben Auskünfte über den Stellenwert, den die geistig-spirituelle Sinnsuche in unserer Gesellschaft hat. Ein Blick auf die SPIEGEL-Bestseller Liste zeigt, dass seit Mai 2006 ein Buch auf den ersten Plätzen steht, welches die Pilgerqualen eines deutschen Entertainers beschreibt. Mit bald 3 Millionen verkauften Exemplaren und mittlerweile in der 60. Auflage erhältlich ist es das mit Abstand am meisten verkaufte Sachbuch in Deutschland . Und auch die Privatfernsehsender haben das große Geschäft mit dem Pilgertum entdeckt. Diejenigen, denen eigenes Pilgern zu mühsam, lesen zu anstrengend und das Hören eines Hörbuches zu langweilig ist, die konnten sich auf Pro7 im Oktober 2007 "Das große Promi-Pilgern" ganz ohne eigene Anstrengung frei Haus liefern lassen. Aber wie neu ist das Massenphänomen Pilgern eigentlich? Ein Blick auf die Zahl der registrierten Jakobspilger zwischen 1986 und 2007 zeigt zwar, dass die Kurve deutlich nach oben ansteigt und auch andere christliche Pilgerstätten eindeutig starken Zulauf verzeichnen. Aber lässt sich daraus schon der Schluss ableiten, dass das massenhafte Pilgern, sei es nun zu einem der drei großen christlichen Ziele Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela oder aber zu einem der in der ganzen Welt verstreuten regionalen und lokalen Wallfahrtsorte, eine Erscheinung der letzten Jahre, vielleicht gar ein Trend des neuen Jahrtausends ist? Wie diese Arbeit zeigen möchte, gab es schon einmal einen Trend zum Pilgern, ja man kann sogar von einem Massenphänomen sprechen. Im 11. und 12. Jahrhundert erlebte das Pilgerwesen einen enormen Aufschwung, der bis in die Zeit der Reformation reicht. Da das Reisen zu heiligen Orten jedoch weder zeitlich noch kulturell gebunden, sondern vielmehr durch alle Zeitalter und in nahezu allen kulturellen Hintergründen belegt ist, soll daher für die vorliegende Arbeit die Einschränkung gelten, dass sie das Pilgerwesen des christlichen Abendlandes betrachten möchte.
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