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Produktdetails
  • Verlag: DVA
  • Seitenzahl: 249
  • Abmessung: 220mm
  • Gewicht: 474g
  • ISBN-13: 9783421053015
  • Artikelnr.: 23988275
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.07.1999

Von Pionieren, Gründern und Unbeirrbaren
Wie sich die neue Unternehmergeneration in Deutschland behauptet

Jörg Wurzer: Pioniere, Gründer, High-Tech-Unternehmer. Deutschland auf Innovationskurs. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1999, 249 Seiten, 44 DM.

Sie jammern nicht über die Steuerlast, über hohe Löhne oder die Bürokratie in Deutschland. Sie setzen Ideen, Idealismus, Mut und den unbändigen Willen, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, dagegen. Neunzehn Unternehmer dieser neuen High-Tech-Generation porträtiert Jörg Wurzer in seinem Buch. Er zeigt den sehr persönlichen Weg der Gründer von der Idee, den Schwierigkeiten der Startphase, dem Bemühen um die notwendige Anschubfinanzierung bis hin zur ersten Auslandsniederlassung und manchmal schon bis zum Börsengang.

Das erste Beispiel: Paulus Neef, der Anfang der neunziger Jahre die Multimedia-Agentur Pixelpark gegründet hat, als vom Internet noch nicht gesprochen worden ist. Heute, schreibt der Autor, zähle Pixelpark zu den besten Agenturen Deutschlands und könne schon einigen Erfolg in den Vereinigten Staaten aufweisen. Die Berliner konzipierten Internet-Auftritte der besonderen Art und berieten die Unternehmen, wie sie ihre Geschäftsprozesse auf das digitale Zeitalter vorbereiten müßten. Obwohl Pixelpark inzwischen unter das Dach des Bertelsmann-Konzerns geschlüpft sei, habe sich das Unternehmen seine kreative Eigenständigkeit bewahrt.

Das zweite Beispiel: Metin Colpan, der 1984 mit zwei Partnern das Biotechnologie-Unternehmen Qiagen gegründet hat. Das Unternehmen, dessen Aktien heute an den Technologiebörsen in Frankfurt und New York notiert seien, habe sich auf gentechnische Produkte für die Diagnose von Infektionskrankheiten wie Aids und Hepatitis B spezialisiert, berichtet Wurzer. Trotz der negativen Grundhaltung in der Bevölkerung gegenüber der Gentechnologie habe sich Colpan nicht von seiner Geschäftsidee abbringen lassen. Das Pharmageschäft könne sehr hart sein: Unerwartet werde ein Patent kopiert, und ein fertiges Medikament könne nicht mehr eingeführt werden.

Das dritte Beispiel: Roland Metzger, der 1995 den Internet-Stellenmarkt Jobs & Adverts gegründet hat. Fasziniert von den Möglichkeiten des neuen Mediums, schreibt Wurzer, habe er eine sichere Stelle als Unternehmensberater zu einer Zeit aufgegeben, als das Internet in Deutschland noch am Anfang gestanden habe und der Erfolg keineswegs sicher erschienen sei. Er habe sich nur Mitarbeiter gesucht, die mit Begeisterung bei der Sache gewesen seien und wie er achtzig Arbeitsstunden in der Woche trotz eines niedrigen Gehaltes nicht gescheut hätten. Dieses Pensum mute sich Metzger auch heute noch zu. Und der Erfolg gebe ihm recht: Jobs & Adverts habe sich einen festen Platz auf dem deutschen Arbeitsmarkt geschaffen, wachse international und plane den Gang an die Börse.

Trotz ihrer Individualität hat der Autor einige Gemeinsamkeiten zwischen all den Gründern ausgemacht: Mut, Freude am Gestalten, keine Angst vor Jahren der finanziellen Entbehrungen bei gleichzeitig hoher Arbeitsbelastung und einen unbändigen Willen. Wer selbst mit dem Gedanken spielt, ein eigenes Unternehmen zu gründen, kann diesem Buch vielfältige Anregungen und Hilfen für die Startphase entnehmen. Wer über Bürokratie und ein unternehmensfeindliches Klima in Deutschland klagt, findet hier imposante Gegenbeispiele.

HOLGER SCHMIDT

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