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Das moderne Gesicht der Piraterie beherrscht die Medien. Passagiere und Besatzungsmitglieder werden als Geiseln genommen, Lösegelder gefordert. Mit Hochdruck wird nach Wegen gesucht, die Lage an den Küsten Somalias, Nigerias und in Südamerika zu entschärfen.
Eigel Wiese nährt sich diesem Thema sehr realistisch, ohne jede Spur von verklärter Seeräuber-Romantik. Er macht deutlich, dass sich hinter der neuen Dimension der altbekannten Piraterie organisierte Verbrechen verbergen und keine verarmten Fischer. Trotzdem versäumt er es nicht, auf Parallelen zwischen historischen und gegenwärtigen…mehr

Produktbeschreibung
Das moderne Gesicht der Piraterie beherrscht die Medien. Passagiere und Besatzungsmitglieder werden als Geiseln genommen, Lösegelder gefordert. Mit Hochdruck wird nach Wegen gesucht, die Lage an den Küsten Somalias, Nigerias und in Südamerika zu entschärfen.

Eigel Wiese nährt sich diesem Thema sehr realistisch, ohne jede Spur von verklärter Seeräuber-Romantik. Er macht deutlich, dass sich hinter der neuen Dimension der altbekannten Piraterie organisierte Verbrechen verbergen und keine verarmten Fischer. Trotzdem versäumt er es nicht, auf Parallelen zwischen historischen und gegenwärtigen Ereignissen hinzuweisen. Die Auseinandersetzungen zwischen Piraten und Staaten haben sich zum Beispiel über Jahrhunderte weg kaum verändert.

Der Autor beleuchtet die Thematik von allen Seiten. So geht er auch auf den Einsatz der deutschen Marine und die Ausbildung der Soldaten für diese gefährliche Aufgabe ein und interviewt den Inspekteur der Marine zu den Einsatzbedingungen. Ebenso zeigt er Lösungsansätze auf. Malaysia und Indonesien zum Beispiel konnten die Piraten-Übergriffe in der berüchtigten Straße von Malakka mit gemeinschaftlichem Engagement erfolgreich reduzieren.

Dieses Werk informiert umfassend und eindrucksvoll aus verschiedensten Blickwinkeln über die aktuelle Piraterie. Mitarbeiter der Internationalen Handelskammer kommen ebenso zu Wort, wie Besatzungsmitglieder, die Piratenüberfalle miterleben mussten.
Autorenporträt
Bekannt ist Eigel Wiese als Autor von Schifffahrtsbüchern. Aber auch Berichte aus Konfliktregionen sind für ihn vertraute Arbeit. So war er bereits 1976 während des Bürgerkriegs im Tschad, beriet während der 80er Jahre Gruppen des burmesischen Widerstands in propagandistischen Aktionen, hielt sich 1987 während des Ausbruchs der ersten Intifada in Jerusalem und auf der Westbank Palästinas auf, berichtete aus dem Bür-gerkrieg in Uganda und war 1992 im Kriegsgebiet auf dem Balkan. Heute ist er unter anderem als Gastdozent an der Führungsakademie der Bundeswehr tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2010

Über(f)all
Piraterie gefährdet den freien Seehandel

Seit Jahrtausenden gefährdet die Piraterie in unterschiedlicher Form und Intensität den freien Seehandel. Sie geht meist von Küstenregionen aus, die keiner staatlichen Kontrolle unterliegen. Piraterie ist gekennzeichnet durch Geiselnahme und hohe Lösegeldforderungen für die Freigabe von Schiff und Besatzung. Die Gefährdung des Seeverkehrs vor Somalia führte Ende 2008 zu Gegenmaßnahmen durch Seestreitkräfte der Staatengemeinschaft in Form von Geleitschutz und Seeraumüberwachung mit dem Ziel, Piraten abzuschrecken oder festzusetzen und vor Gericht zu bringen. Der Schifffahrtjournalist Wiese zeigt anhand zahlreicher und gut recherchierter Beispiele die aktuellen Dimensionen dieser Gefährdung der Seefahrt von der überfallartigen Besetzung der Schiffe bis zum Ende der Geiselnahme durch Lösegeldzahlung oder durch eine Befreiungsaktion. Die Darstellung des von Deutschland mit großem Aufwand vorbereiteten und dann abgebrochenen Befreiungsversuches der "Hansa Stavanger" ist besonders lesenswert, da Wiese neue Informationen bringt und aufzeigt, welche Risiken mit solchen komplexen Unternehmen verbunden sind. Interviews mit Offizieren internationaler Stäbe, die für die Einsatzführung der Marineverbände verantwortlich sind, sowie Gespräche mit Reedern und Mitarbeitern der Internationalen Handelskammer sind wertvolle Ergänzungen zum Verständnis der Probleme bei der Piratenabwehr.

Der Inspekteur der Deutschen Marine weist darauf hin, dass es rechtlich kaum möglich sei, gegen die sogenannten Mutterschiffe der Piraten vorzugehen, da man davon ausgehen müsse, dass deren Besatzungen sich in Geiselhaft befänden. Der Band enthält 84 farbige, oft großformatige Abbildungen, von denen jedoch nur etwa die Hälfte Einsätze gegen Piraten zeigt. Sieben Karten sollen die weltweite Piraterie veranschaulichen, doch ohne Maßstab, Gradnetz, Staatsgrenzen, Städte und Legende sind sie wenig hilfreich. Aus dem Schiffsregister wird nicht klar, ob es sich um Kriegs- oder Handelsschiffe handelt. In der Terminologie zeigt der Autor Unsicherheiten. So ist der Hubschrauberträger "USS Boxer" einmal ein "amphibisches Landungsschiff" und zum anderen nur ein "Spezialschiff". Ein Anhang mit den einschlägigen UN- und EU-Resolutionen und dem Bundestagsmandat für den Einsatz der Deutschen Marine in der EU-Operation Atalanta fehlt leider. Doch insgesamt liegt ein Band vor, der wichtige Informationen über die Piraterie und die internationale Zusammenarbeit bei der Bekämpfung enthält.

WERNER RAHN

Eigel Wiese: Piraterie. Neue Dimensionen eines alten Phänomens. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010. 200 S., 29,90 [Euro].

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