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Die Karriere des Humanisten Enea Silvio Piccolomini (1405-1464) ist atemberaubend: In nur wenigen Jahren stieg der Verfasser schwül-erotischer Bestseller zum Papst auf, verleugnete sein früheres Leben und setzte sich mit einer literarisch meisterhaften Autobiographie, den "Commentarii", und dem Bau einer neuen Stadt, Pienza, zwei monumentale Denkmäler, wie sie nur in einer neuen Zeit, der Renaissance, entstehen konnten. Der Jurist und Poet Piccolomini ist uns vor allem durch das einnehmende Bild bekannt, das er von sich selbst gezeichnet hat. Volker Reinhardt legt in dieser ersten…mehr

Produktbeschreibung
Die Karriere des Humanisten Enea Silvio Piccolomini (1405-1464) ist atemberaubend: In nur wenigen Jahren stieg der Verfasser schwül-erotischer Bestseller zum Papst auf, verleugnete sein früheres Leben und setzte sich mit einer literarisch meisterhaften Autobiographie, den "Commentarii", und dem Bau einer neuen Stadt, Pienza, zwei monumentale Denkmäler, wie sie nur in einer neuen Zeit, der Renaissance, entstehen konnten.
Der Jurist und Poet Piccolomini ist uns vor allem durch das einnehmende Bild bekannt, das er von sich selbst gezeichnet hat. Volker Reinhardt legt in dieser ersten Piccolomini-Biographie seit Jahrzehnten das wahre Leben des Selfmademan frei. Er beschreibt, wie der Ratgeber in Liebesdingen, der ein zynisches Menschenbild propagierte und die päpstliche Allmacht bekämpfte, sich selbst in die Dienste des Pontifex begab und später als Papst eine beispiellose Machtfülle entfaltete. Pius' Beschreibungen ländlicher Idyllen rühren bis heute an, seine Werke zu Asien und Europa sind eine unschätzbare Quelle, die Renaissancestadt Pienza erregt Staunen - aber eigentlich faszinierend ist, wie es ein Einzelner geschafft hat, sich selbst und damit eine ganze Epoche neu zu erfinden.
Autorenporträt
Volker Reinhardt, geb. 1954, Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Fribourg, ist einer der führenden Kenner der italienischen Renaissance. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u. a. Biographien über Michelangelo, Machiavelli und Papst Alexander VI. Borgia sowie in der Reihe C.H.Beck Wissen Die Medici (42007) und Die Renaissance in Italien (32012).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Gefälligkeit siegt in dieser Piccolomini-Biografie des Historikers Volker Reinhardt. Enttäuscht stellt Marina Münkler dies fest, enttäuscht, da der Autor für sie die Chance verpasst, zu zeigen, wie Piccolomini seinen Geltungs- und Inszenierungsdrang mit dem Papstamt vereinte. Dass Reinhardt stattdessen darauf abzielt Pius II. als frivolen Karrieristen zu zeigen, entlockt Münkler ein Gähnen: Bekannt, findet sie. Statt der einfachen Opposition von Wahrheit (seiner eigenen Deutung) und Fiktion (in Piccolominis "Commentarii"), die der Autor aufmacht, hätte sich die Rezensentin eine sorgfältig differenzierende, klar argumentierende Interpretation aus wissenschaftlicher Distanz gewünscht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.01.2014

Ein Humanist mit höchsten Weihen

Versuchte Enthüllung eines geistlichen Karrieristen: Volker Reinhardt erzählt das Leben des Renaissance-Papsts Pius II. Piccolomini mit ziemlicher Schlagseite.

Unter den Päpsten der Renaissance ist Pius II. zweifellos derjenige, der am stärksten an seinem Selbstbild gearbeitet hat. Der zum "poeta laureatus" gekrönte Humanist verstand es, nicht nur als Redner, sondern auch als Geschichtsschreiber zu glänzen, und so verwundert es denn auch nicht, dass Pius in der Zeit seines Pontifikats (1458-1464) in einer umfangreichen autobiographisch geprägten Darstellung sein Leben und die Ausübung seines Amtes zu integrieren versuchte. Das war nicht ganz leicht, denn als der humanistische Gelehrte und Literat Enea Silvio Piccolomini hatte er nicht nur eine Reihe historiographischer Schriften, sondern auch die berühmte Liebesnovelle "Historia de duobus amantibus" und die Komödie "Chrysis" verfasst, die mit der Papstwürde nur schwer zu vereinbaren waren.

Außerdem hatte er eine überaus wechselvolle Laufbahn hinter sich gebracht: Der Sohn einer verarmten Sieneser Adelsfamilie war in die Dienste unterschiedlicher Herrscher und Institutionen getreten und hatte dabei mehrfach die Seiten gewechselt: Nach einem unabgeschlossen gebliebenen Studium der Jurisprudenz und intensiv betriebenen Studia humanitatis wurde er Sekretär des Kardinals Capranica und nahm am Baseler Konzil (1431-1449) teil, wo er verschiedene diplomatische Aufgaben wahrnahm. In dieser Zeit war er ein entschiedener Vertreter des Konziliarismus, den er dann als Papst nicht minder entschieden verurteilte. Schon nachdem er als Rat und Gesandter in den Dienst Kaiser Friedrichs III. getreten war, wandelte seine Position sich merklich; er betrieb die Aussöhnung von Kaiser und Papst und wechselte, nachdem diese erfolgt war, auf die Seite Roms, das ihn nach der Priesterweihe zum Bischof von Triest und Siena zum päpstlichen Legaten und schließlich 1456 zum Kardinal ernannte. Mit diesem Amt schien Enea den Gipfel der ihm möglichen Karriere erreicht zu haben, aber zur Überraschung vieler wurde er im Sommer 1458 zum Papst gewählt und nahm den Namen Pius an.

Nach seinem Amtsantritt bemühte er sich, seine Biographie zu bereinigen und sein humanistisches Gelehrten- und Literatenleben zum Verschwinden zu bringen, was er in der Retraktationsbulle von 1462 in den Worten zusammenfasste: "Vergesst Aeneas, nehmt Pius" (Aeneam reiicite, Pium suscipite). Sich selbst und seiner Familie errichtete er in seinem Heimatdorf Corsignano, das er zum Bischofssitz erhob und mit einem ehrgeizigen Bauprogramm zur Piusstadt Pienza umgestalten ließ, ein Denkmal. Freilich wahrte er auch als Papst die spöttisch-distanzierte Sicht des Humanisten auf die Versuche der Fürsten wie der Kardinäle, ihr Handeln durch den Rekurs auf Transzendenz zu legitimieren, und nahm sich selbst dabei keineswegs immer aus.

Diese wechselvollen und widersprüchlichen Aspekte seines Lebens versuchte er in seinen zwischen 1462 und 1463 abgefassten "Kommentaren zu den Denkwürdigkeiten, die sich in seiner Zeit ereignet haben" (Commentarii rerum memorabilium quae temporibus suis contigerunt) zu integrieren. Deren erstes Buch widmet sich als Vorgeschichte seinem Leben von der Geburt bis zur Übernahme des Pontifikats, die weiteren Bücher dem Pontifikat selbst. Sie bilden auch die Hauptquelle für die Pius-Biographie des Freiburger Historikers und Renaissance-Spezialisten Volker Reinhardt.

Es versteht sich von selbst, dass eine solch hochgradig stilisierte Autobiographie einer sorgfältig abwägenden Interpretation bedürfte, die sich nicht einfach an der Gegenüberstellung von Wahrheit und Fiktion orientieren sollte. Genau das aber ist der Gestus von Reinhardts Interpretation: Unablässig ist er bemüht, Enea als Karrieristen und Selbststilisierer zu entlarven, der seine Erfolge übertreibt, seine Niederlagen kaschiert und Frömmigkeit heuchelt, wo sie ihm von Nutzen ist. Die Konversion vom Enea zum Pius erscheint so als die unglaubwürdige Konstruktion eines eitlen Literaten und Karrieristen. Reinhardt schlägt damit denselben Ton an, wie die von 1856 bis 1863 erschienene dreibändige Pius-Biographie Georg Voigts, der Silvio Piccolomini aber immerhin eine zentrale Rolle in der Vermittlung des italienischen Humanismus nach Deutschland zugeschrieben und ihn als "Apostel" des Humanismus bezeichnet hatte.

Davon bleibt bei Reinhardt, der sich sonst wie ein Historiker des 19. Jahrhunderts liest, wenig übrig. Ganz und gar 21. Jahrhundert ist hingegen seine außerordentlich anachronistische Sprache: Die Studia humanitatis bezeichnet er als "neuen Studiengang", Friedrich III. als "Chef des Hauses Habsburg", die Mätressen von Prälaten als "Lebensabschnitts-Partnerinnen", Leon Battista Alberti als "Stararchitekten". Von "Menschlich-Allzumenschlichem" ist die Rede, wo es um Eneas Beschreibung der Diskussionen auf dem Baseler Konzil geht, von "freigeistigen und freizügigen Schriften" in Bezug auf seine Liebesnovellen. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.

Unentwegt bemüht sich Reinhardt, die Widersprüche zwischen Enea und Pius aufzudecken, aber da ist nichts aufzudecken, denn sie sind ebenso eklatant wie bekannt. Interessant wäre es gewesen, zu zeigen, was es Pius ermöglichte, diese Widersprüche zu integrieren, aber daran hat sein Biograph wenig Interesse. Worum es ihm geht, ist ein Bild, das den Piccolomini-Papst mit dem Ruch des Frivolen ausstattet, den Reinhardt für die besondere Würze der Renaissance zu halten scheint. Ein solches Bild ist vor allem zweierlei: voyeuristisch und gefällig. Und der Gefälligkeit hat Reinhardt vieles geopfert: klare Argumentation, wissenschaftliche Distanz und historische Differenzierung.

MARINA MÜNKLER

Volker Reinhardt: "Pius II. Piccolomini". Der Papst, mit dem die Renaissance begann. Eine Biographie.

Verlag C. H. Beck, München 2013. 392 S., geb., 24,95 [Euro].

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