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Oktober 1944. Mit sechsundachtzig Jahren steht Max Planck vor der schwersten Aufgabe seines Lebens. Der Nobelpreisträger soll ein «Bekenntnis zum Führer» verfassen. Viel hängt daran, denn Plancks geliebter Sohn Erwin, der am Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt war, sitzt im Todestrakt von Tegel. Planck denkt zurück an frohe Tage und die dunkle Zeitenwende. Gefährten sind im Exil, vor allem vermisst er Albert Einstein. Der forscht in Amerika und widmet sich vielem, besonders den Frauen, allerdings gar nicht seinem Sohn Eduard, der in der Zürcher Heilanstalt Burghölzli mit seinen inneren…mehr

Produktbeschreibung
Oktober 1944. Mit sechsundachtzig Jahren steht Max Planck vor der schwersten Aufgabe seines Lebens. Der Nobelpreisträger soll ein «Bekenntnis zum Führer» verfassen. Viel hängt daran, denn Plancks geliebter Sohn Erwin, der am Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt war, sitzt im Todestrakt von Tegel. Planck denkt zurück an frohe Tage und die dunkle Zeitenwende. Gefährten sind im Exil, vor allem vermisst er Albert Einstein. Der forscht in Amerika und widmet sich vielem, besonders den Frauen, allerdings gar nicht seinem Sohn Eduard, der in der Zürcher Heilanstalt Burghölzli mit seinen inneren Dämonen und dem fernen Vater ringt. Max Planck schreibt mit der Schwiegertochter Nelly Gnadengesuche für Erwin; dieser entdeckt die Weite des Daseins in einer Gefängniszelle. In der Berliner Reichskanzlei träumt Adolf Hitler vor einem Gemälde. Und Eduard Einstein erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält, während sein genialer Vater das Doppelspiel seiner russischen Geliebten nicht einmal ahnt.

Steffen Schroeder erzählt von der Freundschaft zwischen Max Planck und Albert Einstein, vom Verhältnis berühmter Väter zu ihren Söhnen, von der Liebe in aufgewühlten Zeiten. Und davon, wie die Musik von Johannes Brahms alles miteinander verbindet.

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Autorenporträt
Steffen Schroeder, geboren 1974 in München, ist Schauspieler und Schriftsteller. Er war Ensemblemitglied am Wiener Burgtheater, bevor er Claus Peymann ans Berliner Ensemble folgte, und spielte in zahlreichen Fernsehserien und Kinofilmen. Schroeder engagiert sich für den Weißen Ring und gegen Rechtsextremismus, seit 2017 ist er Botschafter der Organisation Exit-Deutschland. Sein Buch 'Was alles in einem Menschen sein kann. Begegnung mit einem Mörder' (2017) löste großes Echo aus. 2020 erschien sein Debütroman 'Mein Sommer mit Anja'. Steffen Schroeder, der väterlicherseits mit Max Planck verwandt ist und diesen Roman auf viele bislang der Öffentlichkeit unbekannte Briefe und Dokumente stützt, lebt mit seiner Familie in Potsdam.
Rezensionen
Schroeders Buch lehrt uns, das Leben in seiner Widersprüchlichkeit zu sehen, das Sein hinter dem Schein wahrzunehmen. Magazin Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt 20230526

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2022

Die Komposition der Vergangenheit
Familiengeschichten am Ende des Zweiten Weltkriegs: Steffen Schroeders Roman über den Widerstandskämpfer Erwin Planck, der Sohn des berühmten Physikers war

Im Februar 1945 bekommt Nelly Planck einen Brief von der Gerichtskasse. "Insgesamt, so schließt das Schreiben, soll sie binnen acht Tagen achthundertneunundfünfzig Reichsmark für die Hinrichtung ihres Ehemannes bezahlen." Dabei handelt es sich um den am Widerstand des 20. Juli 1944 beteiligten Erwin Planck, den Sohn des berühmten Physikers Max Planck. Von Roland Freisler wurde er zum Tode verurteilt; am 23. Januar 1945 hatte man Planck gehenkt. Steffen Schroeders Roman "Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor" bildet den Zeitraum von Oktober 1944 bis Mai 1945 ab.

Protagonisten des Buchs sind Erwin, Max, Marga und Nelly Planck, aber auch Albert Einstein, dessen Sohn Eduard, Kurt Gödel, Ferdinand Sauerbruch und die russische Agentin Margarita Konenkowa, die mit Einstein eine Affäre hat. Schroeders Buch ist in Kapitel gegliedert, an deren Anfang jeweils Datum und Ort stehen. Einsteins Sohn Eduard hält sich in einer Schweizer psychiatrischen Klinik auf, sein Vater ist in Princeton in den USA und geht spazieren mit Kurt Gödel. Max Planck befindet sich in Rogätz, Nelly und Erwin Planck sind in Berlin.

Schroeders Stärke ist die ausgestaltende Phantasie. Als Erwin Planck aus dem Gefängnis in Tegel wegen eines Bombentreffers verlegt wird, heißt es über die Autofahrt: "Dann wendet Erwin den Blick, versucht erneut, durch das kleine Gitterfenster einen Blick auf die Welt zu erhaschen. Bäume fliegen vorbei, er erkennt das bereits verfärbte Laub der Stieleichen am Straßenrand, und als sie kurz darauf unter einigen Kastanienbäumen entlangfahren, vernimmt er den blechernen Knall, als eine Kastanie aufs Autodach fällt." Der Autor versetzt sich in die Protagonisten seiner historischen Erzählung hinein, folgt ihren Gefühlen, schildert, was sie sehen, hören und denken. Über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen Herbst 1945 und Frühjahr 1945 hinaus geht es um eine Rekonstruktion sinnlicher Erfahrungen.

Schroeder ist ein genauer Beobachter, er differenziert bei botanischen Begriffen, unterscheidet zwischen medizinischen Instrumenten bei einer Operation in der Charité, analysiert Kompositionen von Brahms. Dabei stimmen auch die Proportionen, die Beobachtung der Details ist eingebunden in den Verlauf der Handlung, die erzählerischen Haupt- und Nebenwege bilden ein engmaschiges Netz.

Die literarische Kunst des Romans liegt in der subtilen Anspielung. Im Kapitel "Ein brauner Fleck" geht es um einen Kaffeefleck auf einem Teppich, der in der Wohnung von Erwin und Nelly Planck liegt und sich bereits in Plancks Dienstwohnung in der Reichskanzlei befand, als er dort Staatssekretär war. Es stellt sich heraus, dass Hitler auf dem Teppich stand, die Farbe der Verunreinigung spielt auf die Gesinnung des Diktators an. In Schroeders Roman zeigen sich überraschende Zusammenhänge, zum Beispiel die Bekanntschaft zwischen Einsteins psychisch krankem Sohn und Max Frisch oder die Verwandtschaft zwischen dem Gefängnispfarrer Harald Poelchau, der Erwin Planck in seinen letzten Tagen in Tegel betreut, und dem deutschen Physiker Klaus Fuchs, der in den USA sein Wissen über die atomare Forschung an die Russen verraten wird. Auch die Situation, in der Erwin Planck in seiner Zelle in einer Ausgabe von Tolstois "Krieg und Frieden" eine Postkarte mit Arnold Böcklins "Toteninsel" entdeckt und gleichzeitig Hitler in der Reichskanzlei vor diesem Gemälde stehend die Liste der Todeskandidaten durchgeht, ist literarisch geschickt komponiert.

In der Danksagung am Ende des Buches erwähnt Schroeder, dass die Erzählung von Erwin Planck zur Familiengeschichte des Autors gehörte (F.A.Z. vom 15. August). Er konnte sich auf "zahlreiche Briefe, Notizen, Fotos und Dokumente der Familie Planck stützen". Die Liste der von ihm konsultierten Archive macht deutlich, dass dem Buch eine längere Recherche vorausging. Der familiengeschichtliche Aspekt deutet sich auch in den Beziehungen zwischen den Vätern und den Söhnen an, bei Max Planck und bei Albert Einstein. Während Einstein allerdings kaum Interesse zeigt an seinem Sohn, der in der Psychiatrie versucht, sich das Leben zu nehmen, will Max Planck durch Korrespondenzen die Exekution seines Kindes verhindern. Einstein wiederum schreibt "Empfehlungsbriefe und entwirft Gutachten", um "jüdischen Wissenschaftlern und Künstlern bei der Flucht aus Deutschland zu helfen". Seine erste Frau Mileva fragt ihn schriftlich, warum er sich "um alle Menschen auf der Welt", nur nicht um seinen eigenen Sohn kümmere. Am Beispiel von Erwin Planck wird die Kompromisslosigkeit des NS-Regimes deutlich, das auch Söhne von Nobelpreisträgern hinrichtet, also von Wissenschaftlern, die den Ruf Deutschlands in der Welt verbreitet haben.

Ein Thema, das alle Protagonisten verbindet, ist die Musik. Nachdem Eduard Einstein die dritte Sinfonie von Brahms hört, springt er aus dem Fenster. Die Agentin Margarita Konenkowa erinnert sich an ihre Beziehung mit Sergei Rachmaninow. Die Physiker Max Planck und Albert Einstein musizieren miteinander. Auch der Aufbau von Schroeders Buchs, die Schilderung unterschiedlicher Personen an verschiedenen Orten, weist eine polyphone Struktur auf: "Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor" erinnert durch den Zusammenhang zwischen "Drittem Reich" und Musik an Thomas Manns "Doktor Faustus". Steffen Schroeder hat mit seinem Roman die historischen Tatsachen erweitert in den Bereich der persönlichen Empfindungen, der sinnlichen Wahrnehmungen. Gleichzeitig ist es ihm gelungen, den dokumentarischen Charakter der Erzählung zu bewahren, sodass sachliche und literarische Anteile in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. THOMAS COMBRINK

Steffen Schroeder: "Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor". Roman.

Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2022. 318 S., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Combrink lobt die Ausgewogenheit zwischen literarischer, fantastischer Ausgestaltung und dokumentarischer Faktentreue in Steffen Schroeders Roman über den Widerständler Erwin Planck und dessen Kreis. Wie sich der Autor in seine Figuren, ihre Wahrnehmung und ihr Empfinden hineinversetzt, sicherlich ein schmaler Grat, scheint Combrink gelungen. Ebenso überzeugend findet er, wie Schroeder zwischen den Figuren unerwartete bzw. wenig bekannte Zusammenhänge herstellt, so zwischen Planck und einem Wärter in Tegel. Dass dem Buch eine lange Recherche vorausging, wie der Rezensent weiß, verleiht dem Ganzen für Combrink durchaus Glaubwürdigkeit, sodass der Roman für ihn als legitime Erweiterung der historischen Tatsachen durchgeht.

© Perlentaucher Medien GmbH