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Maximilien, ein Pariser Kunsthändler mittleren Alters, ist seit zehn Jahren mit der Psychoanalytikerin Clotilde verheiratet. Von einer kurzen Affäre Maximiliens abgesehen, scheint die Ehe intakt. Da glaubt der Ehemann Veränderungen im Verhalten seiner Frau festzustellen. Betrügt sie ihn mit einem Patienten? Plant sie den Ausstieg aus ihrem bourgeoisen Dasein? Oder steigert er sich, getrieben von Schuldgefühlen, nur in etwas hinein? Eine geheimnisvolle, vieldeutige Geschichte, fesselnd bis zum überraschenden Schluß.

Produktbeschreibung
Maximilien, ein Pariser Kunsthändler mittleren Alters, ist seit zehn Jahren mit der Psychoanalytikerin Clotilde verheiratet. Von einer kurzen Affäre Maximiliens abgesehen, scheint die Ehe intakt. Da glaubt der Ehemann Veränderungen im Verhalten seiner Frau festzustellen. Betrügt sie ihn mit einem Patienten? Plant sie den Ausstieg aus ihrem bourgeoisen Dasein? Oder steigert er sich, getrieben von Schuldgefühlen, nur in etwas hinein? Eine geheimnisvolle, vieldeutige Geschichte, fesselnd bis zum überraschenden Schluß.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.1998

Wie du dir so ich mir
Lustlos: Das Ehepaar Orban erfindet "Planspiele der Liebe"

Wäre da nicht der kokett eingestandene Makel, ein "Galerist ohne Diplom" zu sein, das Pariser Leben Maximiliens könnte als vollkommen gelten. Nur ein plötzlicher Moment der Langeweile, eine Art Gähnen seiner ansonsten ehelich angeregten Libido, ließ ihn fast wider Willen in den Seitensprung stolpern. Weil die Blondine aber "plumpe Beine" und er einen guten Geschmack hat, kommen beide nur dieses eine Mal zusammen. Schwieriger als die Geliebte ist das schlechte Gewissen gegenüber seiner Frau Clotilde abzuschütteln, die ihm ein Diplom (in Psychoanalyse) und noch besseren Geschmack voraushat. Seine Strategie sieht vor, das Wissen um die eigene Untreue im Verdacht der fremden zu beruhigen. Mißtrauisch beobachtet er seine Frau, bis sich seine willkürlichen Vermutungen scheinbar bewahrheiten. In ihrem demonstrativ versteckten Tagebuch findet er das Geständnis ihres "Entliebens" und ihrer Müdigkeit im ehelichen Beischlaf. Von ihrer Schrift stumm gemacht, liest er fortan täglich ihre Eintragungen über das wachsende Maß an Entfremdung. Widerstandslos läßt er sich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer verweisen, weil er auch darüber ihre Meinung nachlesen will. Die Wollust seiner Lektüre kommt erst an ihre Schmerzgrenze, als das Tagebuch vom fremdgängerischen Koitus auf der Behandlungscouch nebst nachfolgender Schwangerschaft erzählt. Seine Frau aber gesteht - in haarsträubender Wendung der Geschichte - das Imaginäre ihrer Offenbarungen: Alles Literatur, mit der ihre Eifersucht sich "machiavellistisch" an seiner Untreue rächen wollte. Solch aberwitzige Planspiele zu erdenken, so will uns das Buch weismachen, sind nur wahrhaft Liebende (und ein kongeniales Autorenpaar) fähig.

Wohlgeborgen unter der Zipfelmütze seiner Alltäglichkeit, wird der geneigte Leser das Knirschen dieser Fabelkonstruktion womöglich hinnehmen. Ihre Zumutungen könnte er wohlwollend als Teil einer amourösen Lebensform deuten, die ihm selbst für immer verschlossen bleibt - deshalb hatte er ja enttäuschungsfreie Aufklärung aus der Literatur erhofft. Und das latent schlechte Gewissen des Normalisten könnte ihn dafür dankbar sein lassen, von diesen exzentrischen Charakteren überhaupt erfahren zu haben. Daß er sie nicht versteht, wäre dann seine eigene Schuld.

Unruhiger macht den Leser da schon das psychoanalytische Geschwätz, mit dem die Figuren die Aussichtspunkte ihrer Seelenlandschaft selbst markieren wollen. Dauernd stolpert er über Sätze, deren Trivialität ihn wahrhaft erschüttert. "Die Lust ist der Hauptgegenstand der Psychoanalyse", wird der Leser so ernsthaft belehrt, daß er darüber den Hinweis auf seine eigene, gerade untergehende Lust an der Lektüre beschämt unterdrückt. Vielleicht, so mutmaßt er, sind die Planspiele der Liebe eine Folge überdrehter Selbstbeobachtung und gehören damit - arbeitsrechtlich gesehen - zu den Berufskrankheiten einer Psychoanalytikerin. Am eigenen Leben hätte Clotilde damit ihren einträglichsten Fall gewonnen.

Unverzeihlich an diesem Roman ist aber, daß er die zurückhaltende Vornehmheit der Figuren mit ihrer gelangweilten Darstellung verwechselt. Wo die Charaktere nur dezent sein wollen, zeichnen die Autoren sie merkmalslos. Maximilien und Clotilde streiten lakonisch, weil dem Ehepaar Orban keine Worte einfallen. Man hat einen Aston Martin, aber es fehlt die epische Welt, um ihn fahren zu lassen. Die Lust wird so gefeiert, daß man darüber ins Gähnen verfällt. So kommt es zu dem bedauerlichen Umstand, daß den Angehörigen einer selbstbeherrschten Klasse im dürrsten Prosastil eine verrückende Leidenschaft abverlangt wird, wo sie kaum einen Charakter besitzen. Die Nägel, mit denen angeblich die Seele des Ehemanns zerrissen wird, bleiben tadellos lackiert. Der Snobismus der Warenwelt, der den Roman umweht, hat auch seine Sprache nachlässig gemacht. Er produziert Langeweile, wo sie ihm Thema sein sollte. Dieses wohlstandsversessene Buch gleicht einem Parfum, das man zu schließen vergessen hat. Es taugt nichts. THOMAS WIRTZ

Christine Orban und Olivier Orban: "Planspiele einer Liebe". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Irmengard Gabler. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1998. 168 S., geb., 34,- DM.

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