Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Anders als bei den meisten Mythen lässt sich die Sage von Atlantis auf einen einzigen Autor zurückführen. Auch seriöse Philologen billigen Platons Bericht über Atlantis in seinen Dialogen "Timaios" und "Kritias" einen wahren Kern zu, weiß Rezensent Albert von Schirnding. Doch vor allem Para-Archäologen und selbsternannte Welträtsel-Löser lassen sich vom platonischen Atlantis-Bericht zu den krudesten Spekulationen hinreißen, hält der Rezensent fest. Mit dieser Gruppe hat der Gräzist Heinz-Günther Nesselrath nun abgerechnet. Wie von Schirnding ausführt, nimmt Nesselrath defintiv Abschied von der Legende Atlantis. Hauptfehler der modernen Atlantis-Sucher ist nach Nesselrath, so von Schirnding, dass sie Platons Angaben zugunsten ihrer Lösungen bis zur Unkenntlichkeit abändern, sich aber dennoch auf die Autorität des Denkers berufen. Nehme man Platons Angaben ernst, so sei an ihrer Unhaltbarkeit nicht zu zweifeln. Die Frage, warum Platon dann überhaupt von Atlantis spricht, beantwortet Nesselrath nach Ansicht von Schirndings "überzeugend": Platon ersann die Geschichte von der Niederlage des mächtigen Atlantis, das Züge der Seemacht Karthago und der Landmacht Persien vereint, als warnende Parabel, mit der er auf die Politik Athens Einfluss nehmen wollte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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