Platons Dialog Kratylos thematisiert eine der Grundfragen philosophischer Semantik: Wie erlangen die Ausdrücke unserer Sprache ihre spezifischen Bedeutungen? Platon diskutiert zwei mögliche Antworten: Entweder sprachliche Ausdrücke gewinnen ihre Bedeutung durch soziale Übereinkunft (Bedeutungskonventionalismus) oder durch eine 'natürliche' Beziehung (Bedeutungsnaturalismus) zu ihren Trägergegenständen. Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, Platons Überlegungen zum Begriff der Bedeutung als eine kohärente Theorie zu deuten, die beide Positionen inkorporiert. Es werden die zeitgenössischen semantischen Ansätze Putnams und Grice' eingeführt und interpretatorisch auf den platonischen Dialog angewendet. Im Zuge der Untersuchung werden die epistemologischen Bezüge von Platons Semantik aufgezeigt und eine innovative Lesart der platonischen Position generell vorgeschlagen. So wird gezeigt, dass Platon in der Geschichte der Sprachphilosophie bisher zu Unrecht vernachlässigt worden ist.
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