Ein bahnbrechend-innovativer Psychothriller von Sebastian Fitzek, der das Böse zum Klingen bringt - und ein Wiedersehen mit Alina Gregoriev und Alexander Zorbach aus »Der Augensammler« und »Der Augenjäger«!
Musik ist ihr Leben. 15 Songs entscheiden, wie lange es noch dauert.
Vor einem Monat verschwand die 15-jährige Feline Jagow spurlos auf dem Weg zur Schule. Von ihrer Mutter beauftragt, stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Sendet Feline mit der Auswahl der Songs einen versteckten Hinweis, wohin sie verschleppt wurde und wie sie gerettet werden kann? Fieberhaft versucht Zorbach das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln. Ahnungslos, dass ihn die Suche nach Feline und die Lösung des Rätsels der Playlist in einen grauenhaften Albtraum stürzen wird. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, bei dem die Überlebenschancen aller Beteiligten gegen Null gehen ...
Das Besondere an »Playlist« ist, dass es Felines Musik wirklich gibt. »Playlist« ist eine einzigartige Verbindung aus Musik und Text des Bestsellerautors Sebastian Fitzek und nationalen und internationalen Top-Künstler_innen: Auf der Playlist zu "Playlist" finden sich 15 exklusive und noch unveröffentlichte Songs von Künstlern wie Rea Garvey, Silbermond, Beth Ditto, Kool Savas, Johannes Oerding, Lotte, Alle Farben, Tim Bendzko und vielen mehr. Die Audio-Playlist zum Thriller »Playlist« gibt es als CD, Vinyl, Download und Stream.
"Man sagt mir ja eine gewisse Phantasie nach, aber dass dieses Projekt am Ende so fantastische Ausmaße annehmen würde, hätte ich mir selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. 15 Stars der nationalen und internationalen Musikszene haben den Schlüsselinhalt meines neuen Psychothrillers real und »Playlist« damit zu meinem bislang außergewöhnlichsten Buchprojekt werden lassen." - Sebastian Fitzek
Musik ist ihr Leben. 15 Songs entscheiden, wie lange es noch dauert.
Vor einem Monat verschwand die 15-jährige Feline Jagow spurlos auf dem Weg zur Schule. Von ihrer Mutter beauftragt, stößt Privatermittler Alexander Zorbach auf einen Musikdienst im Internet, über den Feline immer ihre Lieblingssongs hörte. Das Erstaunliche: Vor wenigen Tagen wurde die Playlist verändert. Sendet Feline mit der Auswahl der Songs einen versteckten Hinweis, wohin sie verschleppt wurde und wie sie gerettet werden kann? Fieberhaft versucht Zorbach das Rätsel der Playlist zu entschlüsseln. Ahnungslos, dass ihn die Suche nach Feline und die Lösung des Rätsels der Playlist in einen grauenhaften Albtraum stürzen wird. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, bei dem die Überlebenschancen aller Beteiligten gegen Null gehen ...
Das Besondere an »Playlist« ist, dass es Felines Musik wirklich gibt. »Playlist« ist eine einzigartige Verbindung aus Musik und Text des Bestsellerautors Sebastian Fitzek und nationalen und internationalen Top-Künstler_innen: Auf der Playlist zu "Playlist" finden sich 15 exklusive und noch unveröffentlichte Songs von Künstlern wie Rea Garvey, Silbermond, Beth Ditto, Kool Savas, Johannes Oerding, Lotte, Alle Farben, Tim Bendzko und vielen mehr. Die Audio-Playlist zum Thriller »Playlist« gibt es als CD, Vinyl, Download und Stream.
"Man sagt mir ja eine gewisse Phantasie nach, aber dass dieses Projekt am Ende so fantastische Ausmaße annehmen würde, hätte ich mir selbst in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können. 15 Stars der nationalen und internationalen Musikszene haben den Schlüsselinhalt meines neuen Psychothrillers real und »Playlist« damit zu meinem bislang außergewöhnlichsten Buchprojekt werden lassen." - Sebastian Fitzek
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Jakob Biazza findet keinen Sinn in Sebastian Fitzeks neuem Thriller. Dafür gibt es allerhand Cliffhanger, die Geschichte einer Kindesentführung und eine interaktive Kopplung von Buch und Website, Animationen und Playlist, also eigens fürs Buch geschriebenen Tracks von Beth Ditto, Tim Bendzko u. a. - alles etwas viel für Biazzas Gefühl. Richtig schade findet er aber, dass aus all dem kein spannender Thriller wird, nicht mal ein Thrillerchen, und schon gar keiner, der in die Realität diffundiert, wie es der Autor sich vorstellt, sondern eher eine überinszenierte Schnitzeljagd a la "Drei ???".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Sebastian Fitzek in Höchstform - wie man ihn kennt: kurze Kapitel, spannende Wendungen, lebensgefährliche Situationen und purer Nervenkitzel." Der Neue Tag 20211217
Sing seinen Song
Der brillante Buch-Inszenierer Sebastian Fitzek hat 15 berühmte Musiker um Stücke gebeten,
die er zu einem Thriller verbindet. Ganz schlechte Idee
VON JAKOB BIAZZA
Wer sich noch immer fragt, warum Menschen, für die Literatur eine sehr ernste, in Stille und Andacht zu verrichtende Sache ist, Sebastian Fitzek nicht für einen Schriftsteller halten, sondern für einen Buch-Showmaster, eine Art Thomas Gottschalk des Psychothrillers: Herzlich willkommen auf der Homepage fitzek-playlist.de.
Eine Seite, die wirkt wie Focus Online auf Crack. Sie zeigt eine Vorort-Straße bei Nacht, Nikolassee, teurer Berliner Speckgürtel. Die Farben sind heruntergedimmt und graustichig, das Kopfsteinpflaster ist feucht vom Nebel. Im Hintergrund ein für die Gegend frappierend schiefer, weißer Lattenzaun. Der Zaun taucht im hier beworbenen Buch auf. „Playlist“ heißt es. Ein Psychothriller. Kindesentführung, eimerweise Arterienblut versprühende Morde, lebensgeprügelte Protagonisten, die Handlung schlägt irre Haken. Alles also, was einen guten Fitzek-Thriller ausmacht, und ja, es soll hier behauptet werden, dass es das gibt: gute Fitzek-Thriller und manchmal auch sehr gute. „Playlist“ gehört nur nicht dazu.
Vor dem Grundstück jedenfalls: ein weißer Kastenwagen. Der Kastenwagen ist wichtiger für die Handlung als der Zaun, deshalb steht er weiter vorne im Bild. Seine Hecktüren sind geöffnet, und aus dem Laderaum quillt warmes goldgelbes Licht. Eine Verheißung? Eine Falle? Ist das überhaupt noch ein Transporter? Oder schon das Tor zur Hölle? Merke von hier an: Nichts ist, wie es scheint. Ganz vorne im Bild steht: Sebastian Fitzek. Er ist nicht Teil der Handlung des Buches.
Und noch vor Fitzek, wie direkt auf den Bildschirm gepappt, brüllen den Besucher „Breaking News“ an. Eine Art Agentur-Ticker rennt am unteren Bildrand entlang und bewirbt einen Live-Stream. Darüber, in der bekannten Fitzek-Buchtitel-Typographie, die aussieht, wie in kreischender Panik in Glas gekratzt, die Frage: „Bist du bereit für Playlist?“ Und ein Countdown. Stand des Countdowns am vergangenen Freitagmorgen: 5 Tage, 11 Stunden, 5 Minuten, 7 Sekunden.
Der Erfolg eines Autors, hat Fitzek einer Kollegin vor ein paar Jahren mal erzählt, hänge maßgeblich von Unglamourösem ab. Was unter anderem heißt, dass er selbst sich im schönsten Sinne für quasi nichts zu schade ist, wenn es nur hilft, seine Bücher zu den Lesern zu bringen. Er ist schon in Zwangsjacke und mit Hannibal-Lecter-Maske auf die Bühne gegangen. Vorher ließ er verbreiten, beim Schreiben wahnsinnig geworden zu sein. Als sein Thriller „Das Paket“ erscheinen sollte, lieh er sich eine Paketbotenuniform aus, platzte unangekündigt in die Marketing-Sitzung seines Verlages hinein, verteilte Pakete, in denen die Manuskripte zu „Das Paket“ lagen, und schaute der versammelten Mannschaft zu, wie sie die Mitbringsel aufgeregt auspackte. Dann sagte er, er wolle „dieses Erlebnis“ bitte beim Leser haben. „Das Paket“ wurde dann natürlich als Paket ausgeliefert. Das funktioniert. Seit Fitzeks Debüt „Die Therapie“ aus dem Jahr 2006 waren alle Bücher (nicht nur die Thriller) des 50-Jährigen Bestseller. Seit fünf Jahren in Folge ist er der meistverkaufte Autor Deutschlands.
Diesmal hat Fitzek sich ein interaktives Spiel ausgedacht, das man ebenfalls auf der Homepage findet – irgendwas zwischen spätem „Monkey Island“ und sehr frühem „Grand Theft Auto“. Videos mischen sich mit statischen Suchbildern und kleinen Animationen. Wer mag, kann sich durch Teile der Handlung rätseln, Codes knacken, Musikfetzen entschlüsseln. Natürlich tritt Fitzek selbst in den Videos auf – weißes Hemd, dunkler Anzug, perfektes Privat-Radio-Timbre, die Andeutung eines Bartschattens. Keine Krawatte. „Mein Name ist Sebastian Fitzek“, sagt er, „und heute habe ich eine ganz besondere Geschichte für dich: ‚Playlist‘. Mit ihr betrittst du eine verwirrende, vielleicht sogar verstörende Welt. Das hängt ganz davon ab, was du geneigt bist zu glauben“. Dann raunt er noch den Satz, der die Essenz seines neuen Buchs sein soll: „15 Songs entscheiden über Leben und Tod.“Man muss Fitzeks Bücher nicht schlecht finden, um zu sagen: Die Inszenierung ist oft noch besser.
Was nun zu „Playlist“ führt, das deutlich schlechter ist als die Inszenierung. Eine 15-Jährige ist verschwunden, Feline Jagow. Keine Anhaltspunkte, keine Nachrichten, keine Lösegeldforderung. Bis es an der Tür der Familie klingelt. Nicht irgendwann im Buch, sondern im ersten Satz: „Exakt um 18 Uhr 42, drei Wochen, zwei Tage und neun Stunden nachdem seine Tochter spurlos auf ihrem Schulweg verschwunden war, klingelte es zweimal an der Haustür, und Thomas Jagow musste erfahren, dass das menschliche Grauen keine Belastungsgrenze kennt.“
Thomas, Fitzek-Figuren sind eher Vornamenfiguren, tritt also auf den folgenden Seiten vor die Tür, findet einen Ziegelstein mit einem Schlüssel dran, passiert den für die Gegend frappierend schiefen, weißen Lattenzaun, sieht einen Kastenwagen, öffnet die Hintertür, entdeckt seine Tochter im Laderaum. Dann klingelt sein Handy.
Und natürlich muss, so macht Fitzek das in seinen Thrillern ja auch, das Klingeln hier zum Cliffhanger werden. Bevor es weitergeht also zuerst ein paar andere Figuren: Alexander Zorbach etwa, Ich-Erzähler und lebensgeprügelter Ermittler, den Felines Mutter beauftragt, nach ihrer Tochter zu suchen, der dafür allerdings nicht eben viel Zeit hat. Er muss in ein paar Tagen eine Haftstrafe antreten, weil er im vorangegangenen Buch einen Menschen getötet hat, den er für einen Serienmörder hielt. Nicht irgendeinen Serienmörder, sondern Mike „Scholle“ Scholokowsky, den „Teufel, der meine Frau ermordet und meinen Sohn entführt hatte. Die Ausgeburt des Bösen, der mich einst dazu verleitete, einen Unschuldigen zu töten, den ich für schuldig hielt.“ Scholle selbst ist entkommen.
Alina Gregoriev auch, aber versehrt. Sie ist „die Frau, die zu kontaktieren ich in den letzten Monaten vergeblich versucht hatte. Weil sie sich aus gutem Grund von mir fernhielt: Sie wollte nicht sterben“. Alina hat im vorangegangenen Buch auch schon mit Alexander ermittelt. Sie ist blind. War blind. Nichts ist schließlich, wie es scheint, deshalb kann sie seit einer Operation wieder sehen – allerdings nur schemenhaft und für ihr Gehirn noch reizüberfordernd. Alina hat ein Ambigramm als Tattoo: „LUCK“ im einen Blickwinkel. „Als ich sie damals jedoch von hinten umarmte und ihr dabei über die Schulter blickte, verwandelte sich das Tattoo vor meinen Augen in das Wort FATE. Zufall oder Schicksal?“ Solche Fragen stellt Fitzek oft. Zu oft diesmal.
Schließlich wäre da noch eine Einrichtung namens Ambrosia, die ein Frauenhaus sein könnte, oder eine Sekte. Die Leiterin hat einen Diplomatenpass, deshalb tut sich die Polizei schwer beim Nachsehen. Außerdem ist ja nichts, wie es scheint. Nachdem Thomas aufgelegt hat, geht er zurück ins Haus und lässt seine Tochter im Kastenwagen zurück. Dafür taucht die Playlist auf. In der Handlung – und in echt: Fitzek hat 15 Künstler dazu gebracht, ihm Songs zu schreiben. Relativ viel sehr deutscher Privatradio-Standard, das schon. Ein paar „The Voice of Germany“-Juroren sind dabei und ein paar weitere Leute, die man nicht auseinanderhalten kann – Johannes Oerding, Tim Bendzko, Joris. So was. Aber eben auch Beth Ditto und Kool Savas. Damit ihre Stücke Teil der Handlung werden können, muss viel von Mauern gesungen werden, von Verliesen, Gittern, Dunkelheit und Augen. Die Fiktion, so wird das Ganze beworben, diffundiert in die Realität. In den Presseabteilungen von Verlag und Plattenfirma sprechen sie deshalb von „Real-Fiction Thriller“, was dann doch ein bisschen so ist, wie wenn man das Spiel „Schiffe versenken“ mit der Seeschlacht von Lepanto gleichsetzt. Tatsächlich leben Musik und Buch doch sehr nebeneinander her. Wo sie einander berühren, ringt das der Plausibilität viel ab.
„Augenlieder“ heißt die Playlist. Kein Tippfehler. Die blinde Alina hat sie einst so genannt – für Feline. Man kennt sich von früher. Zufall oder Schicksal?
Oder doch der Punkt, an dem man einsehen muss, dass Sebastian Fitzek, der Autor, der ja keine Weltliteratur schreiben will, sondern gute, deutsche Thriller, die trotzdem nicht peinlich sind, was ja viel ist, sich hier verrannt hat. Dass ihn die Idee von der Musik, die lebendig wird, die es vom Buch ins Radio schafft und von dort in die Charts (was ihr natürlich gelingen wird), dazu verleitet hat, in eine auch für seine Verhältnisse hanebüchene „Drei ???“-hafte Schnitzeljagd zu driften. Dass seine immer schon latent irre konstruierten, mit ganz famos unprätentiösem Handwerk dann aber doch meistens locker heimgefahrenen Kausalitäten und Zusammenhänge diesmal ein bisschen bekloppt geraten. Feline kommuniziert über die Playlist. Vielleicht. Songs ergeben Hinweise, Hinweise ergeben Wörter, Wörter ergeben Orte. Und irgendwann ergibt wirklich nichts mehr Sinn.
Das funktioniert. Seit fünf Jahren
in Serie ist dieser Mann der
meistverkaufte Autor des Landes
Damit die Songs Teil der
Handlung werden können, muss
viel von Mauern gesungen werden
Sebastian Fitzek:
Playlist.
Psychothriller.
Droemer, München 2021.
400 Seiten, 22,99 Euro.
Macht was mit Büchern. Und mit PR. Und mit Showbusiness. Und mit Erfolg: der Langzeit-Bestsellerautor Sebastian Fitzek.
Foto: Marcus Höhn
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Der brillante Buch-Inszenierer Sebastian Fitzek hat 15 berühmte Musiker um Stücke gebeten,
die er zu einem Thriller verbindet. Ganz schlechte Idee
VON JAKOB BIAZZA
Wer sich noch immer fragt, warum Menschen, für die Literatur eine sehr ernste, in Stille und Andacht zu verrichtende Sache ist, Sebastian Fitzek nicht für einen Schriftsteller halten, sondern für einen Buch-Showmaster, eine Art Thomas Gottschalk des Psychothrillers: Herzlich willkommen auf der Homepage fitzek-playlist.de.
Eine Seite, die wirkt wie Focus Online auf Crack. Sie zeigt eine Vorort-Straße bei Nacht, Nikolassee, teurer Berliner Speckgürtel. Die Farben sind heruntergedimmt und graustichig, das Kopfsteinpflaster ist feucht vom Nebel. Im Hintergrund ein für die Gegend frappierend schiefer, weißer Lattenzaun. Der Zaun taucht im hier beworbenen Buch auf. „Playlist“ heißt es. Ein Psychothriller. Kindesentführung, eimerweise Arterienblut versprühende Morde, lebensgeprügelte Protagonisten, die Handlung schlägt irre Haken. Alles also, was einen guten Fitzek-Thriller ausmacht, und ja, es soll hier behauptet werden, dass es das gibt: gute Fitzek-Thriller und manchmal auch sehr gute. „Playlist“ gehört nur nicht dazu.
Vor dem Grundstück jedenfalls: ein weißer Kastenwagen. Der Kastenwagen ist wichtiger für die Handlung als der Zaun, deshalb steht er weiter vorne im Bild. Seine Hecktüren sind geöffnet, und aus dem Laderaum quillt warmes goldgelbes Licht. Eine Verheißung? Eine Falle? Ist das überhaupt noch ein Transporter? Oder schon das Tor zur Hölle? Merke von hier an: Nichts ist, wie es scheint. Ganz vorne im Bild steht: Sebastian Fitzek. Er ist nicht Teil der Handlung des Buches.
Und noch vor Fitzek, wie direkt auf den Bildschirm gepappt, brüllen den Besucher „Breaking News“ an. Eine Art Agentur-Ticker rennt am unteren Bildrand entlang und bewirbt einen Live-Stream. Darüber, in der bekannten Fitzek-Buchtitel-Typographie, die aussieht, wie in kreischender Panik in Glas gekratzt, die Frage: „Bist du bereit für Playlist?“ Und ein Countdown. Stand des Countdowns am vergangenen Freitagmorgen: 5 Tage, 11 Stunden, 5 Minuten, 7 Sekunden.
Der Erfolg eines Autors, hat Fitzek einer Kollegin vor ein paar Jahren mal erzählt, hänge maßgeblich von Unglamourösem ab. Was unter anderem heißt, dass er selbst sich im schönsten Sinne für quasi nichts zu schade ist, wenn es nur hilft, seine Bücher zu den Lesern zu bringen. Er ist schon in Zwangsjacke und mit Hannibal-Lecter-Maske auf die Bühne gegangen. Vorher ließ er verbreiten, beim Schreiben wahnsinnig geworden zu sein. Als sein Thriller „Das Paket“ erscheinen sollte, lieh er sich eine Paketbotenuniform aus, platzte unangekündigt in die Marketing-Sitzung seines Verlages hinein, verteilte Pakete, in denen die Manuskripte zu „Das Paket“ lagen, und schaute der versammelten Mannschaft zu, wie sie die Mitbringsel aufgeregt auspackte. Dann sagte er, er wolle „dieses Erlebnis“ bitte beim Leser haben. „Das Paket“ wurde dann natürlich als Paket ausgeliefert. Das funktioniert. Seit Fitzeks Debüt „Die Therapie“ aus dem Jahr 2006 waren alle Bücher (nicht nur die Thriller) des 50-Jährigen Bestseller. Seit fünf Jahren in Folge ist er der meistverkaufte Autor Deutschlands.
Diesmal hat Fitzek sich ein interaktives Spiel ausgedacht, das man ebenfalls auf der Homepage findet – irgendwas zwischen spätem „Monkey Island“ und sehr frühem „Grand Theft Auto“. Videos mischen sich mit statischen Suchbildern und kleinen Animationen. Wer mag, kann sich durch Teile der Handlung rätseln, Codes knacken, Musikfetzen entschlüsseln. Natürlich tritt Fitzek selbst in den Videos auf – weißes Hemd, dunkler Anzug, perfektes Privat-Radio-Timbre, die Andeutung eines Bartschattens. Keine Krawatte. „Mein Name ist Sebastian Fitzek“, sagt er, „und heute habe ich eine ganz besondere Geschichte für dich: ‚Playlist‘. Mit ihr betrittst du eine verwirrende, vielleicht sogar verstörende Welt. Das hängt ganz davon ab, was du geneigt bist zu glauben“. Dann raunt er noch den Satz, der die Essenz seines neuen Buchs sein soll: „15 Songs entscheiden über Leben und Tod.“Man muss Fitzeks Bücher nicht schlecht finden, um zu sagen: Die Inszenierung ist oft noch besser.
Was nun zu „Playlist“ führt, das deutlich schlechter ist als die Inszenierung. Eine 15-Jährige ist verschwunden, Feline Jagow. Keine Anhaltspunkte, keine Nachrichten, keine Lösegeldforderung. Bis es an der Tür der Familie klingelt. Nicht irgendwann im Buch, sondern im ersten Satz: „Exakt um 18 Uhr 42, drei Wochen, zwei Tage und neun Stunden nachdem seine Tochter spurlos auf ihrem Schulweg verschwunden war, klingelte es zweimal an der Haustür, und Thomas Jagow musste erfahren, dass das menschliche Grauen keine Belastungsgrenze kennt.“
Thomas, Fitzek-Figuren sind eher Vornamenfiguren, tritt also auf den folgenden Seiten vor die Tür, findet einen Ziegelstein mit einem Schlüssel dran, passiert den für die Gegend frappierend schiefen, weißen Lattenzaun, sieht einen Kastenwagen, öffnet die Hintertür, entdeckt seine Tochter im Laderaum. Dann klingelt sein Handy.
Und natürlich muss, so macht Fitzek das in seinen Thrillern ja auch, das Klingeln hier zum Cliffhanger werden. Bevor es weitergeht also zuerst ein paar andere Figuren: Alexander Zorbach etwa, Ich-Erzähler und lebensgeprügelter Ermittler, den Felines Mutter beauftragt, nach ihrer Tochter zu suchen, der dafür allerdings nicht eben viel Zeit hat. Er muss in ein paar Tagen eine Haftstrafe antreten, weil er im vorangegangenen Buch einen Menschen getötet hat, den er für einen Serienmörder hielt. Nicht irgendeinen Serienmörder, sondern Mike „Scholle“ Scholokowsky, den „Teufel, der meine Frau ermordet und meinen Sohn entführt hatte. Die Ausgeburt des Bösen, der mich einst dazu verleitete, einen Unschuldigen zu töten, den ich für schuldig hielt.“ Scholle selbst ist entkommen.
Alina Gregoriev auch, aber versehrt. Sie ist „die Frau, die zu kontaktieren ich in den letzten Monaten vergeblich versucht hatte. Weil sie sich aus gutem Grund von mir fernhielt: Sie wollte nicht sterben“. Alina hat im vorangegangenen Buch auch schon mit Alexander ermittelt. Sie ist blind. War blind. Nichts ist schließlich, wie es scheint, deshalb kann sie seit einer Operation wieder sehen – allerdings nur schemenhaft und für ihr Gehirn noch reizüberfordernd. Alina hat ein Ambigramm als Tattoo: „LUCK“ im einen Blickwinkel. „Als ich sie damals jedoch von hinten umarmte und ihr dabei über die Schulter blickte, verwandelte sich das Tattoo vor meinen Augen in das Wort FATE. Zufall oder Schicksal?“ Solche Fragen stellt Fitzek oft. Zu oft diesmal.
Schließlich wäre da noch eine Einrichtung namens Ambrosia, die ein Frauenhaus sein könnte, oder eine Sekte. Die Leiterin hat einen Diplomatenpass, deshalb tut sich die Polizei schwer beim Nachsehen. Außerdem ist ja nichts, wie es scheint. Nachdem Thomas aufgelegt hat, geht er zurück ins Haus und lässt seine Tochter im Kastenwagen zurück. Dafür taucht die Playlist auf. In der Handlung – und in echt: Fitzek hat 15 Künstler dazu gebracht, ihm Songs zu schreiben. Relativ viel sehr deutscher Privatradio-Standard, das schon. Ein paar „The Voice of Germany“-Juroren sind dabei und ein paar weitere Leute, die man nicht auseinanderhalten kann – Johannes Oerding, Tim Bendzko, Joris. So was. Aber eben auch Beth Ditto und Kool Savas. Damit ihre Stücke Teil der Handlung werden können, muss viel von Mauern gesungen werden, von Verliesen, Gittern, Dunkelheit und Augen. Die Fiktion, so wird das Ganze beworben, diffundiert in die Realität. In den Presseabteilungen von Verlag und Plattenfirma sprechen sie deshalb von „Real-Fiction Thriller“, was dann doch ein bisschen so ist, wie wenn man das Spiel „Schiffe versenken“ mit der Seeschlacht von Lepanto gleichsetzt. Tatsächlich leben Musik und Buch doch sehr nebeneinander her. Wo sie einander berühren, ringt das der Plausibilität viel ab.
„Augenlieder“ heißt die Playlist. Kein Tippfehler. Die blinde Alina hat sie einst so genannt – für Feline. Man kennt sich von früher. Zufall oder Schicksal?
Oder doch der Punkt, an dem man einsehen muss, dass Sebastian Fitzek, der Autor, der ja keine Weltliteratur schreiben will, sondern gute, deutsche Thriller, die trotzdem nicht peinlich sind, was ja viel ist, sich hier verrannt hat. Dass ihn die Idee von der Musik, die lebendig wird, die es vom Buch ins Radio schafft und von dort in die Charts (was ihr natürlich gelingen wird), dazu verleitet hat, in eine auch für seine Verhältnisse hanebüchene „Drei ???“-hafte Schnitzeljagd zu driften. Dass seine immer schon latent irre konstruierten, mit ganz famos unprätentiösem Handwerk dann aber doch meistens locker heimgefahrenen Kausalitäten und Zusammenhänge diesmal ein bisschen bekloppt geraten. Feline kommuniziert über die Playlist. Vielleicht. Songs ergeben Hinweise, Hinweise ergeben Wörter, Wörter ergeben Orte. Und irgendwann ergibt wirklich nichts mehr Sinn.
Das funktioniert. Seit fünf Jahren
in Serie ist dieser Mann der
meistverkaufte Autor des Landes
Damit die Songs Teil der
Handlung werden können, muss
viel von Mauern gesungen werden
Sebastian Fitzek:
Playlist.
Psychothriller.
Droemer, München 2021.
400 Seiten, 22,99 Euro.
Macht was mit Büchern. Und mit PR. Und mit Showbusiness. Und mit Erfolg: der Langzeit-Bestsellerautor Sebastian Fitzek.
Foto: Marcus Höhn
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