In der deutschen Gegenwartslyrik gibt es keine Stimme wie diese!»Plötzlich alles da« ist wie eine Zauberformel. Der Ursprung, die Magie von Gedichten ist in ihr gefasst. Verlorenes und Bedrohtes, Verblasstes und Ersehntes werden ins Leben gesungen, sind mit einem Mal voll da. Dann sprechen sie zu uns, öffnen und verwandeln sich und werden auf eine höhere Ebene transponiert. Die Bewegung zum Scheitelpunkt des »plötzlich« lässt aber auch schon die Umkehrung zum »Plötzlich alles weg« erahnen, das die Versehrtheit und den Verlust umspannt. Die Vielfalt und Dringlichkeit der Themen reißt Grenzen ein. Vergessene Lieder steigen hoch aus der Brunnenstube des Erinnerns. Die vermeintliche Trennwand zwischen Tier und Mensch bricht auf, denn der Lebenstrieb des anderen Lebendigen, und sein Schmerz, ist auch der eigene. Trauer und Wut über die Zerstörung der Natur steht neben der dunklen Vergegenwärtigung der Nazibesatzung Lapplands. Nur von der Sprache kann all dies aufgefangen werden - behütet von der pietà der poesie. Zugleich setzt das Eintauchen in die finno-ugrische Tradition mit ihrem mythischen ganzheitlichen Begreifen der Tiere, z._B. des Bären, der heutigen Sichtweise etwas Bedenkenswertes entgegen. Sie ist weniger weit entfernt von der Anfangs-Einheit des Paradieses.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Nico Bleutge liest gerne Dorothea Grünzweigs Gedichte, in denen sich Erinnerungen an die verstorbene Mutter und die Kindheit in Baden-Württemberg mit Naturbetrachtungen Finnlands verbinden. Dem Rezensenten gefällt, wie die Dichterin in ihren musikalisch anmutenden Texten finnische mit schwäbischen Wörtern kombiniere, eine "Sphäre von "Leid und Liebe" schaffe und den Blick nach innen mit dem auf die Landschaft verbinde. Einzig, dass Grünzweig dabei die von ihr kritisierte, die Natur unterwerfende Ideologie des Profits nicht genauso "wundersam gebrochen und sprachlich verschlickt" zu formulieren vermag, wie ihre Landschaftsbeschreibungen, bedauert Bleutge, der sich dem "Brabbeln und Lullen der Wörter" dennoch nicht entziehen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Dorothea Grünzweig ist keine Entdeckung oder Empfehlung, sondern eine der großen deutschsprachigen Dichterinnen unserer Zeit.« (Nora Bossong, Lyrik-Empfehlungen 2021) »berührende Zeugnisse der Innerlichkeit, ein Lobgesang auf Subjektivität und die Verzauberung durch bildreiche Sprachkunst« (Björn Hayer, neues deutschland, 21.11.2020) »Viel Schmerz und Trauer, Wut stecken in diesen Versen, viel Schönheit auch, und nur wenig Hoffnung.« (Bettina Hartz, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29.11.2020) »(Dorothea Grünzweig) schreibt an einem ziemlich singulären lyrischen Werk, das sich allen Konventionen verweigert.« (Andreas Wirthensohn, Wiener Zeitung extra, 13./14.02.2021) »Dorothea Grünzweigs Sprache gelingt es, sehr lebendig Erlebnisse und Geschichten abzubilden.« (Timo Brandt, signaturen-magazin.de, 13.11.2020) »eine deutsche Gedichtsprache, die finnischer kaum anmuten könnte - das fasziniert immer wieder« (Jessika Kuehn-Velten, Deutsch-Finnische Rundschau, Dezember 2020) »Dorothea Grünzweigs empfindsame, feinnervige Dichtung schenkt uns ein Obdach auf Zeit.« (Thorsten Paprotny, Am Erker 80, April 2021) »Die Lyrik von Dorothea Grünzweig bekommt durch die finno-schwäbisch-deutschen Verwebungen einen ganz eigenen Sound« (Matthias Ehlers, WDR 5 Bücher, 15.05.2021) »Dororthea Grünzweig gelingt mit diesem Band Großes - weise, leise summt sie den Gesang der Erde.« (Klaus-Martin Bresgott, zeitzeichen, 9/2021)