Die Begriffe 'Pluralismus', 'Wahrheit' und 'Toleranz' werden sowohl deskriptiv im Sinne einer Zustandsbeschreibung als auch normativ im Sinne eines wünschenswerten Verhaltens gebraucht und verweisen auf gesellschaftliche Spannungen in pluralistischen Gesellschaften. In liberal-demokratischen Gesellschaften gewährleistet die weltanschauliche Neutralität des Staates die Koexistenz von Lebensformen unterschiedlicher kultureller Prägung mit divergierenden Vorstellungen von einem guten Leben und von der wahren Weltordnung. Dabei kommt es zu Unvereinbarkeiten zwischen den Lebensformen, aber auch zwischen den ihrerseits kulturabhängigen demokratischen Verfassungen und anderskulturellen Lebensformen. Das sich daraus ergebende Konfliktpotenzial fordert um des gesellschaftlichen Friedens willen eine vernünftige Einhegung. Die Beiträge dieses Bandes behandeln aus der Perspektive der Medizin, der Pädagogik und Praktischen Philosophie, der Rechtswissenschaft und der Theologie die Geschichte der Ideen, die hinter diesen Begriffen stehen, ihr systematisches Verhältnis zueinander sowie ihre Bedeutung in der gesellschaftlichen und beruflichen Praxis.