Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Romanistik - Vergleichende Romanistik, Note: 1,0, Universität Regensburg (Institut für Romanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: William Somerset Maugham gibt zu verstehen, er kenne keine bessere Übung für einen Schriftsteller als einige Jahre den Beruf des Arztes auszuüben. Und auch Gottfried Benn lässt in seinem Text "Gespräch" die beiden Figuren Gert und Thom über die Parallelen zwischen Naturwissenschaft und Literatur reflektieren. Gert stellt dabei die Frage: "Das hieße also, ehe man einen Roman oder ein Gedicht schreiben wollte, müßte man Chemie, Physik, experimentelle Psychologie, Atomistik, Embryologie studieren?" Und Thom antwortet: "Du drückst es etwas verwegen aus, aber ich sage: ja." Was verleitet Somerset Maugham und Benn dazu, eine Verbindung herzustellen zwischen Medizin und Literatur, das heißt, zwischen dem Beruf des Arztes und dem des Schriftstellers? Dass durchaus Berührungspunkte zwischen der Literatur und der Medizin bestehen, demonstrierten im 19. Jahrhundert die Vertreter des französischen Naturalismus, allen voran Emile Zola, der in seinem Werk Le roman expérimental (1879) die Annäherung der Literatur an die Naturwissenschaften postulierte und Claude Bernards Analysemethoden in seinem literarischen Schreiben anzuwenden versuchte.Nun genügt es nach Somerset Maugham jedoch nicht, wie Zola lediglich in die Rolle eines Wissenschaftlers oder eines Mediziners zu schlüpfen. Der Schriftsteller müsse vielmehr selbst über die Erfahrung und das Wissen eines Arztes verfügen, um der Kunst des literarischen Schreibens überhaupt gerecht werden zu können. Ein Begriff, der eine Vereinigung von Medizin und Literatur zum Ausdruck bringt, ist der des poeta medicus bzw. der des Schriftsteller-Arztes. Damit werden im Allgemeinen, und ebenso in der vorliegenden Arbeit, Schriftsteller bezeichnet, die über ein abgeschlossenes Medizinstudium verfügen und sich vor oder auch noch während ihrer literarischen Tätigkeit dem Beruf des Arztes widmen. Was bewegt nun einen Arzt dazu, das Skalpell zur Seite zu legen und es gegen eine Schreibfeder einzutauschen? Ist es die Suche nach Selbstverwirklichung, der Wunsch, sein medizinisches Wissen zu popularisieren bzw. zu didaktisieren oder das Verlangen danach, Gesehenes in Worte zu fassen? Eine eindeutige Bestimmung der Beweggründe ist freilich nicht möglich. Vielmehr scheinen alle die hier exemplarisch genannten Gründe ihre Berechtigung zu finden. [...]
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