Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 120,00 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Es gibt kaum einen literaturtheoretischen Text, der über Jahrhunderte hin eine solche Autorität ausgeübt hat wie Aristoteles’ kleiner Traktat 'Über die Dichtkunst'. Die 'Poetik' gilt seit der Renaissance als Text, der einen 'neuen', der Welt zugewandeten Aristoteles zeigt, der der Dichtung die Aufgabe zugewiesen habe, die empirische Wirklichkeit selbst nachzuahmen. Dem Dichter war dadurch eine rationale Aufgabe gestellt: Er sollte die Ordnung der Welt erkennen und darstellen. Der Zweifel an der Ordnung und Schönheit der Welt und die so genannte Genieästhetik führten im 18. Jahrhundert zu einem…mehr

Produktbeschreibung
Es gibt kaum einen literaturtheoretischen Text, der über Jahrhunderte hin eine solche Autorität ausgeübt hat wie Aristoteles’ kleiner Traktat 'Über die Dichtkunst'. Die 'Poetik' gilt seit der Renaissance als Text, der einen 'neuen', der Welt zugewandeten Aristoteles zeigt, der der Dichtung die Aufgabe zugewiesen habe, die empirische Wirklichkeit selbst nachzuahmen. Dem Dichter war dadurch eine rationale Aufgabe gestellt: Er sollte die Ordnung der Welt erkennen und darstellen. Der Zweifel an der Ordnung und Schönheit der Welt und die so genannte Genieästhetik führten im 18. Jahrhundert zu einem Bruch mit der 'aristotelischen' Nachahmungspoetik. Die Probleme, die die Umdeutung der 'Poetik' zu einer 'Nachahmungspoetik' in der Frühen Neuzeit mit sich brachten, wurden in der Forschung oft zu wenig beachtet. Der Aufgabe, die wirkungsgeschichtlichen Vorgaben der modernen Aristoteles-Deutung intensiver mit zu bedenken, stellt sich der Kommentar von Arbogast Schmitt, der auch die anthropologische Verortung der Dichtung, wie sie bei Aristoteles selbst und bei den spätantiken und mittelalterlichen Kommentatoren vorgenommen wird, berücksichtigt. Er versucht auf diese Weise, die Intention der 'Poetik' dem modernen Leser näher zu bringen. Der Kommentar hat einführenden Charakter und versucht - auch für Studierende - die Verständnisbedingungen, die ein heutiger Leser braucht, zusammenzustellen und zu erklären.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ein "bewundernswertes Zeugnis altphilologischer Gelehrsamkeit" ist diese kommentierte Neuübersetzung von Aristoteles' "Poetik", so bilanziert Otfried Höffe, die mit "stupender Kenntnis" des Gegenstandes und "überragendem Wissen" über Rezeption und Forschung überzeugen könne. Dem Philologen und Philosophiehistoriker Arbogast Schmitt sei es gelungen, die "bleibende Aktualität" der Hauptbegriffe dieser ersten systematischen Erörterung der Dichtkunst deutlich zu machen. Der Rezensent geht hier näher auf den Begriff des Tragischen und den Mimesis-Begriff ein und merkt lediglich kritisch an, dass Aristoteles' Abweichungen von Platon nicht deutlich genug herausgearbeitet werden. Höffe hebt die von Schmitt vorgenommene "neuartige Kommentierung" hervor, die zu jedem Kapitel "Gliederung und Zielsetzung" erläutere sowie unter der Rubrik "Einzelerklärung und Forschungsprobleme" interpretierende Klein-Essays liefere, die allerdings oft eher "harmonisierend" als problematisierend auf die Forschung wie auf den historischen Kontext Bezug nehmen, wie Höffe bemerkt. Schmitts besonderes Anliegen - und sein Verdienst - sei es, auch historische Missverständnisse der Rezeption wie ihre Fehllektüre als Regelpoetik kenntlich zu machen, wie sie in der Renaissance aufgekommen sei, meint Höffe.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr