Musils autobiographische Notizen zeigen, daß er keines seiner Werke so hoch schätzte wie die beiden unter dem Titel "Vereinigungen" zusammengefaßten Erzählungen. Die vorliegende Arbeit bietet eine eingehende Interpretation der Texte und eine Rekonstruktion der ihnen zugrundeliegenden poetischen Anthropologie. In deren Zentrum steht eine eigentümliche Deutung des subjekthaften Daseins. Nicht nur erfährt dieses Dasein notwendig alles Begegnende als unaufhebbar Fremdes, es ist zudem zu einer permanenten Sinnproduktion gezwungen, um der Erfahrung einer gänzlich sinnleeren Welt zu entkommen. Gleichwohl sind diese Erzählungen mehr und anderes als die poetische Darstellung einer vor allem mit den Namen Nietzsche, Mach und Oesterreich verbundenen philosophischen Position. Musil selbst hat sich nachdrücklich dagegen gewehrt, Dichtung als verkappte Form von Theorie zu verstehen. Die poetische Sprache kann vielmehr Formen des Erlebens zur Anschauung bringen, die sich der begrifflichen Bestimmung entziehen. Musil hat dieses Vermögen der Dichtung vor allem in den "Vereinigungen" demonstriert. In ihnen werden sinnlich-sinnhafte Erfahrungen vergegenwärtigt, welche in Musils poetischer Anthropologie dem subjekthaften Dasein und damit der grundlegenden Erfahrung der Fremdheit der Welt und des Anderen vorausliegen.
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