Einst für ihren naiven Geist gepriesen oder geschmäht, gilt Else Lasker-Schüler heute als Zeitgenossin in fast jeder Hinsicht. Demgegenüber zeigt die vorliegende Studie, dass der radikale Impuls ihres _uvres nur erfasst werden kann, wenn die vermeintlich trivialen Gehalte ernst genommen werden, die ihrem Werk bis an die Schwelle des Exils zugrunde liegen und sich als Ästhetik der Kolportage beschreiben lassen. Lasker-Schülers Grundgestus einer polemischen Negation bürgerlicher Hoch- wie populärer Massenkultur wird anhand ihrer Poetik der Kindheit, der Kritik des Kindheitskults Peter Hilles,…mehr
Einst für ihren naiven Geist gepriesen oder geschmäht, gilt Else Lasker-Schüler heute als Zeitgenossin in fast jeder Hinsicht. Demgegenüber zeigt die vorliegende Studie, dass der radikale Impuls ihres _uvres nur erfasst werden kann, wenn die vermeintlich trivialen Gehalte ernst genommen werden, die ihrem Werk bis an die Schwelle des Exils zugrunde liegen und sich als Ästhetik der Kolportage beschreiben lassen. Lasker-Schülers Grundgestus einer polemischen Negation bürgerlicher Hoch- wie populärer Massenkultur wird anhand ihrer Poetik der Kindheit, der Kritik des Kindheitskults Peter Hilles, der Affinität zum Dichtungskonzept Gustav Landauers, der Auffassung von Kitsch und Nonsenspoesie sowie ihrer Poetik der Urbanität nachgezeichnet.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
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Autorenporträt
Magnus Klaue hat Neuere Deutsche Literatur, Philosophie, Theater- und Filmwissenschaften in Berlin studiert und dort von 2003 bis 2008 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität gelehrt. Er arbeitet als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, u.a. für »Jungle World« und »konkret«. Derzeit ist er Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Inhaltsangabe
- Einleitung
I. Elemente des poetischen Enthusiasmus. Kindheit - Kolportage - Popularität 21
1. Diätetik des poetischen Enthusiasmus
a) Kindliches Lesen, kindliches Schreiben (Benjamin, Bloch)
b) Enthusiasmus und Lustkritik (Schlaffer, Wolgast)
c) Offene Läden: Kolportage, Handel, Phantasie
2. Phantasie, poetische Subjektivität und Gemeinschaft
a) Kompensatorische und lebendige Phantasie (Bloch, Freud)
b) Hochkultur, Nonsense und 'freie Komik' (Kempner, Mauthner)
c) Königliches Eigentum: Autorschaft und poetische Subjektivität in Ich räume auf!
d) Das Geblüt des Dichters: Selbstherrlichkeit und Gemeinschaft (Mühsam, Landauer)
II. Der 'Fels' als 'Spielbibel'. Die Topographie der Kindheit bei Peter Hille und Else Lasker-Schüler
1. Erpresste Unschuld: Zur Poetik der Kindheit im Werk von Peter Hille
a) Poetik und Pädagogik
b) Das 'lebenstüchtige' Kind
c) Das 'schöne' Kind
d) Strategien der Petrifizierung: Nonsense, Dinglyrik, Felsmetaphorik
2. Die Belebung des Felsens: Else Lasker-Schülers Peter-Hille-Texte
a) Die Poetik der 'blassen' Kindheit
b) Das Peter-Hille-Buch I: Felsmetaphorik und Namengebung
c) Komik, Trivialisierung, Kollektivität
d) Das Peter-Hille-Buch II: Legende - Kolportage - Prophetie
e) Zweierlei Eigentum: Autograph und Widmung
III. Ästhetische Entnüchterung. Kitsch und poetische Subjektivität in den Werken der Bohème-Zeit
1. Poetische Kinderszenen: Ansichten aus der "Paradiesinnerlichkeit"
a) Affektive Bilder: Paradiesische Familie
b) Affektive Sprache: Intersubjektivität und Intimität
c) Die paradiesischen Gemeinplätze: Kitsch und Fragment
2. Kunst als Geschenk: Fragmente einer Sprache der Liebe